Salzburg. Wie verantwortungsvoll ist Co-Parenting? Das hat Angelika Walser untersucht. Warum sie rechtliche Regeln für das neue Familienmodell fordert.

Beim Co-Parenting steht der Kinderwunsch im Vordergrund, die Basis dafür soll Freundschaft sein. Wie verantwortungsvoll ist das? Darüber hat Sophie Sommer mit Angelika Walser von der Uni Salzburg gesprochen. Die Moraltheologin hat gemeinsam mit ihrer Dissertantin Bernadette Breunig Co-Eltern befragt, die sich über „Familyship“ gefunden haben.

Wer sind die Menschen, die über Familyship nach einer Co-Elternschaft suchen?

Angelika Walser: Es sind vor allem heterosexuelle Menschen, die keinen Partner haben, sich aber trotzdem ihren Kinderwunsch erfüllen wollen. Das hat uns sehr überrascht. Wir dachten, es sind eher Menschen aus der LGBTQ-Community.

Es gibt mittlerweile viele alternative Familienmodelle. Warum haben sich die Befragten ausgerechnet für eine Co-Elternschaft entschieden, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen?

Seitens der Frauen war es immer der Wunsch, nicht einfach einen anonymen Samenspender zu haben, sondern einen wirklichen Partner. Und mit diesem dann auch eine gleichberechtigte Beziehung zu leben. Und umgekehrt das Motiv für die Männer, die aktiv eine Vaterrolle einnehmen wollen. Die Co-Eltern haben außerdem oft gescheiterte Liebesbeziehungen hinter sich. Eine freundschaftliche Familiengründung erscheint ihnen viel vernünftiger. Sie denken, dass sie ohne das Drama einer Liebesbeziehung eher ein warmes, stabiles Nest für die Kinder schaffen können.

Angelika Walser hat Co-Eltern befragt, die sich über „Familyship.org“ gefunden haben. Sie fordert rechtliche Regeln für die alternative Familienform, denn: „Da wird schon allerhand geträumt, aber Kinder sind ja bekanntlich immer für eine Überraschung gut.“
Angelika Walser hat Co-Eltern befragt, die sich über „Familyship.org“ gefunden haben. Sie fordert rechtliche Regeln für die alternative Familienform, denn: „Da wird schon allerhand geträumt, aber Kinder sind ja bekanntlich immer für eine Überraschung gut.“ © Jasmin Jackson

Ist das eine bloße Wunschvorstellung oder gelingt das tatsächlich?

Wenn die Beziehung zwischen den Co-Eltern von Anfang an eher instabil ist, ist die Frage, was passiert, wenn zum Beispiel eine neue Partnerin oder ein neuer Partner dazu kommt. Das ist ja ausdrücklich erwünscht. Aber gerät das Kind dann nicht unter die Räder? Ein anderer schwieriger Punkt: Was ist, wenn einer der Erwachsenen seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann, weil er krank wird oder einen Unfall hatte? Co-Eltern sollten sich für solche Fälle im Voraus rechtlich absichern. Wir haben den Eindruck, dass all das vielen nicht bewusst ist. Da wird schon allerhand geträumt, aber Kinder sind ja bekanntlich immer für eine Überraschung gut.

Kritiker werfen Co-Eltern vor, dass sie ihren eigenen Kinderwunsch über das Wohl des Kindes stellen. Wie stehen Sie dazu?

Die Eltern, die wir befragt haben, waren ausnahmslos hochverantwortliche Leute, die sich intensiv darüber Gedanken machen, wie es ihrem Kind geht.

Sehen Sie Co-Elternschaft in Zukunft als alternatives Modell zur traditionellen Familie?

Ich glaube schon, dass es für bestimmte Menschen eine funktionierende Alternative sein kann. Das sind aber eher Leute aus einer akademischen Oberschicht, die auch wohl begütert sind. Ich glaube nicht, dass es der große Trend wird. Obwohl Ehen in rauen Massen scheitern, ist das Leitbild der Familie mit dieser traditionellen, romantischen Konstellation immer noch äußerst stabil.