Berlin. Dass Angela Merkel nicht vorbehaltlos auf eine Koalition mit der FDP nach der Bundestagswahl zusteuert, ist Guido Westerwelle ein Dorn im Auge. Darum versucht der FDP-Parteichef von der Kanzlerin, wo immer es geht, in diesen Wochen verlässliche Treueschwüre zu bekommen.

FDP-Parteichef Guido Westerwelle sorgt sich um Schwarz-Gelb. Er versucht derzeit, Kanzlerin Angela Merkel Treueschwüre abzuringen. Notfalls wird dabei über die europäische Bande gespielt. Sie hat den Liberalen bei der Europawahl einen willkommenen Effet beschert: 11 Prozent Stimmenanteil. Rekord. Aus den gesamteuropäischen Wahlergebnissen liest Westerwelle heraus, dass die Zeichen gut stünden, um die Große Koalition im EU-Parlament – bestehend aus der Europäischen Volkspartei (EVP) und den Sozialdemokraten – zu beenden und eine bürgerliche Mehrheit „weg von links, hin zur Mitte” zu etablieren.

FDP setzt Höhenflug fort

Allein, ausgerechnet die CDU im Verbund der christlichen Volksparteien Europas, kritisierte Westerwelle am Mittwoch in Berlin, setze auf eine Fortsetzung des Bündnisses mit den Linken. Eine Strategie, die Westerwelle für unvereinbar mit jeden koalitionären Frühanbahnungen zwischen Union und FDP in Berlin hält. „Das ist hoffentlich kein schlechtes Omen für Deutschland”, sagte er und appellierte an die Christdemokraten, offensiv die Chance einer bürgerlichen Koalition auf EU-Ebene zu nutzen: So ein Bündnis sei weitaus „verlässlicher” als eine Wiederauflage von EVP und Sozialdemokraten.

Die FDP setzt ihren Höhenflug fort. Wie Forsa-Meinungsforscher für „Stern” und RTL ermittelt haben, liegt sie bei 15 Prozent (+1). Die Strahlkraft von Schwarz-Gelb hat das aber nicht gemehrt. Nach Angaben des Instituts Allensbach bevorzugen 28 Prozent die Fortsetzung der Großen Koalition – ebenso viele würden eine Koalition aus CDU/CSU und FDP wählen. Aber: 44 Prozent enthalten sich der Stimme. Fazit von Allensbach: „Die Mehrheit wünscht keinen Fortbestand der derzeitigen Koalition, weiß aber auch keine Koalition, die ihr wirklich gefallen würde.”