Berlin. Wochenlang dümpelte die SPD in den Wählerumfragen im Keller. Nun scheint der Tiefstand überwunden. In der aktuellen Forsa-Umfrage gewannen die Sozialdemokraten, während das schwarz-gelbe Lager verlor.

Nach ihrem Tiefstand in Wählerumfragen legt die SPD wieder zu. Bei der wöchentlichen Forsa-Umfrage im Auftrag von «Stern» und RTL konnten sich die Sozialdemokraten um zwei Punkte auf 23 Prozent verbessern. Dagegen verlor die Union mit jetzt 36 Prozent einen Punkt - ebenso wie die FDP, die derzeit auf 14 Prozent kommt. Auch die Grünen büßten mit 12 Prozent einen Punkt ein, dagegen verbesserte sich die Linke von 9 auf 10 Prozent.

Schwarz-Gelb immer noch mit Vorsprung

Gemeinsam hätten CDU/CSU und FDP zwar mit 50 Prozent weiterhin einen deutlichen Vorsprung, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre: SPD, Grüne und Linke würden zusammen nur 45 Prozent erhalten. Doch der Abstand zwischen den beiden Lagern, der eine Woche zuvor noch 9 Punkte betragen hatte, ist nun auf 5 Punkte geschrumpft. Forsa hatte vom 6. bis 10. Juli insgesamt 2.501 Wahlberechtigte befragt, wie der «Stern» am Mittwoch mitteilte.

Trotz des leichten Punktgewinns ist die Lage für die SPD weiter ernst, wie eine Analyse des Forsa-Instituts ergab: Die Sozialdemokraten haben demnach bei einer Zustimmung von 23 Prozent derzeit 10,7 Millionen Wähler hinter sich (bei 62,2 Millionen Wahlberechtigten und einer angenommenen Wahlbeteiligung von 75 Prozent). Um 30 Prozent zu erhalten, benötigen sie jedoch 13,95 Millionen Stimmen. «Um die 30-Prozent-Marke zu knacken, muss die SPD bis Ende September noch mehr als 3,25 Millionen Wähler gewinnen», sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem «Stern».

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier plant der Mitteilung zufolge nach seinem knapp zweiwöchigen Urlaub in Südtirol bis zum Wahltag rund 100 Veranstaltungen in etwa 80 deutschen Städten.

Hilmer kritisiert fehlendes Alleinstellungsmerkmal

Der Geschäftsführer des Forschungsinstituts infratest dimap, Richard Hilmer, kritisierte im Deutschlandradio Kultur, der SPD fehle ein Alleinstellungsmerkmal. Die Gegensätze zwischen den Regierungsparteien Union und SPD würden nicht genügend deutlich. Dem Wähler müsse aber gezeigt werden, dass SPD und Union nicht das Gleiche seien, auch wenn sie gerade gemeinsam regierten. Hauptthema im Wahlkampf sei die Wirtschaftskrise, auch die Atomkraft werde wichtig sein. Hier müssten beide Seiten noch einmal klar machen, für was sie stünden, sagte Hilmer.