Neviges. Wilbert Hager möchte nirgendwo anders auf der Welt leben. Seinen Spitznamen „Bürgermeister von Tönisheide“ nimmt der Florist mit Humor.
„Das hier ist mein Dorf, hier lebe ich. Ja, ich liebe mein Tönisheide.“ Wilbert Hager, seit 1970 Florist und Friedhofsgärtner in Velbert-Tönisheide, sagt das mit einer solchen Begeisterung, dass man sofort seine sieben Sachen packen und umziehen möchte. Mit dem „Bürgermeister von Tönisheide“, wie der 77-Jährige im Dorf auch scherzhaft genannt wird, startet unsere Sommerserie „Ich liebe Neviges“, denn Tönisheide gehört ja schließlich zu Neviges. Sein Dorf zu verlassen, woanders seine Zelte aufzuschlagen, das wäre dem zweifachen stolzen Großvater nie in den Sinn gekommen. „Mich kriegt man hier nicht weg.“ Genauso klar war auch von Anfang an sein Berufswunsch.
„Ich hab schon als Kind immer gerne Wurzeln gesammelt, hab da alle möglichen Gesichter drin gesehen. Und ich hatte von Anfang an einen starken Hang zur Natur.“ Und schon gerät er wieder mächtig ins Schwärmen. „Wenn Sie mit offenen Augen durch die Natur gehen, entdecken Sie so viele verschiedenen Grüntöne. Das gelbe Grün, das dunkle Grün, das helle. Was für ein wunderbarer Kontrast, der da mit den Augen aufgesogen wird.“ Und wenn Unkraut so strahlend gelb blüht wie auf der Terrasse des Cafés am Kirchplatz, dann ist das für den Floristen mit Geschäft an der Kuhlendahler Straße einfach nur schön und kein bisschen unordentlich. „Was für eine Pracht, es ist Sommer.“
Lebendige Vereine in Velbert-Tönisheide
Was er an seinem Dorf besonders mag? „Das Lebendige, wenn die Tönisheider Vereine den Kirchplatz beleben, das ist einfach toll.“ Wenn irgend möglich, macht der „Hansdampf in allen Gassen“ dabei liebend gern mit. So hat er vor genau 40 Jahren den „Hubbelsgasser Weihnachtsmarkt“ mit aus der Taufe gehoben, daran denkt Hager noch heute mit großem Vergnügen: „Damals standen Kurt Kampmann, Jürgen Sandkühler und ich auf dem katholischen Pfarrfest zusammen, wir hatten ganz schön einen im Tee. Und hatten zusammen ein bisschen herumgesponnen, was man alles so machen könnte.“
Der „Dorf-Bürgermeister“ kümmert sich
Ein Herz für Neviges
„Ich liebe Neviges“ heißt unsere Sommer-Serie. Sie leben in Neviges oder Tönisheide, sind hier aufgewachsen oder auch erst kürzlich hergezogen? Und sind der Meinung: „Hätte schlimmer kommen können?“ Dann melden Sie sich gern und erzählen uns, was Sie an ihrem Stadtteil mögen.
Kontakt unter 02051 49533 oder per Mail: redaktion. velbert@waz.de. Redakteurin Kathrin Melliwa trifft sich gern mit Ihnen auf ein Gespräch.
Seitdem organisiert „Mr. Hubbelsgasser“ Jahr für Jahr am zweiten Adventswochenende den gemütlichen Weihnachtsmarkt, der so heißt, weil in den ersten Jahren die Holzbuden in der Hubbelsgasse standen, direkt neben der evangelischen Kirche. Und wenn, so wie bei der letzten Sonnenwendfeier der KG Zylinderköpp, auf dem Kirchplatz richtig was los ist, wenn die Menschen Spaß haben, ausgelassen in seinem Dorf feiern, dann geht dem „Bürgermeister von Tönisheide“ das Herz auf. Diesen Spitznamen trägt er nicht nur mit Humor, er sieht ihn auch ein bisschen als Verpflichtung. „Wenn hier etwas nicht rund läuft, mach ich auch schon mal die Welle.“
Aber viel lieber vermittelt er im Vorfeld: Wenn sich, so kürzlich geschehen, zum Beispiel der Betreiber der Post-Station und des Lotto-Ladens beklagt, dass zwar die Baustellen-Beschilderung weg sei, aber noch immer die Beton-Sockel vor seinem Eingang stünden. Kurz darauf waren die Klötze weg. Auf Nachfrage erzählt Wilbert Hager auch eine Geschichte, die schon ein paar Jahre zurückliegt: Einem mittellosen junger Mann, psychisch labil, der regelmäßig seine Runden durch Tönisheide zog, war damals das Fahrrad gestohlen worden. „Ich hatte mich dann beim Gebrauchtwarenhaus S.O.S-Team dafür eingesetzt, dass er ein Rad geschenkt bekam. Der war dann überglücklich.“
Gute Nahversorgung
Was er neben dem lebendigen Vereinsleben noch an Tönisheide mag: „Wenn ich auf der Mitte unserer Kreuzung stehe, also der Spinne, dann bin ich in jeder Richtung in fünf Minuten im Wald.“ Und überhaupt sei „sein Dorf“ von der Lage bevorzugt, weil es, verglichen mit Neviges, erhöht liegt. „Wir haben als erstes Schnee und kriegen nie Hochwasser“. Und so klein Tönisheide auch ist, hier sei alles da: Zwei Supermärkte, mitten drin und fußläufig zu erreichen, eine Apotheke, mehrere Restaurants und Imbiss-Stuben. „Dazu eine Eisdiele und mit Zwickel einen Super-Metzger. Die Grundversorgung ist gesichert, das macht mich zufrieden.“ Was er sich wünscht: „Ein Hausarzt wäre schön, zwei Zahnärzte und einen Unfallarzt haben wir ja schon.“
Der Bürgerpark liegt ihm am Herzen
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Fragt man Wilbert Hager, der seit 53 Jahren glücklich mit Ehefrau Brigitte verheiratet ist, nach seinen Lieblingsorten in Tönisheide, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Erstes meine Familie, mein Zuhause. Zweitens mein Blumengeschäft, dann der Bürgerpark und der Kirchplatz.“ Der Bürgerpark, den der Geschäftsmann Willi Bender einst der Stadt Velbert abgekauft und den Tönisheidern gestiftet hat, wird von einem Verein in Schuss gehalten, dessen erster Vorsitzender Hager ist. „Wir halten ihn mit vielen helfenden Händen in Schuss.“ Und das funktioniere gut. Überhaupt hört man den Friedhofsgärtner, der auch mit 77 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt, nie klagen. „Alles was ich tue, mache ich gern. Und ich freu mich auf jeden neuen Tag.“ Neudeutsch gesagt: Good Vibes auf Tönisheide.