Gelsenkirchen.. Torwart Martin Fraisl war bei Schalke 04 bei Spielern und vielen Fans geschätzt. Aus sportlichen Gründen verlässt er Königsblau nun.

Leicht ist Martin Fraisl der Abschied von Schalke 04 nicht gefallen. „Das war sehr emotional“, verriet Aufstiegstrainer Mike Büskens in einem Instagram-Livestream. „Martin hat Schalke in der kurzen Zeit gelebt.“ Eine Einstellung, die auch Vollblut-Schalker Büskens imponiert haben dürfte. Trotz dieser Verbundenheit trennen sich die Wege des österreichischen Torwarts und des FC Schalke 04 nun nach nur einer Saison.

"Für immer ein Teil der Schalker Historie"

Fraisl zählt zu den fünf Spielern, die Schalke  einen Tag nach der großen Meisterparty offiziell verabschiedet habt (auch Marc Rzatkowski, Salif Sané, Andreas Vindheim und Yaroslav Mikhailov verlassen den Klub). Laut Sportdirektor Rouven Schröder seien das keine einfachen Entscheidungen gewesen. Er ist aber sicher: „Als Aufstiegshelden bleiben sie für immer ein Teil der Schalker Historie.“

Das sieht auch Martin Fraisl so, der sich am Mittwoch über die Sozialen Medien mit emotionalen Worten von den Schalke-Fans verabschiedet hat. Er sei im Sommer 2021 zu einem Verein gewechselt, der „am Abgrund“ stand, wie er es formuliert. Die Mannschaft habe im Laufe der Saison aber eine „sehr, sehr spezielle Mentalität“ entwickelt, mit der die Spieler mehr gewinnen konnten als nur die Zweitliga-Meisterschaft.

Martin Fraisl wurde auf Schalke von Fans und Mitspielern geschätzt

„Durch die Art und Weise, wie wir als Team füreinander eingestanden sind, füreinander Träume beschützt haben und vor allem füreinander da waren, wenn es beschissen gelaufen ist, haben wir diesem Klub, nicht nur seine Identität zurückgegeben, wir haben die Menschen, die den FC Schalke 04 leben, wieder stolz werden lassen“, schreibt der Torwart bei Instagram. Das erreicht zu haben, bedeute dem 29 Jahre alten Österreicher „viel mehr als der Meistertitel im Lebenslauf“. Er sei stolz der Aufstiegstorwart von Schalke 04 gewesen zu sein und erklärt: „Ich gehe als Spieler, aber bleibe als Fan.“

Schalkes Torwart Martin Fraisl mit Applaus für die Fans.
Schalkes Torwart Martin Fraisl mit Applaus für die Fans. © firo | Unbekannt

Zahlreiche Fans haben positiv auf Fraisls Abschiedsworte reagiert – genau wie einige Spieler. Neben Thomas Ouwejan und Simon Terodde antwortete etwa Mehmet Aydin: „Es war mir eine Ehre, Martin. Nur das Beste für die Zukunft.“ Im Gespräch mit der WAZ findet auch Kapitän Danny Latza lobende Worte für den scheidenden Torwart. „Martin ist ein unglaublich ehrgeiziger Typ, der immer zu 100 Prozent motiviert ist und uns in dieser Saison ein guter Rückhalt war.“

Es sind Reaktionen, die unterstreichen, dass er sowohl in der Mannschaft als auch bei den Fans geschätzt war – vor allem für seine ehrliche, offene und kommunikative Art. Denn auch in Krisenzeiten war der charakterstarke Fraisl einer, der sich gestellt und öffentlich geäußert hat – stets reflektiert und selbstkritisch. In der Mannschaft gehörte er zu den Wortführern.

Martin Fraisl war auf Schalke eigentlich als Nummer drei eingeplant

Erst kurz vor Saisonbeginn wechselte der Österreicher von ADO Den Haag in den Niederlanden nach Gelsenkirchen – und war eigentlich als Nummer drei eingeplant. Schon ab dem 8. Spieltag rutschte er allerdings ins Tor der Schalker, da Stammkeeper Ralf Fährmann patzte und sein Ersatzmann Michael Langer mit einem Kreuzbandriss ausgefallen war. Und mit Fraisl im Tor lief es für Schalke plötzlich besser. Die ersten vier Spiele mit dem neuen Schlussmann konnten die Königsblauen allesamt ohne Gegentor gewinnen. Die Mannschaft kletterte in der Tabelle von Rang elf auf Rang drei. Der Lohn: Martin Fraisl blieb bis Saisonende die Nummer eins.

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Auf dem Weg zum Aufstieg zeigte Fraisl einige herausragende Paraden – aber er trug auch Mitschuld an einigen Gegentoren, zum Beispiel am 0:2 beim 3:2-Sieg über den FC St. Pauli. Glanztaten und Patzer hielten sich die Waage – und das war letztlich zu wenig für die hohen Ansprüche auf Schalke. Sportdirektor Rouven Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel sind sich einig, dass der Klub endlich wieder eine unumstrittene Nummer eins benötigt – diese sahen die Verantwortlichen in Fraisl nicht.

Mit der Meisterschale: Schalkes Torwart Martin Fraisl nach dem Sieg in Nürnberg am Sonntag.
Mit der Meisterschale: Schalkes Torwart Martin Fraisl nach dem Sieg in Nürnberg am Sonntag. © firo | Unbekannt

Nach Schalke-Abschied: Fraisl zieht es nach Spanien oder Italien

Auf eine Vertragsverlängerung konnten sich der 29-Jährige und Schalke 04 deshalb nicht einigen. „Martin Fraisl wird nicht bei Schalke verlängern, darüber hat er sich mit Rouven Schröder ausgetauscht und Schalke hat dies akzeptiert“, erklärt Fraisls Berater Sascha Empacher der WAZ. Sein Schützling empfand Schalke zwar als „einmaliges Erlebnis“, doch er „möchte als Nummer eins nun den weiteren Schritt gehen“.

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Doch wie geht es jetzt für Martin Fraisl weiter? „Es gibt ein Angebot aus der ersten Liga in Spanien und eines aus der Serie A. Martin überlegt jetzt, welcher Schritt der Beste für ihn ist“, verrät Berater Empacher. Eine Entscheidung könnte in den kommenden Wochen folgen.

Offen ist ebenfalls, wer in der kommenden Saison Stammtorwart auf Schalke sein wird. Fest steht nur, dass der 33 Jahre alte Ralf Fährmann (Vertrag bis 2025) als Nummer zwei bleiben wird. Michael Langer könnte einen neuen Vertrag als dritter Torwart angeboten bekommen. Auch Langers Vertrag endet am 30. Juni, er wurde aber nicht verabschiedet. Im Gegensatz zu Martin Fraisl.

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