Neviges. Das Café am Kirchplatz in Tönisheide ist unter neuer Leitung. Wie es dazu kam, ist filmreif: Die Pächterin war selbst überrascht
Job gesucht, Chefin geworden, und das innerhalb von drei Tagen: Das zwischenzeitlich geschlossene und wieder eröffnete Café am Kirchplatz ist unter neuer Leitung. Und das ging so schnell, dass sich Bianca Dzemailov manchmal selbst kneift, um all das zu glauben. Gemeinsam mit ihrem Sohn führt sie ab sofort das beliebte Café neben der katholischen Kirche, und die ganze Familie freut sich auf viele Gäste. Dabei hatte die 46-jährige eigentlich nur einen Job gesucht und im Traum nicht daran gedacht, sich selbstständig zu machen.
„Ich hatte mich im März auf eine Anzeige gemeldet, es wurde eine Bedienungshilfe für das Café gesucht.“ Als sie sich vorstellte, habe der bisherige Pächter Holm Jesert sie mit der Nachricht empfangen, das Café zu schließen, aber sie könne das gern übernehmen, er werde das seinem Vermieter auch so vorschlagen. „Ich hab das nicht geglaubt, dachte erst, ich werde wieder arbeitslos. Aber dann bekam ich die Mail des Vermieters. Und hab gemerkt, der meint das ernst.“ Hopp oder top, kein Job oder ein Café führen. Drei Tage habe sie zur Probe gearbeitet, erzählt sie, sich mit der Familie eingehend beraten und dann entschieden: Wir machen das. „Ja, das alles kam völlig unerwartet. Aber die Tönisheider sind so wahnsinning nett, alle haben uns ihre Hilfe angeboten. Floristik Fügler schenkte uns die Blumen-Deko, es gibt so viele Leute, die sagen: Wenn ihr was braucht, sagt Bescheid“, erzählt Bianca Dzemailov. Zwar sei das ihre erste Selbstständigkeit, aber sie bringe Erfahrung in der Gastronomie mit. Und was noch viel mehr wert sei: „Meine Familie zieht mit. Da kann nichts schief laufen, wenn man so eine Familie hat.“
Dienstag ist Ruhetag
Café am Kirchplatz, Kuhlendahler Straße 14. Geöffnet Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr, Dienstag ist Ruhetag. Weitere Informationen und Tischreservierung unter 015733206645.
Offizielle Eröffnung am Sonntag, 16. Juni. 10 Uhr
Zur offiziellen Eröffnung in Velbert gibt‘s auch ein Glas Sekt
Ehemann Sebastijan (51) stammt aus Nord-Mazedonien und lebt seit 1991 in Deutschland, sie selbst ist in Wuppertal geboren. Das Café führt sie gemeinsam mit Sohn Sinan (19), mit im Boot sind bei Bedarf auch Tochter Heda (23) und nicht zu vergessen „unsere Mini-Chefin“, wie Enkelin Emira liebevoll genannt wird. „Und wenn es nötig ist, kommt auch meine Mama und hilft“, so die die neue Pächterin. Es gibt bereits Frühstück, Kaffee und Kuchen, auch Reservierungen für größere Gruppen werden entgegen genommen. Am Sonntag, 16. Juni, ist ab 10 Uhr die offizielle Eröffnung geplant, inklusive einem Glas Sekt.
Gäste dürfen gern Wünsche äußern
Ab dann wollen die Dzemailovs richtig Gas geben „Es gibt ganz normal Frühstück, groß und klein, belegte Brötchen, auch nur halbe. Wir gehen auf die Wünsche der Leute ein. Und wenen jemand Müsli oder etwas anderes möchte, werden wir uns darauf einstellen. Mal sehen, was alles gewollt ist“, sagt die neue Chefin. Empfehlen könne sich neben dem bekannten Angebot auch Meneme, eine traditionelle türkische Eierspeise zum Frühstück.
Reibekuchen und frische Waffeln
Mittags steht Cevapcici auf der Karte, dazu diverse Salate, Schnitzel. „Und Reibekuchen, das scheint hier ganz wichtig zu sein“, meint Bianca Dzemailov und muss lachen: „Es kamen schon Leute herein und sagten: Gibt‘s auch Reibekuchen? Die müssen Sie unbedingt machen.“ Für den kleinen Hunger werden Bockwurst, Frikadellen und Pommes serviert, „rund um die Uhr, man kann hier auch immer frühstücken. Und auch umsonst zur Toilette gehen“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Den Kuchen liefert eine Konditorei, die Waffeln werden selbst gemacht, genau wie die verschiedenen Sorten Eistee. Wer sich im Café am Kirchplatz ein Glas Bier oder Wein freut, muss sich allerdings noch etwas gedulden. „In etwa drei Monaten rechne ich mit der Schanklizenz, dann gibt es hier auch Alkohol.“
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Die Familie fühlt sich schon heimisch
Jeder sei willkommen, auch Gruppen, etwa nach Beerdigungen oder auch auf Geburtstagsfeiern, das Café hat 40 Sitzplätze drinnen und 23 draußen auf der Terrasse zur Verfügung. „Wir vermieten auf Wunsch auch stundenweise das ganze Café“, sagt die Wuppertalerin, die schon Kontakt mit einigen früheren Stammgästen hatte. „Die Leute sind wahnsinnig nett. Wir kennen ja hier noch nichts, aber fühlen uns schon ganz wohl und heimisch.“ Ja, die Familie Dzamailov ist in Tönisheide schnell angekommen: „Wir sind offen für alles, nehmen uns Zeit für die Gäste. Und sind gespannt, was da jetzt auf uns zukommt.“