Witten. Anwohner liegen sich jubelnd in den Armen. Ihr Protest gegen eine zu massive Neubebauung an der Waldstraße in Witten-Annen war nicht umsonst.

  • Über ein Jahr lang haben die Anwohner der Waldstraße in Annen gegen eine Neubebauung protestiert.
  • Dort sollten ursprünglich 44 Wohneinheiten und 60 Stellplätze entstehen, zusätzlich ein Gebäude mit einer Vier-Gruppen-Kita.
  • Nun wurde eine veränderte Planung vorgestellt.

Über ein Jahr haben sie protestiert, jetzt können sie feiern. Anwohner der Waldstraße in Annen hatten auf breiter Front Stimmung gegen eine massive Neubebauung auf der ehemaligen Minigolffläche am Buchenholz gemacht. Jetzt stellte der Architekt eine veränderte Planung vor - die nicht einmal mehr die Hälfte der ursprünglich angedachten Wohnungen vorsieht.

Anwohner aus Witten „glücklich und wirklich überrascht“

„Wir sind glücklich und wirklich überrascht“, sagte am Donnerstabend (5.12.) Heinz Hetschold, neben Ulrich Wolf einer der Köpfe der Bürgerinitiative. Gerade hatte der Stadtentwicklungsausschuss getagt, dem das Architektenbüro Frielinghaus/Schüren die neuen Pläne präsentierte. „Wir nehmen das wohlwollend zur Kenntnis“, sagte Wolf. Spontan umarmte er Harald Kahl vom Bürgerforum, das sich für die Anwohner stark gemacht hatte.

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Der Protest war selbst für Autofahrer deutlich sichtbar gewesen. Denn die Alleebäume entlang der Ardey-/Höhe Waldstraße trugen lange Zeit Trauerflor. Hinzu kamen große Plakatwände direkt am Fahrbahnrand. Dort sollten ursprünglich 44 Wohneinheiten und 60 Stellplätze entstehen, zusätzlich ein Gebäude mit einer Vier-Gruppen-Kita. Die Anwohner der Waldstraße liefen gegen die Baupläne Sturm und gründeten eine Bürgerinitiative.

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Sie störte nicht nur der Umfang der vorgesehen Bebauung, sondern auch die Art und Weise. „Der Gebietscharakter muss hier erhalten bleiben. Deshalb fordern wir weiterhin ein offenes Bauwesen“, so Ulrich Wolf noch Anfang Mai, als sich bereits andeutete, dass der Investor seine Pläne für eine sehr kompakte, „geschlossene“ Bebauung würde abspecken müssen. Mit „offenem Bauwesen“ war eine eher aufgelockerte Bebauung gemeint.

Nun bekommen die Anwohner vermutlich mehr (beziehungsweise weniger), als sie sich hätten träumen lassen. Erstmals nannte Yeghishe Guetsoyan vom Architekturbüro Frielinghaus/Schüren die neuen Größenordnungen. Statt vier sind nun nur noch drei Häuser mit insgesamt 21 Wohneinheiten und 26 Stellplätzen vorgesehen. Statt dreieinhalbgeschossig werden es nur noch zweieinhalb Stockwerke sein.

Mit dem neuen Modell (vorne) und dem alten dahinter: Yeghishe Guetsoyan (li.) stellte im Stadtentwicklungsausschuss die veränderten Baupläne für die Waldstraße in Witten vor. Rechts im Bild Heinz Hetschold von der Bürgerinitiative.
Mit dem neuen Modell (vorne) und dem alten dahinter: Yeghishe Guetsoyan (li.) stellte im Stadtentwicklungsausschuss die veränderten Baupläne für die Waldstraße in Witten vor. Rechts im Bild: Heinz Hetschold von der Bürgerinitiative. Diese hatte jetzt Erfolg. © Jürgen Augstein | Jürgen Augstein

Weil sich natürlich nun auch die Rentabilität des Projekts aus Investorensicht verändert, wird Frielinghausen/Schüren nun die Kita nicht mehr aus eigenen Stücken bauen. „Wir ziehen uns auf unser Grundstück zurück“, sagte der Mitarbeiter im Ausschuss. Denn der geplante Kindergarten steht auf städtischem Grund und Boden. „Wir lassen dort aber einen Platzhalter für eine Kita“, sagte Guetsoyan, der nach wie vor die Bereitschaft seines Büros für deren Errichtung zum Ausdruck brachte. Diese Initiative müsste dann aber von der Stadt und Politik ausgehen.

Wittener Politiker loben veränderte Pläne: „Großartig“

Letztere zeigte sich im Ausschuss von der Neuplanung ebenso wie die Anwohner angetan. „Großartig“ schwärmte Michael Hasenkamp vom Stadtklima. „Beratung hilft“, stellte Holger Jüngst für die SPD fest. Bürgerliches Engagement habe dazu geführt, die Dinge zu verbessern. „Das gemeinsame Ringen hat sich gelohnt.“ Die nun veränderte Bebauung passe in die Umgebung. Jüngst hob auch die vom Investor erwähnte Verringerung des Verkehrs hervor und die Erschließung, die von der Ardey- und nicht von der Waldstraße erfolge. Was die Kita angeht, sagte er bedauernd: „Ich hätte es gern aus einer Hand gehabt.“

Nach dem „Verschwinden von Bäumen“ - hier war offenbar ohne Erlaubnis abgeholzt worden - und dem Auftauchen von „asbesthaltigen Platten“ sei er froh, dass „sich das so entwickelt hat“, erklärte Martin Strautz für das Bürgerforum. Tobias Grunwald (CDU) erinnerte an die anfängliche Kritik, als noch von einem „Klotz“ die Rede gewesen sei. Nun lobte Grunwald den „Ausgleich zwischen verschiedenen Interessen“. Das Projekt sei ein gutes Beispiel dafür, „wie man in dieser Stadt wieder Wohnbebauung ermöglicht“. Was die nun aus der Planung herausgefallene Kita angeht, hoffe er, „dass es weitergeht“.

Nun muss das Bebauungsplanverfahren weiter durchlaufen werden. Frielinghaus/Schüren würde am liebsten noch 2025 mit dem Bau beginnen.

Das Bauprojekt Waldstraße Ecke Ardeystraße in Witten
Auf dieser längst gerodeten Fläche an der Waldstraße/Ecke Ardeystraße sollen die neuen Häuser gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald