Mülheim. Ein Iraker verwandelt ein Mülheimer Vereinslokal, das jedem offen steht, in eine Trattoria. Nebenan kocht sein Bruder. Herzenswunsch ist erfüllt.
Sarbast Mudeer hat den Schreibtisch gegen die Theke getauscht, statt Tastatur und Maus bedient er nun Zapfhahn und Herd: Der 23-Jährige hat kürzlich in Raadt die „Trattoria da Averna“ eröffnet und strahlt übers ganze Gesicht, wenn er erzählt, warum er sich für die Gastronomie und gegen die IT entschieden hat.
Immer nur am Schreibtisch sitzen, am Computer programmieren, das war auf Dauer nichts für ihn, blickt Sarbast Mudeer zurück. Vor rund acht Jahren floh der heute 23-Jährige mit seiner Familie aus dem Irak. „Wir sind Jesiden, wir haben dort keine Chance“, schildert der junge Mann. Die Perspektivlosigkeit in seinem Geburtsland scheint ihm früh klar gewesen zu sein. Mudeer macht in Mülheim seinen Schulabschluss, startet eine Ausbildung und schließt eine Fortbildung zum Programmierer an.
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Junger Mann aus dem Irak bewirtet jetzt Gäste in Mülheim
„Nebenbei habe ich aber immer schon in der Gastronomie gearbeitet.“ Doch trotz geregelter Arbeitszeiten, viel Homeoffice und festem Gehalt kündigt er seinen IT-Job und startet sein eigenes Lokal. „Ich arbeite lieber für mich selbst und liebe es, meinen Gästen ein gutes Gefühl zu bereiten.“ Auch seine Familie habe einst im Irak teils von der Gastronomie gelebt: „Das haben wir einfach im Blut.“
So verwundert es auch nicht, dass sein Bruder nur wenige Meter weiter ebenfalls Gäste empfängt - seit gut fünf Jahren betreibt er die Vereinsgaststätte „VereinBar“ des benachbarten Fußballvereins SV Raadt. Während sein Bruder dort eher auf griechische Küche setzt, bietet Sarbast Mudeer italienische Speisen von Pasta über Pizza bis hin zu Fischgerichten und Steak-Variationen an. „Wir liefern unsere Gerichte auch aus und bieten einen Partyservice an.“ Kaum abwarten kann Sarbast Mudeer, bis es draußen wärmer wird und er seine Gäste auf der großen Sonnenterrasse bewirten kann.
Ersten Besuchern der neuen Trattoria in Mülheim-Raadt hat‘s geschmeckt
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Die Feuertaufe seit der Eröffnung Anfang Dezember, der schon einige Weihnachtsfeiern folgten, scheint der junge Mann gemeinsam mit seinem einen Mitarbeiter gemeistert zu haben. Die ersten Gäste, die eine Rezension im Internet hinterlassen haben, vergeben fünf Sterne: „Wir sind richtig froh, dass der Tennisclub wieder eine Gastronomie hat. Wir haben eine wirklich gute Pizza gegessen. Sowas hat hier gefehlt in der Nachbarschaft.“
Das geht bei dem jungen Gastwirt runter wie Öl, schließlich hat sich Sarbast Mudeer mit der Trattoria am Tennisclub nichts weniger erfüllt als seinen Traum vom eigenen Lokal. Dass ihm das gelinge, sagt der 23-Jährige, verdanke er auch den Möglichkeiten, die er in Deutschland nutzen konnte: „Dieses Land hat uns eine Chance gegeben und davon möchte ich etwas zurückgeben.“
Geöffnet hat die „Trattoria da Averna“ an der Horbeckstraße 19 dienstags bis freitags von 14.30 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 22 Uhr, montags ist Ruhetag. Kontakt: 0208/373982.
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