Neviges. Das Ehepaar Hager aus Tönisheide feiert Goldhochzeit. Und erinnert sich lachend an so manche Turbulenzen rund um den Hochzeitstag vor 50 Jahren.
„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“, dröhnt es durch die kleine hübsche evangelische Kirche in Tönisheide. Da hält es den Gold-Bräutigam nur mühsam auf dem Stuhl, vergnügt schwenkt Wilbert Hager die Arme, während seine Frau Brigitte sachte im Rhythmus mit wippt. Mit einem besinnlich-fröhlichen Gottesdienst, viel Musik und gut gelaunten Gästen feierten die Hagers ihre Goldhochzeit. Die kleine Szene sagt viel darüber, warum die Zwei auch nach 50 Jahren noch rundum glücklich sind. „Ich bin die ruhigere, ich gleiche aus, lasse ihn machen“, sagt Brigitte Hager, und Ehemann Wilbert meint vergnügt: „Pfarrer Günther, der wirklich toll gesprochen hat, meinte zu meiner Frau: Wie halten Sie es nur mit diesem Mann aus?“
Toleranz ist wichtig in der Ehe
Ganz wunderbar. „Meine Frau hat mir immer das Kreuz gestärkt. Ja, ich war nie jemand, der abends nach Hause kam und sich aufs Sofa setzte.“ Florist und Friedhofsgärtner mit Leib und Seele, wie er selbst sagt, 60 Jahre Mitgliedschaft beim Tönisheider Sportverein, früher leidenschaftlicher Leichtathlet und seit 1999 mit der UVB aktiv in der Politik. Da ist es gut, eine Frau zu haben, die einfach sagt: „Man muss sich tolerieren, er liebt eben seinen Beruf, war eben immer viel unterwegs. Und ich hatte immer meine Freundinnen, mit denen ich mich getroffen habe.“
Zum Tanzen in die Flora
So wie auch an jenem Abend Anfang des Jahres 1970: Da zog die Mädelsclique zusammen ins „Landhaus Henning“ an der Wimmersberger Straße, einer damals angesagten Disco, wie Wilbert Hager erzählt: „Ich war mit ein paar Jungs vom Sportverein unterwegs, da standen die Vier da. Ja, was soll ich sagen, ich bin rüber, hab sie aufgefordert.“ Und der damals 23-Jährige kam, sah und siegte: „Er konnte super tanzen, das hat mir gefallen. Er hat dann auch gleich viel geplaudert, so fing das dann an“, ergänzt seine Frau. Beide lebten damals noch bei ihren Eltern, man sei ein paar Mal miteinander tanzen gegangen, „in die Flora in Velbert oder zu Richter in der Beek in Wuppertal“, erinnert sich der Goldbräutigam.
Turbulenter Polterabend
Als dann sein guter Freund Willi Bender ein paar Monate später anmerkte, er habe eine Wohnung zu vermieten, ob er nicht mal heiraten wollte, da war die Sache sonnenklar: „Wir haben uns gesagt: Ja, warum eigentlich nicht jetzt?“ So agil Wilbert Hager auch heute noch mit 73 Jahren durch sein Tönisheide und über die Friedhöfe düst, so sehr ließ es das junge Glück damals krachen – vor allem beim Polterabend. Nur gut, dass es jetzt bei der Goldhochzeit weit weniger Turbulenzen gab als vor 50 Jahren, wie beide vergnügt erzählen.
Pech gehabt beim Kasatschok
Zweites Jubiläum zum Jahresende
Brigitte und Wilbert Hager stammen beide aus Velbert. Die Goldene Hochzeit ist im Jahr 2021 nicht das einzige runde Jubiläum der Familie Hager aus Tönisheide.Ende des Jahres steht ein rundes Firmenjubiläum an: Dann besteht das Geschäft „Blumen Hager“ an der Kuhlendahler Straße 6 ebenfalls seit 50 Jahren.
„Meine Freunde hatten sich beim Polterabend für alles revanchiert, was ich früher immer bei solchen Gelegenheiten ausgeheckt hatte. Bei uns in der Hochstraße standen auf einmal drei ausgeschlachtete Autos und ein halber Lkw voll mit Scherben“, erzählt Wilbert Hager und muss noch heute lachen. „Danach ging es ins Lokal Sandkühler, mit 120 Leuten, da war richtig was los.“ Und wie es sich damals gehörte, so Ehefrau Brigitte, „wurde ordentlich Kasatschok getanzt, das machte man so, ich mit Willi Bender“. Ob die Absätze zu hoch oder der Tanzpartner zu wild waren, bleibe dahingestellt. Jedenfalls musste die zukünftige Braut am späten Abend zwischendurch zum Röntgen ins Nevigeser Krankenhaus: „Ich hatte mir den Fuß verstaucht, zum Glück war nichts gebrochen. Nur mit Tanzen war es an dem Abend leider vorbei.“
Gestohlener Brautstrauß
Eine Woche später, am 10. September 1971, dann die feierliche Trauung in der hübschen Kapelle in Tönisheide mit anschließender Feier im damaligen „Haus Jöngken“ . Ehrensache, dass der Bräutigam als Florist den Brautstrauß selbst gebunden hat. „Damals hatte ich noch keinen Laden, nur einen Straßenstand in Velbert und ein eigenes Lager. Der Strauß war wunderschön, viele weiße Orchideen, sah toll aus.“ Leider bekam ihn die Braut nie zu sehen: „Unser Hochzeitsauto war ein MG, mit niedrigem Dach, da hatte ich den Brautstrauß nur kurz drauf gelegt, ich musste ja auch noch das Auto schmücken. Als ich vom Lager wieder raus kam, war der Strauß weg“, erinnert sich Wilbert Hager. Ein eiligst zu Hilfe gerufener Kollege half zwar schnell mit Blumen aus, „aber es waren nicht mehr diese Orchideen“.
Glücklich über die Enkeltöchter
Daran muss Wilbert Hager noch heute manchmal denken, wenn er all die Sträuße für den großen Tag bindet. Die Geburt des Sohnes Sascha machte 1975 die Familie Hager komplett. An seiner Frau Brigitte, die als ausgebildete kaufmännische Angestellte im Blumengeschäft für die Büroarbeit zuständig ist, schätze er vor allem ihre „Offenheit und Ehrlichkeit“. Und bei der Goldfeier im Restaurant „Kleine Schweiz“ hätten beide einmal mehr gemerkt, so Wilbert Hager: „Mit Leni und Lotti haben wir tolle Enkelkinder, das ist unser größtes Glück.“