Berlin. Schlechter könnte es für die SPD drei Monate vor der Bundestagswahl nicht laufen: Ihr Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier erlebt in einer aktuellen ARD-Wählerumfrage einen regelrechten Einbruch. Seine Kontrahentin Angela Merkel dagegen ist beliebt wie nie. Die Umfrage zeigt auch, warum.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier verliert in der Wählergunst deutlich an Zustimmung. Könnten die Deutschen den Regierungschef direkt wählen, würden sich 60 Prozent für Amtsinhaberin Angela Merkel (plus 7 im Vergleich zum Vormonat) und 27 Prozent für den Außenminister (minus 7) entscheiden, wie der ARD-Deutschlandtrend ergab. Dies sei der niedrigste Wert für Steinmeier seit der Ausrufung seiner Kanzlerkandidatur im September 2008. Zugleich sei der Abstand zwischen Merkel und ihrem Herausforderer so groß wie noch nie zuvor im Deutschlandtrend.

Auch bei der Politikerzufriedenheit muss Steinmeier Einbußen hinnehmen. Mit seiner Arbeit sind 63 Prozent zufrieden, das sind fünf Punkte weniger im Vergleich zum Vormonat. Beliebteste Parteipolitikerin ist unverändert CDU-Chefin Angela Merkel, die demnach auf 68 Prozent Zustimmung kommt (minus 1). Auf Platz 3 der Beliebtheitsliste folgt Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), mit dessen Arbeit 61 Prozent zufrieden sind. Guttenberg gewinnt damit im Vergleich zum Vormonat zehn Punkte hinzu und erreicht den besten Wert, der je für einen Wirtschaftsminister im Deutschlandtrend gemessen wurde.

Mehrheit hält Ausgang der Bundestagswahl für offen

Die Befragten sollten zudem Auskunft über ihre Einstellung zu fünf führenden Politikern abgeben. So halten vier von fünf Deutschen (80 Prozent) Kanzlerin Merkel für kompetent. Über Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) denken dies 71, über zu Guttenberg 68, über Steinmeier 65 und über FDP-Chef Guido Westerwelle 62 Prozent.

Dass Merkel glaubwürdig sei, finden 72 Prozent der Deutschen. Zwei Drittel halten zu Guttenberg für glaubwürdig, 58 Prozent Peer Steinbrück, 55 Prozent Steinmeier und 48 Prozent Westerwelle. 70 Prozent sind der Ansicht, die Kanzlerin sei führungsstark. Über Westerwelle denken dies demnach 69 Prozent, über zu Guttenberg 56 Prozent, über Peer Steinbrück ebenfalls 56 Prozent und über Frank-Walter Steinmeier nur 45 Prozent.

Trotz des Europawahl-Ergebnisses vom Wochenende halten die Deutschen den Ausgang der Bundestagswahl im September für offen. 63 Prozent sind der Meinung, dass «der Ausgang der Europawahl nichts über den Ausgang der Bundestagswahl aussagt». Nur 38 Prozent gaben dagegen an, die Bundestagswahl sei «so gut wie entschieden zugunsten einer Koalition von Union und FDP».

Union und FDP laut Sonntagsfrage bei 50 Prozent

Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, erhielten die Unionsparteien CDU/CSU 36 Prozent der Stimmen und damit zwei Punkte mehr als im Vormonat. Die SPD verliert demnach zwei Punkte und kommt auf 25 Prozent. Die FDP liegt unverändert bei 14 Prozent. Die Linke verliert einen Punkt und kommt nunmehr auf neun Prozent. Die Grünen legen um zwei Punkte zu und erreichen 13 Prozent. Union und FDP hätten damit zusammen eine rechnerische Mehrheit von 50 Prozent.

Für die Sonntagsfrage im Auftrag der ARD-Tagesthemen hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap von Montag bis Mittwoch dieser Woche 1.500 Wahlberechtigte bundesweit telefonisch befragt. (ap)