Neviges. Das Ehepaar kam 1969 aus einem traurigen Grund von Essen nach Neviges. Ein Schritt, den es aus vielen Gründen nie bereut hat.
Für Ingrid Fachin war es ein bisschen Liebe auf den ersten Blick: „Ich habe die Wohnung im Rohbau gesehen und wollte sie unbedingt haben, ich hab mich von Anfang an in die verguckt.“ So gern die Fachins, die wir in dieser Folge unserer Serie „Ich liebe Neviges“ vorstellen, in Velbert-Neviges leben, so traurig ist der Grund, warum sie 1969 von Essen hierher zogen. „Ich komme vom Bergbau, aber nachdem, was da passiert war, konnte ich das nicht mehr machen. Deshalb bin ich in die Gießerei gewechselt“, erzählt Ehemann Horst Fachin.
Vorherige Folgen
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In der Zeche Prinz Heinrich kamen damals bei einem Grubenunglück mehrere Kumpel ums Leben, darunter auch ein guter Freund des heute 82-Jährigen. „Ich sehe ihn noch vor mir, wir hatten ganz kurz vorher noch gesprochen, dann gab es unten einen lauten Knall.“ Szenen, die ihn lange nicht losließen. Der berufliche Wechsel, verbunden mit dem Umzug nach Neviges, war damals schnell beschlossene Sache, „wir hatten hier ja auch Verwandtschaft“, fügt seine Frau hinzu. Noch gut kann sie sich an die erste Zeit in der damals neu gebauten Siedlung an der Florastraße erinnern: „Neviges, das war die ersten Jahre wie Urlaub für uns. So viel Grün überall, so idyllisch, diese Ruhe.“
Glücklich über ihre Wohnung in Velbert-Neviges
Ein Herz für Neviges
„Ich liebe Neviges“ heißt unsere Sommer-Serie. Sie leben in Neviges oder Tönisheide, sind hier aufgewachsen oder auch erst kürzlich hergezogen? Und sind der Meinung: „Hätte schlimmer kommen können?“ Dann melden Sie sich gern und erzählen uns, was Sie an ihrem Stadtteil mögen.
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Damals, Ende der 60er Jahre, habe es in Altenessen, wo das Paar zuvor gewohnt hatte, eben anders ausgesehen. „Da war vieles grau, und hier, da haben wir uns gleich so wohlgefühlt. Diese großen Fenster, so viel Licht in der Wohnung, das kannten wir gar nicht.“ Tochter Conny machte das Glück damals perfekt, inzwischen haben die Fachins zwei Enkel und vier Urenkel. „Die wohnen zum Glück auch nicht weit weg, in Velbert und Wuppertal“, so sprudelt es auch der 79-Jährigen heraus, die auch nach so vielen Jahren noch sagt:. „Ich liebe unsere Wohnung, inzwischen sind wir die Einzigen, die nach dem Erstbezug noch hier sind.“ Und Ehemann Horst, der ansonsten ein bisschen wortkarger ist, kann ihr da nur beipflichten: „Man verbringt ja schließlich die Hälfte des Lebens in seiner Wohnung, ich will hier auch nicht mehr weg.“
Jeden Donnerstag ist Stammtisch bei „Hani“
Nicht nur, weil ganz in der Nähe der Florastraße der S-Bahnhof Rosenhügel ist, „wir mit der S 9 ruckzuck in Wuppertal sind“, so die Fachins und auch nicht wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten: „Edeka, DM, Aldi, alles da, und alles in der Nähe“, sagt Ingrid Fachin begeistert. Es sind vor allem die vielen lieb gewonnenen Rituale, auf die die Fachins nicht mehr verzichten wollen. Ebenso wie all die Freundschaften, die sie in mehr als 50 Jahren geknüpft haben. Und dann „Hani’s Eiscafé“, auch das müsse hier mal erwähnt werden, findet die Seniorin: „Ich mag bei Eis nur Stracciatella, nichts anderes. Und das schmeckt mir bei Hani am besten.“ Keine Frage, wo sich der Stammtisch, bestehend aus der Nachbarschaft und einigen Mitgliedern des Frauenchor Neviges, jeden Donnerstagvormittag trifft.
Ganz wichtig ist der Wochenmarkt
„Den Chor gibt es ja dieses Jahr seit 40 Jahren, ich hab den auch mitbegründet. Als ich da anfing, hab ich schweren Herzens beim Turnverein aufgehört. Mir tat das auch leid, aber ich konnte ja nicht jeden Abend weg sein“, erzählt die quirlige Seniorin, die liebend gern vor oder nach ihrem Stammtisch über den Wochenmarkt geht: „Der Markt, der würde mir fehlen. Wenn es den nicht gäbe, das wäre schlimm. Man wird ständig gegrüßt, quatscht mal hier, mal da. Man bleibt mit den Leuten in Verbindung. Auch, wenn man sonst nicht mehr so viel rauskommt.“
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Und es mache einfach Spaß, auf dem Markt frisch einzukaufen. „Ich koche jeden Tag, das mach’ ich gerne. Mein Mann ist da der beste Vorarbeiter, der schneidet mir die Kartoffeln und Zwiebeln so, wie ich es haben will. Und beim Einkochen entsteint er mir die Kirschen, knipst bei den Erdbeeren das Grüne ab.“ Dass der „immer so nette Obstverkäufer“ ihr die Erdbeeren direkt in den Rollator packt, auch das genießt sie sehr. Aber am allerliebsten macht Ingrid Fachin Holundermarmelade. Woher sie die Früchte bekommt? „Na, die pflückt alle mein Mann, gibt ja genug Büsche in der Nähe, wir sind hier ja mitten im Grünen.“ Und das genießen die Fachins wie am ersten Tag.