Gelsenkirchen. Auch Schalke-Kapitän Danny Latza schwärmte von Itakura. Dass der Japaner gehen muss, ist verständlich. Aber es schmerzt Fans und Verantwortliche.
Der Abschied steht fest: Ko Itakura wird Schalke 04 verlassen. Bis Dienstag hatte Bundesliga-Aufsteiger Schalke die Chance, den bislang von Manchester City ausgeliehenen Abwehrchef zu kaufen und fest unter Vertrag zu nehmen. S04 nutzt diese „nach reiflicher Überlegung“, wie es in der Mitteilung des Vereins heißt, aber nicht.
Dass Schalke die Kaufoption für den japanischen Nationalspieler nicht zieht, hat wirtschaftlich nachvollziehbare Gründe, tut aber weh. Sportlich – und emotional. Kapitän Danny Latza weiß, was für einen Status Itakura sich in nicht einmal einem Jahr auf Schalke verdient hat. Gegenüber der WAZ sagte er, bevor die Entscheidung über Itakuras Zukunft gefallen war: „Ko ist hier schon jetzt eine absolute Kultfigur. Er hat eine extreme Ruhe und ist extrem wichtig für unser Spiel.“
Schalkes Ko Itakura: Schwer zu sagen, wo er am wichtigsten war
Und das nicht nur auf einer Position oder in einem System. Itakura glänzte in der Innenverteidigung in einer Vierer- oder Dreierkette ebenso wir im zentralen Mittelfeld. Schwer zu sagen, wo er wichtiger war. Egal, wo er gespielt hat: Itakura hat überzeugt, war ein zentraler Baustein für den Aufstieg. Wenn Simon Terodde der wichtigste Offensivspieler war, war Itakura der wichtigste Defensivspieler – und das, obwohl er mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen wurde.
Mit nur einem Sieg aus drei Spielen war der FC Schalke in die Zweitliga-Saison gestartet, als Sportdirektor Rouven Schröder die Leihe des Japaners Mitte August fix machte. Drei Tage später feierte er als Joker sein Zweitliga-Debüt. Eine Woche später berief ihn Dimitrios Grammozis erstmals in die Schalker Startelf, im Samstagabendspiel gegen Fortuna Düsseldorf.
Itakura begeisterte die Fans mit seinen Grätschen und seiner Passsicherheit
Vor der damals in Anbetracht der Corona-Maßnahmen hohen Zahl von 25.000 Zuschauern feierte S04 einen 3:1-Heimsieg. Itakura begeisterte die Schalke-Fans vom ersten Moment an mit seinen Grätschen ebenso wie mit seiner Ball- und Passsicherheit – und ein Herz für Japaner haben die Königsblauen schon seit den Tagen von Rechtsverteidiger Atsuto Uchida, der von 2010 bis 2017 mehr als 150 Spiele für Schalke machte.
Auch interessant
Die Zeit von Itakura war deutlich kürzer, einen Platz in der Schalker Geschichte hat er sich aber in nicht einmal einem Jahr verdient. Die Geschichte des Schalker Aufstiegs ist ohne ihn nicht zu erzählen. Nach seinem Debüt in Regensburg stand Itakura jedes Mal in der Schalker Startelf, 30 Spiele in Folge. In 31 Einsätzen verdiente er sich in der WAZ-Einzelkritik die Durchschnittsnote 3,09 – die viertbeste im Team (hinter Latza, Drexler und Terodde), die beste aller Verteidiger, wobei er auch offensiv den Unterschied machen konnte.
In keinem der vier Spiele, in denen Itakura traf, ging Schalke als Verlierer vom Platz. Nach dem Tor beim 4:1 über den 1. FC Nürnberg staunte Rouven Schröder: „Wie beim Hallenmasters, in aller Seelenruhe.“ Auf Nachfrage zu Ko Itakuras Zukunft sagte Schröder allerdings schon damals, kurz vor Weihnachten: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende überdenken“, fügte aber an: „Wir sind ja kein reicher Verein, werden den Rahmen nicht sprengen.“
Itakuras Traum vom Aufstieg wird wahr
Itakura betonte, dass er sich nicht langfristig in der zweiten Liga sehe, sondern in die Bundesliga wolle – er will immerhin im Winter für Japan bei der WM auflaufen.
Auch beim Aufstiegsspiel gegen den FC St. Pauli traf Itakura ins Tor und sorgte für den ersten Schalker Torschrei des Abends, der Treffer wurde allerdings wegen eines Handspiels nicht anerkannt. Am Ende des Abends durfte Itakura trotzdem mit Fans und Mannschaft feiern. Es sei der verrückteste Tag seiner Karriere, so der Japaner: „Ich werde heute sehr viel Bier trinken“, sagte er, obwohl er eigentlich gar kein Bier möge. Gern würde er auf Schalke bleiben, sagte er da – wisse aber nicht, wie es weitergeht.
Jetzt ist klar: Ko Itakura verlässt Schalke, er geht als Aufsteiger, als Meister, als Publikumsliebling. Den Traum, in der Bundesliga zu spielen, könnte er sich in der kommenden Saison trotzdem erfüllen, aber nicht mit Schalke: angeblich sind Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim an ihm interessiert.
Dieser Text ist Teil der Schalke-Serie "Aufstiegsklasse von 2022", in der diese Redaktion jeden Spieler des Aufstiegskaders zusammen mit Kapitän Danny Latza vorstellt.
- Teil 1: Martin Fraisl - warum der Torwart in der Kabine einen derart hohen Stellenwert hatte
- Teil 2: Ralf Fährmann - der "Schalker durch und durch"
- Teil 3: Andreas Vindheim und Marius Lode - wechselhafte Saison für die Norweger
- Teil 4: Salif Sané - Sorgenkind und Stimmungsmacher
- Teil 5: Mehmet Aydin und Kerim Calhanoglu - Hoffnungsträger aus der Knappenschmiede
- Teil 6: Reinhold Ranftl enttäuscht - Henning Matriciani überrascht
- Teil 7: Thomas Ouwejan als Schalkes David Beckham
- Teil 8: So kann Abwehr-Talent Malick Thiaw "ein ganz Großer werden"