Düsseldorf. Kind krank, Kita zu: Im Berufsleben stehen viele Eltern vor Problemen. Wie ein Düsseldorfer Unternehmen versucht, es besser zu machen.
- „Deutschland ist nach meinem Empfinden nicht immer das familienfreundlichste Land“, sagt Erdmute Thalmann.
- Sie ist Mutter und Diversitätsmanagerin bei Vodafone mit Sitz in Düsseldorf.
- Wie sich die Arbeitswelt ihrer Meinung nach verändern muss, damit Eltern Familie und Beruf besser vereinbaren können.
Erdmute Thalmann ist Mutter und Diversitätsmanagerin bei Vodafone mit Sitz in Düsseldorf. Sie hilft Eltern, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Thalmann kennt die Hürden, früher plagte die Mutter selbst oft ein schlechtes Gewissen, etwa wenn sie mal früher nach Hause musste, um ihre Kinder von der Kita abzuholen. Lesen Sie hier das Protokoll einer Managerin, die jeden Tag versucht, die Arbeitswelt ein Stück familienfreundlicher zu machen:
„Deutschland ist nach meinem Empfinden nicht immer das familienfreundlichste Land, Eltern stehen ein Leben lang vor Herausforderungen. Deshalb wollen wir von der Schwangerschaft bis hin zur Pflege von Angehörigen auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen. Ich bin selbst Mutter und unterstütze zugleich meine Mutter, sodass ich mich gut in die Situation der Kolleginnen und Kollegen hineinversetzen kann. Regelmäßig fragen wir in Frauen- und Väternetzwerken ab, was ihnen im Arbeitsalltag hilft. Immer kommt heraus: Sie alle stehen vor Hürden.
„Wie gut können Sie Familie und Beruf vereinbaren? Und wie familienfreundlich ist Ihr Arbeitgeber?“ Das haben wir unsere Userinnen und User für den großen WAZ-Familiencheck gefragt. Mehr als 7000 Menschen aus dem Ruhrgebiet haben an der nicht-repräsentativen Umfrage teilgenommen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewerten sie im Durchschnitt mit der Schulnote „Zwei minus“. Besser schneiden die Arbeitgeber selbst ab: Ihre Familienfreundlichkeit wird durchschnittlich mit einer glatten Zwei benotet. Auffällig ist dabei allerdings, dass die Arbeitgeber anscheinend zu selten eine spontane Kinderbetreuung (Schulnote 2,9) oder Home-Office (Schulnote 3,6) ermöglichen. Vor welchen Herausforderungen stehen Eltern im Alltag? Und wie muss sich die Arbeitswelt verändern? Weitere Texte unseres Schwerpunkts lesen Sie hier:
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Schon wenn man sich überlegt, ein Kind zu bekommen, steht man vor der Frage, wie lange man Elternzeit nehmen möchte. Oder mit wie vielen Stunden man zurück in den Job kommen muss, um sich weiterentwickeln zu können. Hier versuchen wir, Sorgen zu nehmen. Alle können es so machen, wie sie es brauchen. Wir bieten Rückkehrregelungen im ersten Lebensjahr des Kindes an, aber auch ein viertes Jahr Elternzeit. Und durch ein Sharing-Programm können sich zwei Menschen in Teilzeit eine Führungsrolle teilen und Karriere machen.
Vodafone: „Mitarbeitende können 20 Tage im EU-Ausland arbeiten“
Wenn das Kind da ist, stehen viele vor der Kitaplatzsuche. Hier sind lange Pendelzeiten für viele Eltern ein Problem. Wir haben an fünf Standorten Kitas gebaut, jeweils mit auf die Arbeitszeiten angepassten Öffnungszeiten. Für Schulkinder bieten wir Ferienbetreuungen an. Zudem haben Mitarbeitende die Möglichkeit, 20 Tage im EU-Ausland zu arbeiten, was auch Eltern gern nutzen, um die Ferien abzudecken oder den Sommerurlaub etwas zu verlängern.
Für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Homeoffice eine gute Option. Seit 2021 kann jeder frei zwischen Büro und Homeoffice entscheiden, Präsenzmeetings werden im Voraus geplant. Unser Motto ist: Weg von der Präsenzkultur, hin zur Ergebniskultur. Man muss nicht die ganze Zeit im Büro sitzen, sondern kann auch mit dem Kind zum Arzt. Das gehört fest zu unserer Unternehmenskultur, die auch von Führungskräften mitgetragen wird und werden muss.
Das Wichtigste ist jedoch, dass die Menschen das Gefühl haben, mit ihren Sorgen und Herausforderungen nicht allein zu sein. Ich kann mich noch erinnern, dass ich selbst zu Beginn meiner Arbeit ein schlechtes Gewissen hatte, um 15 Uhr zu gehen, weil ich mein Kind von der Kita abholen musste. Damals hatte ich wenige Menschen bei der Arbeit, mit denen ich mich austauschen konnte. Es ist erleichternd, keine Angst haben zu müssen, dass das Kind im Krankheitsfall nicht betreut ist. Das ist sehr beruhigend.“
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