Bremen. Seit 14 Jahren ist Thomas Schaaf Trainer von Werder Bremen - im selben Zeitraum hatte Schalke 04 13 unterschiedliche Trainer. Im Interview spricht der ewige Bremer über Trainerdiskussionen, die Tücken seines Berufs und das bevorstehende Duell mit den Königsblauen.
Thomas Schaaf und Werder Bremen, das ist so etwas wie eine lange Ehe, nur ohne diesen üblichen Krach zwischen den beiden Partnern und vor allem ohne Fremdgehen. Seit fast 14 Jahren ist der 51-Jährige nun Cheftrainer der Hanseaten und viele Experten im Fußball meinen, es könne eine Beziehung für die Unendlichkeit werden, obwohl ihm der lange treue Begleiter Klaus Allofs inzwischen weggelaufen ist.
Doch in letzter Zeit gibt es auch Stimmen, die behaupten, das ewige Paar habe sich abgenutzt. Im Interview spricht Schaaf über Trainerdiskussionen in Bremen und auf Schalke und wie schwierig das Geschäft unter ständiger Beobachtung geworden ist.
Thomas Schaaf, wie bedrohlich schätzen Sie die Bremer Situation im Kampf gegen den Abstieg aus der Bundesliga ein?
Thomas Schaaf: Momentan ist die Tabellensituation und Punktausbeute für uns nicht ganz zufriedenstellend. Wir wissen, wo wir uns bewegen und wie die Situation ist. In den letzten Jahren mussten wir gewisse Veränderungen herbeiführen und das braucht eben seine Zeit. Daher haben wir vor der Saison auch nicht die Champions League oder das internationale Geschäft als Ziel ausgegeben, sondern, dass wir möglichst mitstreiten wollten um die internationalen Startplätze. Wir wissen, dass wir einen Tick darunter liegen, aber wir wissen auch damit umzugehen.
Aus der Ferne des Ruhrgebiets wird Bremens sportlicher Absturz mit Verwunderung aufgenommen, da Werder viele Jahre lang in der Champions League gespielt hat. Ist die heile Welt, das so ruhig und bedächtig wirkende Bremer Umfeld in Gefahr – oder war das ohnehin immer nur eine Illusion?
Schaaf: Die Arbeit im Verein ist für mich unverändert. Aber die Medien funktionieren hier in Bremen auch nicht anders, wobei oft versucht wird, in vielen Dingen eher das Negative darzustellen. Uns war allen klar, dass dieser Umbruch nötig ist, auch wenn uns der ein oder andere noch in der Champions League sieht. Wir können letztlich nur das liefern, was im Bereich unserer Möglichkeiten liegt. Wir haben da eine realistische Einschätzung, die manch einem ein wenig fehlt.
Schaaf macht die Arbeit immer Spaß - auch ohne Titel
Das Bremer Urgestein Thomas Schaaf wird öffentlich angezählt, es heißt, Sie seien womöglich nicht mehr der richtige Trainer für Werder...
Schaaf: Wenn man sportlich nicht erfolgreich ist, wird man immer in die Situation kommen, dass man als Trainer in Frage gestellt wird. Das wird sich nicht vermeiden lassen, aber das ist nicht meine Angelegenheit. Meine Aufgabe ist es, mit der Mannschaft sinnvolle und seriöse Arbeit zu leisten. Darauf konzentriere ich mich, alles andere kann ich sowieso nicht verändern. Da machen sich andere ihre Gedanken drüber.
Macht Ihnen die Arbeit denn noch genau so viel Spaß, wie zu der erfolgreichen Zeit?
Schaaf: Mir macht meine Arbeit immer Spaß, weil es nicht nur darum geht hinter Titeln herzujagen, sondern gute Arbeit abzuliefern, sich um die einzelnen Spieler zu kümmern und mit ihnen gemeinsam Ziele zu verfolgen. Manchmal ist das eben sehr schwer, weil man diese Erfolge nicht so schnell erringen kann und alles ein bisschen mehr Zeit braucht. Das ist im Fußball so. Man muss sich diesen Herausforderungen stellen und die nehme ich hier gerne an.
Mit Schalke 04 gastiert am Samstag nicht nur ein Topklub mit Champions-League-Ambitionen im Weserstadion, sondern sportlich auch eine Wundertüte. Wie bewerten Sie den Gegner?
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Schaaf: Wir erwarten ein absolutes Top-Team, das wirklich sehr gut besetzt ist. Die Schalker mussten die Strapazen in drei Wettbewerben wegstecken, das ist nicht einfach. Schalke macht das schon einige Zeit und weiß, was für eine Belastung auf das Team zukommt. Die Verantwortlichen haben es aber immer wieder geschafft, eine reizvolle und interessante Mannschaft zusammenzustellen.
Werder muss "die gute Offensive der Schalker in den Griff bekommen"
Ist es für Bremen ein wegweisendes Spiel, sodass Werder im besten Fall das Thema Klassenerhalt nach einem Sieg gegen einen großen Gegner wie Schalke als erfolgreich erledigt abheften könnte?
Schaaf: Wir schauen erst mal auf das Spiel, weniger auf die Tabelle, sondern auf die Aufgabe, die vor uns liegt. Wir müssen die gute Offensive der Schalker in den Griff bekommen und dabei selber gut nach vorne spielen. Was dabei herumkommt, werden wir nach dem Spiel wissen. Jetzt geht es ausschließlich darum, meine Mannschaft optimal auf diesen Gegner vorzubereiten.
Ihrem Kollegen Jens Keller schlug auf Schalke von Beginn seiner Tätigkeit im Dezember 2012 an große Skepsis entgegen, ob er der Aufgabe überhaupt gewachsen sei. Was halten Sie von Schlagzeilen wie ‚Das Gesicht der Schalker Krise’?
Schaaf: Nichts! Grundsätzlich kann ich das nur aus der Ferne bewerten, aber derjenige, der das Amt innehat, sollte die Chance bekommen, seine Ideen umsetzen zu können und seine Arbeit nachzuweisen. Auf Schalke gibt es Verantwortliche, die diese Arbeit sehr gut bewerten können. Insgesamt ist das Trainergeschäft ein sehr schwieriges, es wird meinen Kollegen und mir nicht leichter gemacht.
Sie selbst werden als einer seiner möglichen Nachfolger ab Sommer gehandelt...
Schaaf: Ich bin Angestellter von Werder Bremen, daher interessiert mich diese Diskussion nicht.