Neviges. Wenn die KG Zylinderköpp in Tönisheide zum Feiern einlädt, ist immer prima Stimmung. Diesmal schallte ohrenbetäubender Jubel über den Kirchplatz
Super Stimmung bei der Sonnenwendfeier der Karnevalsgesellschaft „Zylinderköpp“, hier stand das Public Viewing im Mittelpunkt: Im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft traf Deutschland auf Dänemark. „So was Ähnliches hatten wir bei der Sonnenwende vor sechs Jahren schon mal. Damals war es das einizige Spiel, dass die Deutschen in der Vorrunde gewannen“, erinnerte sich Daniela Dellenbusch, die am Getränkestand die durstigen Kehlen bediente. Die Besucher sind diesmal vorsichtig optimistisch: „2:1 – mehr ist für die Deutschen nicht drin“, schätzt André Schiffer, während Bernd Quiderius von einem 2:2 ausgeht, das nach Verlängerung und Elfmeterschießen dem Nagelsmann-Team einen knappen 5:4-Sieg beschert.
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Nicht nur die Tönisheider kamen zum Rudelgucken auf dem Kirchplatz zusammen. „Wir sind aus Mitte. Eigentlich wollten wir auf den Heiligenhauser Flugplatz, aber die verlangen 125 Euro für einen Achtertisch, das finden wir ein bisschen viel“, regte sich Marvin Winkler auf. „Hier ist der Bildschirm ein bisschen klein, aber die Hauptsache ist doch die Stimmung, ist super hier.“ Dem schloss sich Marvin Fischer an: „In Tönisheide sind die Leute herzlicher als in Heiligenhaus.“ Uwe Kinze, der die Tönisheider Narren im November als Hoppeditz auf Tönisheide in die fünfte Jahreszeit einleitet, ist mit einem Bierträger unterwegs: „Wenn die Leute Fußball gucken, haben sie keine Zeit, zur Theke zu gehen. Deshalb bringe ich ihnen das Bier. Leider ist kein Kölsch dabei“, bedauert der gebürtige Kölner, der auch Altbier kredenzt. „Eigentlich darf ich das gar nicht sagen – aber es schmeckt.“
In Velbert brannte das Feuer auch während der Zwangspause im Stadion
Trockene Fans, nasse Helfer
Kurz nach dem Abpfiff öffnete der Himmel dann auch über Tönisheide seine Schleusen.
Während die meisten Besucher noch einigermaßen trocken davon kamen, wurden die Aktiven der KG Zylinderköpp und ihre Helfer beim Abbau nass bis auf die Knochen.
Als das Spiel beginnt, schauen fast alle auf die Leinwand, die Clemens Bender aufgebaut hatte, der zuvor auch für Musik sorgte und moderierte. Von fern war Gewitterdonner zu hören, im Dortmunder Stadion krachte und blitzte es so heftig, dass der Schiedsrichter die Partie unterbrach, Wassermassen ergossen sich aufs Spielfeld. „Wir unterbrechen denn auch mal. Leute, Ihr könnt Pippi machen gehen oder das Feuer gucken.“ Ach ja, das gab es ja auch noch, war ja schließlich Sonnenwendfeier. Während das Feuer unter Aufsicht des Tönisheider Löschzuges vor sind hin brannte, nahmen die Zuschauer die Gelegenheit wahr, sich mit weiteren Getränken zu versorgen.
Einige Damen tanzten ausgelassen
Neben dem obligatorischen Bier, Wein und Limonaden durften die typischen Sonnenwendspezialitäten nicht fehlen: die selbst gemachte Sangria von Christa und Herbert Jörgens und deren Rhababer-Aufgesetzter. Die Getränke verfehlten ihre Wirkung nicht: Einige junge Damen tanzten ausgelassen zu „Griechischer Wein“ und schwenkten fröhlich die Deutschlandfahnen. Als nach 35 Minuten in Dortmund der Ball wieder rollte, blickte Clemens Bender immer wieder auf seine Wetter-App: „Um viertel nach Elf könnte das Unwetter zu uns kommen.“ Doch zunächst starrten alle gebannt auf den Bildschirm. Als in der zweiten Halbzeit die Dänen ein Tor erzielen, haben die Tönisheider Experten aufgepasst: „Das ist Abseits! Das gilt nicht!“ Richtig, aufatmen.
Aufatmen nach der Schiedsrichter-Entscheidung
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Nachdem die Offiziellen die Aufzeichnungen ausgewertet hatten, wird der Treffer aberkannt. Kurze Zeit später ein Handspiel der Dänen im Strafraum - Elfmeter für Deutschland. Kai Havertz sorgte mit seinem kraftvollen Treffer für jubelnde Erleichterung bei den Fans auf dem Kirchplatz. Jamal Musiala schließlich machte den Abend perfekt, als er mit einem Traumtor in der 68. Minuten die DFB-Auswahl endgültig ins Viertelfinale schoss: Und auf dem Kirchplatz gab‘s kein Halten mehr, so laut war es hier schon lange nicht mehr.