Essen. Seit der Trennung ist der Alltag von Larissa Becker stressig geworden. Als Alleinerziehende stand die Essenerin auch im Job vor Hürden.

Vier Frauen aus dem Ruhrgebiet haben ganz unterschiedliche Lebensmodelle gewählt: Drei von ihnen haben Kinder und arbeiten in Vollzeit, in Teilzeit oder gehen keinen Beruf nach. Eine Frau hat sich gegen Kinder entschieden. Redakteurin Laura Lindemann hat protokolliert, welche Herausforderungen sie in ihrem Alltag bewältigen müssen, welche Vorurteile ihnen entgegen schlagen und was sie sich von der Politik wünschen. Lesen Sie hier das Protokoll einer jungen Mutter aus Essen, die in Teilzeit arbeitet:

Larissa Becker (34), Mutter, arbeitet in Teilzeit: Als meine Jungs zur Welt kamen, war klar, dass ich in Teilzeit gehe. Mein Ex-Partner ist in seinem Job sehr eingespannt, da gab es keine Diskussion. Für mich war Teilzeit die beste Lösung, da ich so für meine Kinder da sein kann, aber auch finanziell unabhängig bin.

Wenn ich auf der Arbeit fehlte, weil meine Kinder krank waren, ist das bei ehemaligen Kollegen auf Unverständnis gestoßen. Für viele Kinderlose war ich nur die Mutti, die mal wieder ausfällt.

„Ich hatte den Eindruck als alleinerziehende Mutter zurückstecken zu müssen“

Durch die Trennung ist mein Alltag noch etwas stressiger geworden: Als wir noch zusammen waren, hat mein Ex-Mann die beiden morgens in die Kita gebracht, sodass ich früher ins Büro konnte. Dementsprechend hatte ich früher Feierabend, konnte einkaufen gehen und den Haushalt machen. Seitdem ich alleinerziehend bin, ist das schwieriger geworden. Ich habe mehr Aufgaben übernommen, kann mich zum Beispiel nicht mehr so einfach mit Freunden treffen.

Als wir uns trennten, haben einige in meinem Umfeld nicht verstanden, warum mein Ex nicht ebenfalls mit den Arbeitsstunden runter geht. Auch ich hätte mir anfangs gewünscht, dass er öfter die Betreuung übernimmt. Ich hatte den Eindruck, als Frau zurückstecken zu müssen. Mittlerweile bin ich froh, die Kinder so oft bei mir zu haben. (Lesen Sie auch: Gender Pay Gap: Dieses Urteil hilft gegen die Lohnlücke)

„Eine Kinderbetreuung auf der Arbeit würde entlasten“

Viele meiner jetzigen Kollegen haben auch Kinder und können sich gut in mich hereinversetzen. Wenn alle Stricke reißen, kann ich die Jungs sogar mit auf die Arbeit nehmen. Im Moment genieße ich die Zeit mit meinen Kindern sehr und kann mir nicht vorstellen, wieder in Vollzeit zu gehen. Vielleicht, wenn die zwei im Teenager-Alter sind.

Auf politischer Ebene wünsche ich mir, zusätzlich zum Unterhalt des Mannes, allerdings mehr finanzielle Unterstützung für alleinerziehende Mütter in Teilzeit. Das würde viele beruhigen, nicht jeder Cent müsste zweimal umgedreht werden. Eine Kinderbetreuung direkt auf der Arbeit würde ebenfalls entlasten und viele Wege ersparen. Und Arbeitgeber müssen in die Pflicht genommen werden, auch Vätern die Kinderbetreuung flexibler zu ermöglichen.