Witten. Die Planung fürs Neubaugebiet auf der Annener Industriebrache geht voran. Die Politik lobt die Entwürfe. Doch was sagen die Bürger dazu?
- Das Eisenwerk Böhmer ist Geschichte. Die Brache könnte Wohnpark werden.
- Die Planung sieht einen Mix aus Wohnen und Arbeiten vor.
- Ratsausschuss ASUK lobt die Pläne. Dennoch könnte sich noch was ändern.
Die Vorlage wirkte unspektakulär. Die Entwicklung des ehemaligen Böhmer-Geländes im Wittener Stadtteil Annen zu einem gemischten Quartier mit Wohnungen, Dienstleistungsbetrieben und Gewerbe sollte im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima (ASUK) lediglich eine weitere Hürde im Planungsverfahren nehmen. Doch die Debatte nahm unerwartet Fahrt auf.
Ratsherr Oliver Kalusch (Linke) hält das Konzept des deutsch-niederländischen Architektenbüros De Zwarte Hond für „unfertig“. Er nannte das Gelände des ehemaligen Eisenwerks eine „Hitzeinsel“. Das sei nicht gut. Zudem befürchtet der Politiker Altlasten im Boden. Sie seien ein „wichtiger Punkt“. Kalusch: „So können wir nicht zustimmen.“
Fennhahn: Großer Bedarf an Wohnraum in Witten
Julian Fennhahn (CDU) hielt dagegen. Er verwies auf einen großen Bedarf an Wohnraum in Witten. Obendrein lobte er die Zusammenarbeit zwischen Eigentümerfamilie und Stadtverwaltung gerade mit Blick auf Altlasten. Der Unionspolitiker warb für eine schnelle Umsetzung der Pläne.
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SPD-Urgestein Klaus Wiegand, Mitglied im Beirat für Denkmalpflege, sprang Fennhahn bei. Er sprach sich ebenfalls für eine zügige Umsetzung des Vorhabens aus. „Wir dürfen das nicht auf die lange Bank schieben.“ Auch Ratsmitglied Ralf Schulz (Grüne) befand die Verwaltungsvorlage für gut. Das geplante Baugebiet in Annen sei „toll für diesen Stadtteil“. Eine Hitzeinsel, wie von der Linkspartei kritisiert, könne „entschärft“ werden.
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Martin Strautz vom Bürgerforum+ hatte lediglich in einem technischen Punkt Bedenken. Die neueste Planungsvariante sieht vor, Parkfläche in der Mitte des Baugebiets zu schaffen. Bisher war von Stellplätzen am Rand des Geländes die Rede. Der Sachkundige Bürger argwöhnte, die Verlegung könnte zu mehr Verkehr im Wohngebiet führen. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger kündigte ein Verkehrsgutachten an.
Der Plan von De Zwarte Hond schlägt eine Stellfläche mit rund 350 Parkplätzen an zentraler Stelle vor. Zwei Drittel davon sollen als Teil eines sogenannten „Mobility-Hubs“ (Mobilitätsstation) angelegt werden – etwa mit der Bereitstellung von Ladesäulen und einer Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Eine Tiefgarage ist für 90 Autos ausgelegt. Am Straßenrand sollen höchstens 25 Fahrzeuge stehen .Verwaltungsexperte Arntz sagte, die endgültige Zahl an Gebäuden und Parkfläche stehe erst am Ende des Planungsverfahrens fest.
Die Gesamtfläche zwischen Annen- und Westfalenstraße umfasst 45.500 m². Die neue Nutzung beruht auf drei Säulen, wie Stadtplaner Lukas Arntz im Schnelldurchlauf skizzierte. Neben Wohnungen entstehen Gebäude für Dienstleister sowie für Gewerbe, vor allem Logistik.
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Im vorigen Sommer war die Planung ausführlich vorgestellt worden. 8000 m² stehen demnach als Wohnfläche zur Verfügung. Die Anzahl der Wohnungen hängt von ihrer Größe ab. Neben betreutem Wohnen ist auch eine Kita geplant.
Bauland
Die Wohnungsmarktsituation bleibt in Witten wie andernorts im Ruhrgebiet „weiter angespannt“. Das geht aus den im Herbst 2024 veröffentlichten Wohnungsmarktberichten des Regionalverbandes Ruhr und des Ennepe-Ruhr-Kreises hervor. Witten ist mit verfügbarem Bauland aber besser aufgestellt als Städte im nördlichen Ruhrgebiet.
Der Fachausschuss stimmte einer Änderung des Flächennutzungsplans und der Aufstellung eines Bebauungsplans zu. Die Öffentlichkeit wird an dem Verfahren beteiligt. Der dreiteilige Verwaltungsvorschlag wurde bei einer Gegenstimme der Linkspartei angenommen.
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