Gelsenkirchen/Osnabrück. Wo er auftaucht, gibt es Lob: Schalkes Florian Flick steht vor dem U21-Debüt – eine bemerkenswerte Entwicklung, die nicht selbstverständlich ist.
Dass es ein gutes Jahr beim FC Schalke 04 für Florian Flick werden könnte, hat sich früh angedeutet, schon in der Vorbereitung. „Er ist eine Allzweckwaffe, die sich für nichts zu schade ist“, kassierte Flick zum Abschluss des Trainingslagers ein dickes Lob des damaligen Trainers Dimitrios Grammozis. Wissbegierig, fleißig, zuverlässig präsentierte sich Flick in der Vorbereitung. Grammozis: „Ich hoffe, dass er so weiter macht und wir eines Tages dahinkommen, dass wir sagen: Er muss einfach auf den Platz und muss spielen.“
Grammozis ist nicht mehr Schalke-Trainer, seine Hoffnung hat sich aber erfüllt: Florian Flick (22) hat sich nicht nur einen festen Platz im Aufstiegs-Team verdient, sondern auch den Sprung ins Nationaltrikot geschafft. Am Freitag könnte er sein DFB-U21-Debüt feiern, knapp zwei Jahre nach seinem Wechsel von Waldhof Mannheim ins Ruhrgebiet.
Schalkes Florian Flick wird von Trainern und Mitspielern gelobt
„Florian hat in der abgelaufenen Saison eine hervorragende Entwicklung genommen und aufgrund seiner Leistung vor allem zum Saisonende seinen Beitrag zur Meisterschaft und zum Bundesliga-Aufstieg geleistet“, sagte U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo der WAZ. „Auf der Sechserposition zeichnet ihn seine Vielfältigkeit aus. Er bringt sowohl defensive Stabilität als auch spielerische Fähigkeiten mit.“ Dieser Weg ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Denn in der Endphase der Abstiegssaison war Flick einer von mehreren Spielern, die aus der Schalker U23 hochkamen und ihr Bundesliga-Debüt gaben – mehrere haben den Verein inzwischen verlassen, wurden ausgeliehen oder verkauft. Keiner hat sich so stark entwickelt wie Flick. 27 von 34 Zweitliga-Spielen machte er, stand bei 15 Spielen in der Startelf. Bei den finalen Partien in Sandhausen, gegen St. Pauli und in Nürnberg stand er jeweils 90 Minuten auf dem Feld. Und verdiente sich noch mehrfach Lob: auch die erfahrenen Spieler im Schalker Kader schwärmen vom 22-Jährigen.
Simon Terodde zum Beispiel sagte: „Wenn man zum Beispiel Florian Flick erlebt, sieht man: Der gibt immer 100 Prozent.“ Der 22-Jährige sei zwar „nicht der große Wortführer“, habe aber „einen wichtigen Stellenwert in der Kabine und auf dem Platz“. Ganz ähnlich klingt Kapitän Danny Latza im Gespräch mit der WAZ.
Bis vor 13 Monaten war Flick ein Viertliga-Fußballer
„Flo ist ein Laufwunder – da hat er mich langsam eingeholt. Das liegt wohl daran, dass er etwas jünger ist als ich“, sagt Latza und lacht. Und holt dann zum Kompliment aus: „Er ist ein ruhiger Typ, aber immer sehr fokussiert und engagiert. Flo gibt immer Gas und hat seine Chance in dieser Saison genutzt.“
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Der Weg ist bemerkenswert: Bis Mai 2021 war Flick ein Viertliga-Fußballer. Unter Grammozis feierte er sein Bundesliga-Debüt gegen HOffenheim, erzielte beim 4:3 gegen Frankfurt wenig später sogar sein erstes Bundesliga-Tor.
13 Monate später ist er im Kreis der U21-Nationalmannschaft, hat sich auch dort schnell einen Namen gemacht. Natürlich, weil der Spitzname „Hansi“ sich immer direkt anbietet, auch wenn er mit dem Bundestrainer nicht verwandt ist. Vor allem aber natürlich, weil er auch auf dem Platz Eindruck hinterlässt. Auch wenn seine Spielweise meist längst nicht so spektakulär ist wie die seiner Nebenleute, steht er hoch in der Gunst von Trainern und Teamkollegen.
In Osnabrück hofft Flick auf sein erstes Länderspiel
„Ich bin ein Spätentwickler, aber jetzt konnte ich mich empfehlen“, sagte Flick vor dem U21-Länderspiel gegen Ungarn (18.15 Uhr, Osnabrück). „Ich bin hier, um mich zu zeigen und würde mich freuen, Einsatzminuten zu bekommen.“ Die Entwicklung von Florian Flick erreicht damit ihren Höhepunkt, soll aber noch nicht zu Ende sein – Schalke plant fest mit dem Spät-Starter.
Vor der Zweitliga-Saison unterschrieb Flick seinen ersten Profi-Vertrag bis 2023. Bereits im Februar dieses Jahres verlängerte er auf Schalke bis 2024.
Dieser Text ist Teil der Schalke-Serie "Aufstiegsklasse von 2022", in der diese Redaktion jeden Spieler des Aufstiegskaders zusammen mit Kapitän Danny Latza vorstellt.
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