Witten. . Die 47-jährige Wittenerin will viel schaffen in ihrem neuen Job, etwa noch mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahre.

Vor zwei Wochen haben wir an dieser Stelle Jutta Schmidt verabschiedet. Nun sitzt die Nachfolgerin schon auf ihrem Platz hinterm Schreibtisch: Corinna Lenhardt hat die Leitung des Amtes für Jugendhilfe und Schule bereits kommissarisch übernommen, zum 1. September tritt die 47-Jährige dann offiziell ihren neuen Job im Rathaus an. Im Interview spricht sie über die damit verbundenen Herausforderungen, Sport und ihre Heimatstadt Witten.

Das Büro sieht ja noch fast so aus wie zu Jutta Schmidts Zeit. Wie werden Sie sich einrichten?

Corinna Lenhardt: Ein paar neue Pflanzen stehen auf der Fensterbank. Und zwei Bilder von meinem Hund, Labrador Ben, hängen an der Wand. Ansonsten wird sich aber hier im Raum nicht mehr viel tun, denn Mitte November ziehen wir wegen der Rathaus-Sanierung vom Süd- in den Nordflügel um. Mir ist eine einigermaßen wohnliche Atmosphäre im Büro schon wichtig, denn hier verbringe ich ja oft mehr Zeit als zu Hause.

16 Stellen im Amt sind derzeit nicht besetzt

Auf Sie wartet ein großes Amt mit vielen Abteilungen und Mitarbeitern. Wo werden in Zukunft die Schwerpunkte der Arbeit liegen?

Wir müssen uns auf das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz vorbereiten, das nächstes Jahr an den Start geht. Da sollen zum Beispiel Pflegefamilien mehr unterstützt und Qualitätsstandards mit den Trägern der freien Jugendhilfe erarbeitet werden. Ich habe schon angefangen, Termine zu machen, um mich vor Ort umzusehen, etwa bei der Awo oder der Waisenheimat. Außerdem stehen demnächst viele Termine im Jugendbereich an: der Sommer-Rock am Imberg kommendes Wochenende, die Neuwahl des Kinder- und Jugendparlaments und der Weltkindertag im September. Ganz wichtig ist es mir auch, noch mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen.

Warum?

Um die Frauenerwerbstätigkeit weiter zu fördern. Ich habe zwar selbst keine Kinder, kenne aber die Probleme, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, zur Genüge aus meinem Freundeskreis.

Sie haben über 300 Mitarbeiter. Sind Sie personell gut gerüstet?

Nein, derzeit sind 16 Stellen unbesetzt. Zwar ist die Nachbesetzung aus den eigenen Reihen in Planung, aber so lange können wir mit weniger Menschen natürlich auch weniger stemmen.

Sie kehrt zu ihren Wurzeln zurück

Die Situation ist also alles andere als rosig. Warum wollten Sie den Job überhaupt?

Eine Kollegin hat tatsächlich zu mir gesagt: „Du traust dich was.“ Doch ich wollte wieder zurück zu meinen Wurzeln, die ja in der Sozialarbeit liegen. Und ich wollte steuernd tätig sein.

Ausgerechnet im Jugendamt? Das hat ja in der Bevölkerung nicht immer einen leichten Stand.

Oft wird damit wirklich etwas Negatives verbunden. Diese Wahrnehmung möchte ich verändern. Wir sind nicht die Bösen, die Kinder aus Familien herausnehmen. Wir sehen uns als Helfer, als Ansprechpartner für die Bürger, wenn es Probleme gibt. Meist geht auch völlig unter, was wir schaffen. Nehmen Sie nur mal die vielen Flächen im Projekt „Schöner spielen“.

Sie ist sehr organisiert, aber oft zu ungeduldig

Wo liegen Ihre Stärken?

Ich bin sehr strukturiert und organisiert, kann mit Stress umgehen und arbeite gern mit Menschen zusammen. Ich kann, glaube ich, ein bunt gemischtes Team auch dazu motivieren, einen gemeinsamen Blick auf die Dinge zu erreichen.

Ihre Schwächen?

Ich bin ungeduldig. Ich habe gern Ergebnisse. Yoga kann helfen, mit sich selbst geduldig zu sein.

Sind Sie sportlich?

Ich laufe und gehe ins Fitnessstudio. Sport macht den Kopf frei und gibt neue Energie. Ohne wüsste ich nicht, wie ich alles schaffen würde.

Sie stammen aus Annen und leben jetzt wieder dort. Hatten Sie Sehnsucht nach Witten?

Ich finde diese Stadt wunderschön. Nach drei Jahren in Breckerfeld bin ich sehr gerne zurückgekehrt. Die Infrastruktur ist gut, die Verkehrsanbindung günstig. Es gibt viele Möglichkeiten auszugehen. Mal eben im Klimbim vorbeizuschauen, wo man Hans und Franz trifft – das ist toll. Mein Heimatgefühl hat sich völlig neu entwickelt.

>> BERUFLICHER WERDEGANG

  • Corinna Lenhardt hat zunächst eine Ausbildung im Verwaltungsbereich gemacht und war am Amtsgericht Witten tätig. Dann hat sie an der FH Dortmund Sozialarbeit studiert und ihr Anerkennungsjahr beim Jugendamt der Stadt Dortmund gemacht, wo sie auch als Honorarkraft im Bereich Erziehungsbeistandschaften tätig war. 1998 verlegte die Annenerin ihr berufliche Arbeit dann wieder nach Witten.
  • Im Sozialamt half Lenhardt, Sozialhilfebezieher wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. 2005 wechselte sie zum Jobcenter, wo sie vor allem unter 25-Jährige beriet. 2006 übernahm sie dort eine Teamleitungsstelle. „Ich habe viel Erfahrung mit sozial benachteiligten Gruppen“, sagt Corinna Lenhardt.
  • Seit 2011 leitete sie die Personalabteilung der Stadt Witten.