Gelsenkirchen. Ko Itakura ist auf Schalke als Abwehrchef gesetzt. Aktuell aber ist der Japaner nur von Manchester City ausgeliehen - und dürfte teuer werden.
Nein, von einer langen Tradition japanischer Fußballer kann man bei Schalke 04 nicht sprechen. Lediglich zwei Japaner spielten seit der Vereinsgründung im Jahr 1904 für die Königsblauen. Bekannt und auch durchaus beliebt sind die Gelsenkirchener in Fernost trotzdem. Hauptgrund dafür ist Atsuto Uchida, der zwischen 2010 und 2017 für Schalke spielte. Auf Schalke war er auf der rechten Verteidigerposition gesetzt und einer der Fan-Lieblinge in der Arena. In seiner Heimat sogar ein echter Star, eine Art japanischer David Beckham, wie es vor einigen Jahren hieß.
Die Folge: Fast täglich standen japanische Fans am Schalker Trainingsplatz, um ein Autogramm oder ein Foto mit Uchida zu ergattern. Auf dem Vereinsgelände am Berger Feld findet man noch immer zahlreiche Kritzeleien in japanischer Schrift – von Fans, die mit einem Stift bewaffnet auf den Verteidiger gewartet haben. Vier Jahre nach dem endgültigen Abschied Uchidas.
Schalke-Sportdirektor Schröder staunt über Itakura: "Wie beim Hallenmasters"
Seit Sommer ist Ko Itakura der zweite Japaner bei S04. Fan-Scharen lockt der 24 Jahre alte Innenverteidiger zwar noch nicht an den Trainingsplatz. Das dürfte aber auch daran liegen, dass die Einheiten in Zeiten der Corona-Pandemie fast nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Viel wichtiger ist jedoch: Auf dem Rasen hat Ko Itakura in seinen ersten vier Monaten auf Schalke schon Eindruck hinterlassen und auch den Anhängern beweisen, dass er ein würdiger Nachfolger von Atsuto Uchida sein kann. Eine Visitenkarte hinterließ er etwa beim 4:1-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg vor zwei Wochen.
Als Innenverteidiger setzte Itakura gegen den Club zum Dribbling bis weit in die gegnerische Hälfte an. „Okay, was hat er denn jetzt vor?“, dachte Sportdirektor Rouven Schröder in dieser Szene, wie er zuletzt verraten hatte. Doch Itakura blieb ruhig, spielte zwei Doppelpässe und schob den Ball zum 4:1-Endstand ins Tor. „Wie beim Hallenmasters, in aller Seelenruhe“, staunte Schröder.
Es war nicht das erste Mal, dass sich der Sportdirektor beeindruckt von der Leihgabe von Manchester City gezeigt hat. Erst Mitte August, als die ersten drei Spieltage schon vorbei waren, stieß Itakura zur Mannschaft. Anpassungsprobleme? Fehlanzeige. „Er ist wirklich sehr schnell angekommen, hat sich von Anfang an mit dem Standort identifiziert und alles aufgesaugt, ein toller Profi“, sagte Schröder in einer Medienrunde.
Schalke-Profi Itakrua krönte gegen den HSV seine gute Hinrunde
Seit dem vierten Spieltag stand Itakura immer in der Schalker Startelf, gab stets den zentralen Mann in der Dreier-Abwehrkette und leistete sich nur wenige Fehler. Der 24-Jährige ist eine Konstante im Schalker Spiel. „Ko ist ein unheimlich guter Fußballer, hat eine tolle Übersicht, Kopfballstärke und diese Liebe zum Verteidigen“, analysierte Schröder. Denn auch spektakuläre Grätschen oder Tacklings gehören zum Spiel des 1,86-Meter-Mannes. Mit solchen Aktionen ließ er in den Heimspielen gegen Düsseldorf (3:1) und Ingolstadt (3:0) die Fans in der Arena jubeln. „Es war einfach fantastisch“, sagte Itakura rückblickend über die Reaktionen der Fans. Auch wegen dieser Begeisterung habe er sich auf Schalke „sofort willkommen gefühlt“. Beim letzten Spiel des Jahres in Hamburg (1:1) gelang ihm sogar der umjubelte Ausgleich kurz vor dem Abpfiff. Die Krönung seiner guten Hinrunde.
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Auch Sportdirektor Schröder weiß: Itakura ist auf Schalke „total glücklich“. Weil er eine wichtige Rolle in der Mannschaft einnimmt und von seinen Mitspielern geschätzt wird. Das Schalker Problem: Er ist lediglich ausgeliehen. Sehr gern würden die Königsblauen den Verteidiger fest verpflichten. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende überdenken“, sagte Schröder und fügte an: „Aber, wir sind ja kein reicher Verein, werden den Rahmen nicht sprengen.“
Schalke hat für Ko Itakura eine Kaufoption
Dass eine Kaufoption im Leihvertrag verankert ist, bestätigte Schröder auf Nachfrage, weitere Details wollte er aber nicht verraten. Nach Informationen dieser Zeitung müsste S04 bei einem Kauf 4,5 Millionen Euro für Itakura zahlen. Greifen würde die Option nur im Falle des Bundesliga-Aufstiegs. Scherzhaft sagte Schröder schon, dass der Klub vielleicht einen Fonds gründen wolle, um Geld für die hohe Ablösesumme aufbringen zu können.
Finanziell scheint eine Weiterverpflichtung von Itakura nur möglich zu sein, wenn Schalke 2022/23 wieder in der Bundesliga spielt. Dort will auch der Verteidiger selbst hin, ein weiteres Zweitliga-Jahr kommt für ihn nicht infrage. „Dieser Verein sollte wieder in der höchsten Liga spielen, in der ich auch in der nächsten Saison spielen möchte“, sagte er zuletzt der Sportbild.
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Viele Gedanken will Schröder an die Zukunft des Abwehrchefs noch nicht verschwenden, denn es ist nach der ersten Saisonhälfte völlig offen, in welcher Liga die Schalker im kommenden Jahr spielen werden, die Planungen deshalb nahezu unmöglich. Der Sportdirektor ist mit Blick auf Verhandlungen aber sicher: „Den emotionalen Aspekt bei diesem Spieler haben wir auf jeden Fall auf unserer Seite.“
Zumindest das dürfte den Königsblauen ein wenig Hoffnung machen, dass auch in der kommenden Spielzeit ein Japaner für Schalke auflaufen wird – der dann vielleicht tatsächlich das große Erbe von Atsuto Uchida antreten könnte.