Essen. . Osama bin Laden, der meistgesuchte Terrorist der Welt, ist tot. Aber: Ist damit tatsächlich der entscheidende Schlag gegen den Terrorismus gelungen? Bei aller Genugtuung, die die Nachricht auslösen mag, bestehen daran ernsthafte Zweifel.
Osama bin Laden, der meistgesuchte Terrorist der Welt, der Staatsfeind Nr. 1 der USA, ist tot. Getötet von einem US-Kommando in Pakistan. Eine Nachricht, die vor allem die Weltmacht Nr. 1 in Euphorie versetzt, die in Washington spontan die Menschen auf die Straße treibt und die Nationalhymne singen lässt.
Aber: Ist damit tatsächlich der entscheidende Schlag gegen den Terrorismus gelungen? Bei aller Genugtuung, die die Nachricht auslösen mag, bestehen daran ernsthafte Zweifel. Zwar ist der geistige Führer des Terrors nicht mehr da, die menschenverachtenden Ideen und Methoden der El Kaida aber hatten sich in den radikalen Zirkeln der islamischen Welt längst von der Person Osama bin Laden gelöst. Man mache sich nichts vor: In Teilen der Welt gilt Bin Laden eher als Volksheld denn als Terrorist.
Osama bin Laden ist tot
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Der sei nunmehr fast zehn Jahre andauernde Krieg in Afghanistan hat den Terror nicht besiegt, ganz im Gegenteil. Der Hass auf die westliche Welt ist eher gestiegen. Immer mehr junge radikale Muslime fallen auf die Parolen der El Kaida herein, sehen im Westen die „Macht des Bösen“, die Herrschaft der „Ungläubigen“. Für diese fanatisierten Menschen mag die Todesmeldung sogar der Aufruf zu neuem Terror sein. US-Präsident Barack Obama hat in seiner Rede nicht von ungefähr betont, der Kampf gegen Bin Laden sei kein Kampf gegen den Islam. Er tut gut daran, diese Politik nicht nur durch Worte sondern auch durch Taten zu verfolgen.
Die furchtbaren Ideen der El Kaida haben sich wie Metastasen in der Welt verbreitet. Das Netzwerk der Terrorgruppen arbeitet längst unabhängig von einer Zentrale. Gerade die jüngsten Festnahmen von Verdächtigen in Bochum und Düsseldorf beweisen: El Kaida ist längst auch in Deutschland.
Der lebende Bin Laden hatte in letzter Zeit viel von seiner Strahlkraft auf die extremistische Szene verloren. Der tote Bin Laden mag zumindest für kurze Zeit die Rolle eines Märtyrers ausfüllen. Die Sicherheitsbehörden in aller Welt werden ihren Kampf gegen den Terror in nächster Zeit also eher verstärken müssen.
Das Triumphgefühl, das die Todesnachricht auslösen mag, das Gefühl endlich Rache genommen zu haben für den Massenmord von New York, darf nicht die nötige Wachsamkeit verdrängen. Und nicht die Einsicht, dass der Westen den Kampf gegen den Terror letztlich nicht allein mit Waffen gewinnen kann, sondern nur mit dem Kampf um die Köpfe und Herzen in der muslimischen Welt.
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