Mülheim. Fest steht: Das städtische Wohnungsbauunternehmen SWB soll Mülheims Ruhrbania weiterbauen. Die Gebäude dürfen teils zehn Stockwerke hoch werden.
Dass die Stadt Mülheim das Gesundheitshaus und das alte Arbeitsamt zum Abriss freigibt, damit das Stadtentwicklungsprojekt Ruhrbania nach langem Stillstand fortgeführt werden kann, stößt nicht überall in Mülheims Politik auf Gegenliebe. Selbst aus der schwarz-grünen Ratskoalition war zuletzt Kritik am Planungsstand zu den Baufeldern 3 und 4 zu vernehmen.
Der Stadtrat hatte in seiner letzten Sitzung des Jahres 2024 beschlossen, einen Großteil seiner Grundstücke an der Ruhr, zwischen dem alten Bahnviadukt des Radschnellwegs und der Konrad-Adenauer-Brücke gelegen, an die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWB zu veräußern, damit diese dort nach erfolgtem Abriss von Gesundheits- und altem Arbeitsamt neu baut. Für Wohnen, auch für Gewerbe ist vor Ort Baurecht vorhanden. An der Konrad-Adenauer-Brücke darf es dabei auch hoch hinausgehen laut aktuell gültigem Bebauungsplan: Bis zu zehn Stockwerke sind dort möglich. Das war seinerzeit auch deswegen so geplant worden, um an der viel befahrenen Bücke einen Lärmschutzriegel zu schaffen, der auch Abschottung bieten sollte zur Industrie auf dem Geländes der Friedrich-Wilhelms-Hütte.
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Mülheims Ruhrbania-Entwicklung: Das AOK-Gebäude soll künftig das Bürgeramt beherbergen
Eigentlich sollte die Politik den Grundstücksdeal schon vor der Sommerpause 2024 absegnen, doch eine entsprechende Beschlussvorlage verschwand zunächst wieder. Denn offensichtlich bestand Überarbeitungsbedarf. Im Dezember wurde dann klar, was sich zum ursprünglichen Plan geändert hat, das gesamte Areal zur Neubebauung an die SWB zu geben. Nun bleibt das Grundstück der alten AOK-Zentrale, das die Stadt per Vorkaufsrecht an sich genommen hatte, ausgespart. Die Stadt will das AOK-Gebäude für ihre eigene Verwaltung nutzen, dort absehbar etwa das Bürgeramt ansiedeln, das aktuell und seit vielen Jahren schon in einer angemieteten Immobilie an der Löhstraße untergebracht ist.
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Auch andere Verwaltungseinheiten sollen im AOK-Gebäude Platz finden. Welche das sein werden, ist noch nicht offiziell verkündet. Die Stadtverwaltung arbeitet noch an einem komplett neuen Büroraumkonzept für ein Zeitalter mit vermehrtem Homeoffice. Klar ist: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt, aus dem Kommunalen Integrationszentrum und dem Bildungsbüro werden umgesiedelt werden müssen, wenn das Gesundheitshaus und das alte Arbeitsamt niedergelegt werden. Bis Anfang 2027 soll das der Fall sein. Dann nämlich sollen die Grundstücke mit insgesamt 7750 Quadratmetern von der städtischen Flächenentwicklungsgesellschaft an die SWB übertragen werden.
Nur wenige Mülheimer Politiker plädieren für den Erhalt der alten Verwaltungsgebäude
Der Stadtrat fasste den Beschluss zur Aufgabe der zwei Verwaltungsgebäude, ohne dass Angaben dazu gemacht wurden, welchen Wert diese beiden Gebäude noch haben und auch ohne konkreten Plan, wo denn die vor Ort angesiedelten Dienststellen in Zukunft untergebracht werden könnten. Das schmeckte einigen politischen Fraktionen und Gruppen gar nicht. Heidelore Godbersen von den Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) etwa beklagt, dass das Gesundheitshaus und das alte Arbeitsamt „noch in einem guten Zustand“ seien, da sei es „nicht einzusehen, dass diese Gebäude abgerissen werden“.
Die neue stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion machte auch die grundlegende Ablehnung der MBI gegen eine Fortführung der Ruhrbania-Bebauung deutlich. Mit ihr ginge das letzte Grün der einstigen Ruhranlagen nördlich der Schloßbrücke verloren. Godbersens Meinung schloss sich Cevat Bicici („Wir aus Mülheim“) an. Auch er sprach sich für den Erhalt aller drei Gebäude aus, um dort auch Verwaltungseinheiten hinzuholen, die aktuell noch in angemieteten Räumen angesiedelt sind. Eine weitere Ruhrbania-Bebauung sorge dafür, die Innenstadt gänzlich von der Frischluftschneise der Ruhr abzukoppeln. Neben MBI und Bicici stimmten aber nur der Bürgerliche Aufbruch und „Die Partie“ gegen den neuen Ruhrbania-Plan.
Kritik von FDP-Fraktionschef: „Jetzt könnte man noch was retten, aber wieder wird was abgeknapst“
Die FDP stimmte zu, wenn auch zähneknirschend. Ihr Fraktionschef Peter Beitz sieht andere Kritikpunkte. Er blickt zurück auf die Initialzündung für die Ruhrbania-Entwicklung im Jahr 2004: „Da hatten wir die ganz große Vision, ein neues Quartier zu bauen. Die Stadt sollte eine neue Identität bekommen.“ Schon mit der ersten Hälfte von Ruhrbania sei er „unzufrieden“, weil dort nichts Herausragendes gebaut worden sei. „Jetzt könnte man noch was retten“, so Beitz. „Aber wieder wird was abgeknapst.“
Baudezernent Felix Blasch entgegnete: Die Ruhrpromenade sei doch ein gelungenes Stück Stadtentwicklung, ein „schönes Stück Mülheims“. Sie werde angenommen und es sei gut, sie nun absehbar gen Norden weiterzubauen.
Ungelöst: Wo soll eine Rampe Platz finden für eine Verbindung von Radschnellweg und Mülheimer Innenstadt?
Weitere Kritik kam von den Grünen. Axel Hercher begrüßte zunächst, dass mit dem AOK-Gebäude Erhaltenswertes im Sinne der Ressourcenschonung erhalten bleibe. Er kritisierte aber auch, dass die Stadtverwaltung mit dem aktuellen Beschluss aber nicht gleichzeitig aufgezeigt hat, wie sie sich nun, da das AOK-Grundstück hierfür nicht zur Verfügung stehen wird, eine Rampe hoch zum Radschnellweg vorstellt. „Ich hatte erwartet, dass wir mit dieser Vorlage auch beschließen, dass eine Rampe gebaut wird.“ Blasch konnte in dieser Frage nichts Konkretes anbieten, sagte aber: „Es gibt aus meiner Sicht keinen Zweifel, dass wir eine neue Lösung finden.“ Es gebe am Ort noch genügend Spielraum für eine Rampe.
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