Herne. Das Elternhaus haben Ewers aus Herne verkauft, weil kein Geld für die Sanierung da war. Doch die Wohnungssuche dauert viel zu lange.

Eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird immer schwieriger. Hauptgrund: die Krise der Bauwirtschaft. Hier berichten die Hauptleidtragenden. Senioren sind oft auf Barrierefreiheit angewiesen, weiß Christiane Ewers nur zu gut.

Hier spricht Christiane Ewers, 58, Herne

„Haus und Hof verkauft man nicht“, hat mir Papa einmal gesagt. Ich weiß noch genau, wann und wo das war und was er anhatte. Und immer wenn ich daran denke, dreht es sich um in mir. Denn wir mussten das Haus verkaufen. Mein Elternhaus in Herne-Süd, in dem ich über 50 Jahre lang gewohnt habe. Ende Februar müssen wir es verlassen. Und wir haben noch immer keine passende Wohnung gefunden, seit elf Monaten suchen wir nun schon. Ich habe vielleicht dreißig Besichtigungen hinter mir.

Unser Themenpaket zum „Drama Wohnungssuche“

Wir hatten gesundheitlich großes Pech. Mein Mann hat vor drei Jahren einen Schlaganfall erlitten und kann seitdem nicht mehr als Busfahrer arbeiten, zwei Monate später hat mich die Diagnose Brustkrebs vollkommen aus dem Nichts erwischt. Mir geht es wieder gut, aber ich habe mich entschieden Und das Haus ist ein Sanierungsfall. Man hätte bestimmt 100.000 Euro hineinstecken müssen, aber so haben wir keinen Kredit bekommen, wir hätten ihn nicht zurückzahlen können. Unser Antrag auf Erwerbsminderungsrente wurde zweimal abgelehnt, weil wir nicht die Kraft zur Klage hatten, haben wir eine Rente mit Abzügen akzeptiert. Wir haben es uns ausgerechnet: Mit dem Hauserlös können wir uns dauerhaft eine Wohnung für bis zu 1000 Euro leisten. Aber wir hätten nicht gedacht, wie schwierig es ist, eine zu finden.

Suchradius schon erweitert

Am Anfang der Suche hat mein Mann noch Arbeitslosengeld bezogen. Dadurch haben wir einige Wohnungen nicht bekommen. Die Vermieter können es sich ja aussuchen. Nun ist mein Mann offiziell Rentner, das macht es einfacher. Aber wir brauchen eine barrierearme Wohnung. Per Treppe schafft es mein Mann vielleicht noch in die erste Etage, aber nicht mehrmals am Tag. Besser wäre eine Wohnung im Erdgeschoss und mit Dusche statt Badewanne. 70 Quadratmeter mit Balkon oder Terrasse würden uns schon reichen. Aber das scheint illusorisch zu sein heutzutage. Dabei haben wir unseren Suchradius schon erweitert bis Recklinghausen, obwohl wir lieber in der Nähe unserer Freunde und Ärzte bleiben würden.

Es kommen so viele Interessenten auf eine Wohnung, dass es einem Glücksspiel gleicht. Als unangenehm habe ich Massenbesichtigungen empfunden, bei denen vier Paare zugleich wie Schafe durchgeschleust wurden. Das Glück war bisher nicht auf unserer Seite. Wenn wir nicht schnell eine finden, werden wir wohl möbliert Wohnen auf Zeit machen müssen. Unsere Möbel haben wir schon zwischengelagert. Ich habe Angst.