Gelsenkirchen. Schalke-Manager Horst Heldt nimmt in einem flammenden Appell vor dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen die Mannschaft in die Pflicht und lässt keine Nebengeräusche zu. Schalke-Trainer Jens Keller sagt: “Wir sind selbst unser größter Konkurrent.“

Keine Ahnung, ob Horst Heldt ein abergläubischer Mensch ist. Aber dass es bei den meisten Klubs so etwas wie ein Vereins-Gen gibt, das glaubt der Sportliche Leiter des FC Schalke 04 schon. Das Mia-San-Mia-Gefühl der Bayern, das Gück noch in letzter Spielsekunde zwingen zu können, oder der allgemeine Ruf der Kölner, der ihnen vorauseilt: Spielt gegen die am besten zur Karnevalszeit, da sind sie mit ihren Gedanken woanders. Und das Schalke-Gen? „Ich glaube, dass es so etwas gibt. Die Historie dieses Vereins zeigt jedenfalls, dass hier schon manche große Sache verpasst wurde, die greifbar nahe schien.“

Zwar spielen die Schalker in dieser Saison nicht um so etwas Großes wie die Meisterschaft, aber der vierte Rang und die damit verbundene Qualifkationsrunde zur Champions League sind aus finanzieller Hinsicht ein nicht minder lukratives Ziel. Und den Kader mit internationalen Ansprüchen hält es zusätzlich bei Laune.

"Es gibt keinen Grund zur Selbstzufriedenheit"

Und darum wurde die obligatorische Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr, live bei uns im Ticker) zur Gelegenheit für den Manager, einen flammenden Appell an seine Angestellten via Medien zu richten: „Es gibt keinen Grund zur Selbstzufriedenheit, und es ist keine Zeit mehr für Ausreden. Wir haben auswärts zuletzt schon genug Chancen liegen gelassen. Ich will nicht wieder in Bremen stehen und nach Gründen suchen müssen, das geht mir auf den Keks.“

SchalkeVon sieben kleinen Endspielen hatte Marco Höger in dieser Woche gesprochen, und da kann jede kleine Finalniederlage bis zum Saisonende schwer in der Endabrechnung bestraft werden, zu eng zusammen ist das Verfolgerfeld.

Da befindet sich Schalke als Vierter in der Poleposition, die die Konkurrenz überholen muss. Somit hat Trainer Jens Keller die Gefahr in den eigenen Reihen ausgemacht: „Wir sind selbst unser größter Konkurrent. Wenn wir uns auf uns konzentrieren und erfolgreich sind, werden wir nicht überholt, wir haben es selbst in der Hand.“

Auswärts wurden Punkte verschenkt

Die Heftigkeit, in der der Manager seinen Appell nach dem zuletzt doch sicheren 3:0-Sieg über Hoffenheim vortrug, überraschte doch ein bisschen, ist aber in manch leichtfertig verschenkten Auswärtspunkten (Düsseldorf, Hoffenheim, Nürnberg) begründet.

Vielleicht hat Horst Heldt aber auch einfach nur Angst, dass etliche Nebengeräusche im Verein und rund um die Spieler diese nur vom Wesentlichen im Endspurt der Saison ablenken könnten. Der selbstbewusst vorgetragene Wunsch eines Julian Draxlers zum Beispiel, der sich eines zukünftigen Tages durchaus eine sportliche Weiterführung seiner Karriere im Ausland vorstellen könnte, dürfte deshalb den Verein momentan nicht interessieren, den Manager schon gar nicht: „Ich beschäftige mich damit überhaupt nicht. Jede persönliche Situation muss hinten angestellt werden.“ Aber dann findet er auch noch versöhnliche Töne: „Julian hat eine hohe Identifikation mit dem Verein, darum sehe ich seine Aussage überhaupt nicht negativ.“

Aber auch andere Personalien möchte Horst Heldt in dieser Saison-Phase am liebsten ausblenden, obwohl hinter den Kulissen doch die eine oder andere Weiche gestellt wird: „Wir haben uns mit Olympique Lyon geeinigt, dass Bastos ein weiteres Jahr zu uns ausgeliehen bleibt“, bestätigte Heldt.