Witten. Mit 60 Jahren geht Heiko Müller vom Jugendamt Witten in den Ruhestand. Er war Experte für Kita und Schule - und steuerte sie durch die Pandemie.
- Heiko Müller vom Wittener Jugendamt geht in den Ruhestand
- Der 60-Jährige hat jahrelang die Abteilung „Schule und Kita“ geleitet
- Zu welcher Eröffnung er auch im ruhestand kommen will
Gefühlt gehörte Heiko Müller schon eine Ewigkeit zum Wittener Jugendamt. Dabei hat er dort gerade mal sechseinhalb Jahre die Abteilung „Schule und Kita“ geleitet. Doch diese Zeit hatte es in sich. Die Pandemie und fehlende Kita-Plätze, aber auch die fortschreitende Digitalisierung in den Schulen sowie große Projekte wie die dritte Gesamtschule begleiteten seinen Weg. Nun beginnt für den Wittener mit 60 die passive Phase der Altersteilzeit. Ein Gespräch über originelle Abschiedsgeschenke, Sport und seine Chefin.
Herr Müller, wie fühlen Sie sich so kurz vor Ihrem Ruhestand?
Heiko Müller: Gut. Ich höre in diesen Tagen oft, dass ich zu beneiden bin.
Ist das so?
Es war eine anstrengende und herausfordernde Zeit. Ich freue mich jetzt auf eine Zeit ohne Termindruck. Aber ein kleines weinendes Auge ist schon dabei. Ich habe neulich meinen Ausstand gegeben. Die Kollegen haben mir den Abschied mit schönen Geschenken auch schwer gemacht.
Zum Beispiel?
Ich habe eine selbstgebackene Torte in Form eines Fußballfeldes bekommen. An der Seite ist auf einer kleinen Fahne zu lesen: „Müller geht vom Platz“ - in Anlehnung an Bayernspieler Thomas Müller.
Sie sind also Fußballfan?
Ich habe früher selbst viel gespielt und besitze eine Dauerkarte für Borussia Dortmund. Schon seit meiner Jugend.
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Sie wurden in Bommern geboren, haben die Brenschenschule besucht, am Ruhr-Gymnasium Abi gemacht und leben jetzt auf dem Ardey. Sind Sie Witten auch beruflich immer treu geblieben?
1985 habe ich meine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst bei der Stadt begonnen. Meine Eltern haben mir dazu geraten. Ich hatte selbst keine konkreten Berufswünsche. Danach bin ich beim Sozialamt gelandet, obwohl mich da gar nichts hinzog. Aber die wollten dort mehr junge Männer unterbringen. Ich bin dann doch 15 Jahre bei dem Amt geblieben und habe die Abteilung „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit aufgebaut. Ich hatte schon Sorge, dass ich nie mehr aus dem Sozialen rauskomme. Aber dann habe ich ein Angebot aus Herdecke bekommen, das Amt für Schule, Sport und Kultur zu leiten. Das hat mich gereizt.
Im Wittener Sozialamt waren Sie mal Vorgesetzter Ihrer jetzigen Chefin, Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt. Wie hat das geklappt?
Wir haben uns immer sehr geschätzt. Da ist es egal, wer den Hut aufhat.
Kita und Schule - das sind aber auch schwere Brocken...
Ja, damit stehst du immer im Fokus. Besonders aufreibend war es während Corona. Da wurde ich plötzlich Mitglied im „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“. Die Zeit war das reinste Krisenmanagement, das hatte wenig mit meiner sonstigen Verwaltungsarbeit zu tun. Aber mein tolles Team hat vorbildlich mitgemacht.
Sie wollten Ihr Abschiedsfoto für diesen Artikel gern an der 2018 geschlossenen Overbergschule machen. Warum?
Die ehemalige Hauptschule hat mich immer begleitet. Dort arbeiten ja gerade zwei Schulen unter einem Dach: Die Unterstufe des Albert-Martmöller-Gymnasiums hat dort während des Umbaus ihren Nebenstandort. Außerdem ist dort seit 2022 provisorisch die dritte Wittener Gesamtschule untergebracht. Dafür werden wir übrigens noch das dahintergelegene AOK-Gebäude an der Ardeystraße anmieten.
Die Otto-Schott-Realschule wird abgerissen, ein neuer Gesamtschulkomplex gebaut. Das werden Sie nun nicht miterleben. Schade?
Ich habe in Herdecke drei Schulen schließen müssen. Dann erstmals bei der Entwicklung einer neuen Schule mitzuwirken, das hat eine richtig positive Aufbruchstimmung bewirkt. Genauso die Planungen für das neue Bildungsquartier in Annen. Ich komme gerne zu beiden Eröffnungen.
Das Thema Schule kannten Sie schon aus Herdecke. In den Kita-Bereich mussten Sie sich in Witten erst reinfuchsen. Wie ist die Situation inzwischen?
Immer wieder haben Eltern angerufen, weil ihr Kind keinen Platz bekommen hat. Aber so langsam entspannt sich die Lage. Das Fröbelhaus (an der Pferdebachstraße, Anm.d.Red.) ist jetzt seit August am Start, ebenso die neue Kita an der Breite Straße. Im nächsten Jahr eröffnet die Kita an der Bergerstraße. Und in die Durchholzer Schöpfungskirche werden demnächst sechs Gruppen ziehen. Da ist alles im Fluss.
Dafür gibt es ab August 2026 den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz - die nächste Herausforderung?
Die Kinder kriegt man unter. Das ist nicht das eigentliche Problem. Aber wir haben eine große Vorlage auf den Weg gebracht, wie wir mit wenig Geld die Verpflegungssituation im Mittagsbereich verbessern können. Das ist der Knackpunkt, denn da gibt es keine passenden Räume. Außerdem wird es schwierig sein, Personal zu finden - denn das fehlt ja in den Kitas schon.
Aber das soll ja jetzt nicht mehr Ihre Sorge sein. Wie füllen Sie die Lücke?
Ich habe mir erst mal nicht zu viel vorgenommen, freue mich einfach auf ein ruhiges Frühstück mit der WAZ. Die darf nicht fehlen. Ich tausche dann immer die Teile mit meiner Frau. Außerdem will ich mehr Sport machen, vielleicht meine Spanischkenntnisse verbessern und viel lesen. Vor Langeweile habe ich die geringste Angst.
Zwei Frauen folgen auf Müller
Ab dem neuen Jahr werden zwei Frauen den Job von Heiko Müller übernehmen, der Abteilungsleiter für die Bereiche Kita und Schule im Jugendamt Witten war. „Das kann einer allein nicht mehr stemmen“, sagt Müller. Er freut sich, dass ihm zwei Kolleginnen nachfolgen. „Die kennen alles gut.“
Yvonne Esser war bereits Sachgebietsleiterin für den Bereich Kita und kümmert sich dann federführend um dieses Gebiet. Heidrun Hitz war Sachgebietsleiterin für den Bereich Schule, auf den sie sich nun als neue Abteilungsleiterin weiter konzentriert.
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