Mülheim. Wie viele Arbeitgeber ringt auch Mülheims Stadtverwaltung mit dem Problem, Personallücken schließen zu müssen. Erste Maßnahmen sind gestartet.
Deutlich mehr Mitarbeitende als erwartet haben nach der Freigabe dazu bei der Stadtverwaltung die Möglichkeit beantragt, in Telearbeit - also im Homeoffice - zu arbeiten. Die Ausweitung dieser Arbeitsweise ist der erste Schritt auf dem Weg dahin, als Arbeitgeberin beliebter zu werden, erklärt der Personalrat der Stadt und zählt weitere Etappen der „Charme-Offensive“ auf.
Wer heute einen Job sucht, achtet nicht mehr nur auf den Verdienst, sondern vor allem auch aufs Arbeitsumfeld, wohl schon alleine wegen der viel beschworenen Life-Work-Balance. Um als Arbeitgeberin attraktiver zu werden und etwas vom Image der angestaubten Verwaltung zu verlieren, stellt die Stadt aktuell einen Maßnahmenkatalog auf. Als eine der ersten Optionen daraus wurde zum Jahresbeginn die Möglichkeit ausgeweitet, im Homeoffice - im Verwaltungsdeutsch Telearbeit genannt - zu arbeiten.
Schon rund 900 Anträge auf Telearbeit bei der Mülheimer Stadtverwaltung
War Telearbeit zuvor lediglich bei sechs Prozent der mit PC ausgestatteten Arbeitsplätzen in der Verwaltung gestattet, sind nach Aussage des Personalratsvorsitzenden Dirk Neubner inzwischen rund 900 Anträge aus der gut 3200 Mitarbeiter starken Belegschaft eingegangen, die, so Neubner, „wohl positiv beschieden werden. Und wir nehmen weiterhin Anträge entgegen - der Wert wird sich wohl Richtung 1000 bewegen.“ In dieser Größenordnung hätte Neubner die Nachfrage nach Homeoffice selbst nicht erwartet.
Dass aufgrund der neuen Telearbeit-Regelung bereits deutlich mehr Bewerbungen von Externen bei der Stadtverwaltung eingingen, kann der Personalratsvorsitzende zwar noch nicht erkennen - „dafür ist es noch zu früh, das muss sich noch rumsprechen“ - sicher ist er aber indes, dass es ein wirkungsvoller Hebel sein wird, um mehr Personal zu gewinnen, denn: „Fast jeder Bewerber und jede Bewerberin externen Natur hat diese Frage im Gepäck. Es ist stets ein wichtiger Punkt im Vorstellungsgespräch.“
Viele Vorstellungsgespräche bei der Stadt Mülheim
Und derzeit führe die Verwaltung besonders viele Vorstellungsgespräche, „weil wir Stellenvakanzen haben, die gerade zusammenkommen und zudem glücklicherweise keine Sperrzeiten mehr haben für frei werdende Stellen - diese können wir also direkt nach Freiwerden wieder besetzen.“
Leicht gestiegen war die Anzahl der Mitarbeitenden bei der Stadtverwaltung bereits zum Stichtag 31. Dezember 2023, wie aus dem Bericht zur Personalwirtschaft hervorgeht, der nun vorliegt. Demnach waren zu dem Zeitpunkt bei der Stadt Mülheim insgesamt 3287 Personen mit einer vollzeitverrechneten Personalkapazität von 2669 beschäftigt. Damit ist der Personalbestand im zweiten Halbjahr 2023 um 17 Personen gestiegen. Zum Vergleich: Zum Jahreswechsel 2022/2023 überstieg die Anzahl der Eintritte die Anzahl der Austritte um neun Personen.
Hohe Altersfluktuation in der Mülheimer Stadtverwaltung
Dem Bericht ist weiter zu entnehmen, dass 72 Personen von extern eingestellt wurden, hinzu kamen 51 Auszubildende, drei Praktikanten sowie 28 sonstige Einstellungen - die Stadt summiert die Eintritte auf 154. Austritte gab es demgegenüber insgesamt 137, wovon 44 auf Ruhestand, 37 auf Kündigung und zehn auf den Austritt aus einem Praktikum zurückzuführen sind.
Die planbare Altersfluktuation liege bis 2031 jährlich durchschnittlich bei rund 100 Personen, die nicht vollständig durch eigene Ausbildung kompensiert werden könne, heißt es im Bericht der Stadt. Die Altersstruktur der aktiven Beschäftigten der Stadtverwaltung lag zum Jahreswechsel bei einem Durchschnittsalter von 46,47 Jahren und bleibt nahezu konstant. „Damit liegen wir ähnlich wie vergleichbare Städte auch, die genau wie wir vor dem Problem stehen, Nachwuchs gewinnen zu müssen“, ordnet Dirk Neubner ein.
Verwaltung will als Arbeitgeberin attraktiver werden
Und da komme eben die Charme-Offensive ins Spiel, mit der sich die Verwaltung als attraktive Arbeitgeberin bei Jobsuchenden bewerben will. Ein aus Sicht des Personalratsvorsitzenden wichtiger Aspekt sei die Wahlmöglichkeit zwischen Verbeamtung oder Angestelltendasein: „Wenn wir das anbieten, haben wir ein Alleinstellungsmerkmal unter den Stadtverwaltungen. Diese Selbstbestimmtheit zu haben, ist für Bewerbende das A und O.“
Erkannt habe man auch, so Neubner, dass Kampagnen zu Stellenausschreibungen, die über Social Media verbreitet werden, eine weitaus größere Resonanz bringen als herkömmliche Wege. „Das ist eine niederschwellige Möglichkeit, sich zu bewerben - mit wenigen Klicks. Wir haben so schon hochqualifizierte Kräfte gefunden, bei denen ich nicht weiß, ob die sonst bei uns gelandet wären“, verdeutlicht der Personalratsvorsitzende und spricht von einem Hoffnungsschimmer, die Arbeitgebermarke Stadt Mülheim populärer zu machen.
Mülheimer Stadtverwaltung stößt interne Wertedebatte an
Das gelte im Übrigen nicht nur für neu zu gewinnende Mitarbeiter, sondern ausdrücklich auch für bereits bestehendes Personal, betont Neubner. „Wir brauchen eine Strategie, wie wir uns präsentieren wollen - nach außen und nach innen - und eine andere Unternehmenskultur. Deshalb haben wir eine Wertedebatte angestoßen: Die Verwaltung muss den Beschäftigten ein Werteversprechen geben unter dem Motto: Das bist du uns wert.“
Festgeschrieben werden soll auch das im Maßnahmenkatalog, der sich laut Neubner in der finalen Abstimmung befinde. „Wir haben dafür nun einen langen Prozess von rund zwei Jahren hinter uns, in denen wir adäquate Möglichkeiten gefunden haben, um uns als Stadtverwaltung attraktiver aufzustellen, aber wir müssen jetzt auch in die Umsetzung kommen.“ Dass das noch in diesem Jahr geschehen wird, da zeigt sich Neubner zuversichtlich: „In der Arbeitsgruppe führen wir gute Gespräche auf allen Ebenen, ich erkenne keine Blockadehaltung, aber die Politik wird Mittel dafür bereitstellen müssen.“
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