Ruhrgebiet. Die Wohnungsnot in NRW trifft besonders Studierende hart. Mehr als die Hälfte ihres Einkommens fließt in Miete. Darum wird die Suche schwieriger.

Der Oktober markiert nicht nur den Beginn der herbstlichen Jahreszeit, sondern für viele junge Menschen den Start in einen neuen Lebensabschnitt. Deutschlandweit starten rund 400.000 neue Studierende – für viele ein Anlass, von den Eltern in die auserwählte Universitätsstadt zu ziehen. Doch eine bezahlbare Bleibe zu finden, ist gar nicht so einfach: Der Wohnraum ist knapp, die Mieten steigen, und Studierende haben im Regelfall nur ein geringes Einkommen.

Studierende zahlen 5,1 Prozent mehr für ihre Unterkunft als noch im Vorjahr. Das geht aus dem aktuellen Studentenwohnreport des Finanzdienstleisters MLP und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Generell gilt: je beliebter die Stadt, desto umkämpfter der Wohnungsmarkt. Ein Vergleich: Während Studierende in Bochum im Schnitt 418 Euro warm für eine Wohnung mit 30 Quadratmetern und 337 Euro für ein WG-Zimmer zahlen, kostet ein WG-Zimmer in Köln 484 Euro. Die Bilanz ist eindeutig: Die Situation ist angespannt – und das selbst im Ruhrgebiet, wo Studierende noch relativ schnell und günstig eine Unterkunft finden.

Wohnen in NRW: Steigende Mieten und ein schrumpfendes Angebot

Parallel zu der hohen Nachfrage ist das Angebot an preiswertem Wohnraum um mehr als 20 Prozent geschrumpft. Hinzu kommt: In ihrer Wohnungsnot konkurrieren Studierende mit anderen Gruppen wie Auszubildenden, Fernpendlern, Senioren oder jungen Erwerbstätigen, die sich aufgrund der hohen Bauzinsen deutlich schwerer Eigentum leisten können. Die Folge: „So nehmen Studierende immer wieder längere Wege zur Universität auf sich, oder bleiben im Elternhaus wohnen, sowohl aus Kostengründen als auch der Verfügbarkeit“, sagt Darius Weitekamp, Vorsitzender vom Allgemeinen Studierendenausschuss (ASta) der TU Dortmund. 

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„Studierende sind besonders auf günstigen und sozial gerechten Wohnraum angewiesen, da viele von ihnen an der Armutsgrenze leben, oder darunter“, so der ASta Dortmund. Auch sie sind von der Inflation und steigenden Kosten für den Lebensunterhalt betroffen. Laut Statistischem Bundesamt geben sie mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Wohnkosten aus – mehr als doppelt so viel wie die Gesamtbevölkerung.

„Studierende sind besonders auf günstigen und sozial gerechten Wohnraum angewiesen, da viele von ihnen an der Armutsgrenze leben, oder darunter.“

Darius Weitekamp, Vorsitzender Allgemeiner Studierendenausschuss (ASta) der TU Dortmund

Für internationale Studierende ist die Situation noch angespannter. „Wohnungen oder WGs zu finden, zwischen Zulassung und Semesterbeginn, während die Studierenden noch im Ausland sind, ist beinahe unmöglich“, sagt der ASta Dortmund. Die Gründe: Sie kennen häufig die örtlichen Strukturen nicht, haben kein Netzwerk, auf das sie zurückgreifen können. In der neuen Stadt angekommen, führen dann kulturelle Unterschiede und Vorurteile von Vermietern zu einer erschwerten Suche. Teure Angebote bleiben dann häufig die einzige Option.

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Studierende in NRW: Wohnheime können den Bedarf nicht decken

Eine Alternative zum privaten Markt sind Wohnheime – mit deutlich günstigeren und konstanteren Mieten. Während in den letzten zehn Jahren der Mietspiegel in Dortmund um über 50 Prozent angestiegen sei, waren es in den Wohnanlagen des Studierendenwerkes nur 17 Prozent, so Petra Sellke vom Studierendenwerk Dortmund. Im Schnitt kostet ein Zimmer dort 260 Euro. Mit fast 40.000 Plätzen sind die Studierendenwerke NRW der größte Anbieter von gefördertem Wohnraum für Studierende. Doch die Wartelisten sind lang und nicht alle Studierenden können dort eine Bleibe finden. „Unsere Kapazitäten in den Wohnanlagen sind nahezu vollkommen ausgeschöpft“, sagt auch Petra Sellke. Hinzu komme laut der Arbeitsgemeinschaft für Studierendenwerke NRW der Sanierungs- und Investitionsrückstand.

„Unsere Kapazitäten in den Wohnanlagen sind nahezu vollkommen ausgeschöpft.“

 Petra Sellke, Referentin beim Studierendenwerk Dortmund

Um die Situation zu entlasten, brauche es mehr Wohnraum – sowohl staatlich geförderte Studentenwohnheime wie private, so Christoph Holtwisch (50), Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Studierendenwerke NRW. Doch dafür fehle es an günstigen Grundstücken. Das sei auch ein Appell an die Politik. Solange nicht mehr gebaut wird, werde sich die ohnehin angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt in vielen Hochschulstädten weiter verschärfen, betont der MLP.

Experten sehen nur eine Lösung, um die Wohnungsnot von Studierenden zu entschärfen: Mehr Wohnraum schaffen (Symbolbild).
Experten sehen nur eine Lösung, um die Wohnungsnot von Studierenden zu entschärfen: Mehr Wohnraum schaffen (Symbolbild). © Istock

Es braucht neue Lösungen. Die Arbeitsgemeinschaft hat bereits Ideen: Ungebrauchte Seminarräume umnutzen oder Wohnheime auf meist flache Supermärkte oder Parkplätze bauen. Dort seien häufig die Kriterien Uninähe und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel bereits erfüllt. Einige private Investoren haben das bereits vorgemacht.

Erhöhung der Bafög-Wohnpauschale

Eine kleine Erleichterung für Bafög-berechtige Studierende: Die Wohnpauschale im Bafög-Höchstsatz erhöht sich zum Wintersemester von 360 auf 380 Euro. Doch nur in Chemnitz und Magdeburg kann damit eine Durchschnittswohnung bezahlt werden. Für einen Großteil der Studierenden ist das ohnehin nicht relevant. Denn gerade einmal siebzehn Prozent der fast drei Millionen Studierenden in Deutschland bekommen überhaupt die staatliche Förderung.

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