Essen. An wen vermietet eine Hausbesitzerin am liebsten? Was sind absolute No-Gos für Bewerber? Und welche Rolle Hunde dabei spielen

Eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird immer schwieriger. Eine Vermieterin erklärt ihre Perspektive. Und worauf sie bei der Wohnungsvergabe achtet.

Hier spricht Vermieterin Verena Sievers aus Essen

Es wird viel auf Vermieter geschimpft. Aber natürlich haben wir auch Gründe, warum wir Interessenten ablehnen. Wir vermieten seit 1983 ein Sechs-Familien-Haus in Essen Fronhausen, später ist noch ein Haus in Bochum-Wattenscheid hinzugekommen. In der langfristigen Betrachtung kann ich nicht bestätigen, dass die Anfragen zugenommen hätten.

Bis 1995 etwa war es deutlich schwieriger eine Wohnung zu bekommen als heute. Damals kamen auf eine Zeitungsannonce bis zu 250 Anrufe. Und alle Leute, die man zur Besichtigung eingeladen hatte, sind auch erschienen. Heute kommen auf eine Anzeige bei den einschlägigen Internetportalen vielleicht 20 Anfragen. Ich versuche, mit allen zu telefonieren, und rund 80 Prozent lade ich dann ein. Von diesen erscheinen aber wiederum fast die Hälfte nicht. Sie reagieren auch nicht mehr auf Nachfragen, sind einfach nicht mehr erreichbar.

Nicht immer ehrlich

Von denen, die tatsächlich kommen, hat oft ein Drittel nicht für sich selbst angerufen, wie sich erst beim Termin herausstellt. Das hat manchmal mit Sprachproblemen zu tun, oft auch mit der Schufa – aber diese Bewerber sind sofort raus. Ich möchte eine ehrliche Kommunikation von Anfang an. Es bleiben also vielleicht fünf Bewerber über. Von denen hat immer auch einer einen Hund.

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Mit Hunden habe ich einfach schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist häufig passiert, dass die Handtücher, mit denen die Hunde abgetrocknet werden, im Hausflur getrocknet wurden. Der ganze Flur stank nach Hund, andere Mieter haben sich regelmäßig beschwert. Ein Labrador hat uns mal das ganze Laminat zerkratzt. Wir haben aber noch eine Mieterin mit Hund, das ist nur ein ganz kleiner.

„Das wirst du noch bereuen.“

Wir vermieten selbstverständlich auch an Ausländer. Allerdings müssen wir uns gut verständigen können. Und oft geht mangelnde Sprachkenntnis einher mit respektloser oder herablassender Ansprache. Wenn im Anschreiben geduzt wird oder beim Termin „Ach, gute Frau“ kommt, sind wir raus. Einmal hat mich ein Clanmitglied am Telefon bedroht. Es sei ja seine Sache, ob er mit sechs oder sieben Leuten einziehen würde. Als ich das Gespräch abbrach, sagte er: „Das wirst du noch bereuen.“

Wir hatten aber zum Beispiel eine WG mit Studenten aus Bangladesch, da klappte das auf Englisch ganz gut. Wir haben auch eine türkische Familie, die schon lange bei uns wohnt. Allerdings führt hier die schwierige Verständigung immer wieder zu Problemen zwischen den Mietern. Ich musste erst mit einer Freundin der Frau sprechen, um zu verstehen, warum sie die Türen so knallt: Weil die Nachbarin so lauten Sex hat in der Mittagszeit.