Mülheim. . Mülheims Baudezernent Peter Vermeulen sieht die Zeit reif für ein neues Hochhaus in der Innenstadt. Fasziniert schaut er nicht nur nach Mailand.

  • Baudezernent Peter Vermeulen bringt die Idee für ein Hochhaus als Ruhrbania-Abschluss in die Diskussion
  • Erste Gespräche mit Projektentwicklern über ein solches Vorhaben sind auf geteiltes Echo gestoßen
  • Vermeulen ist überzeugt: Im Hochhaus ließen sich innovative Wohnformen verwirklichen

„Ich bin der Meinung: Mülheim könnte durchaus ein neues Hochhaus vertragen!“ Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen hat im Gespräch mit dieser Zeitung eine neue stadtentwicklungspolitische Debatte angestoßen zum Umgang mit den Ruhrbania-Baufeldern 3 und 4 zwischen künftigem Radschnellweg Ruhr und Konrad-Adenauer-Brücke.

Schon vor Weihnachten hatte Vermeulen das Jahr 2017 auserkoren, um sich verstärkt Gedanken dazu zu machen, wie Ruhrbania fortzuentwickeln ist. Zuletzt politisch in der Debatte war ein Konzept mit Stadthäusern, auch der Bau einer Sparkassen-Akademie war zwischenzeitlich gar mal im Finale vor den Juroren.

Dezernent hat auf der Expo Real Gespräche geführt

Vermeulen geht nun mit einer anderen Idee in die Offensive, für die er spätestens seit seinen Gesprächen im Oktober bei der Immobilienmesse Expo Real Begeisterung entwickelt hat, weil sie Notwendiges mit Innovativem vereint. Notwendig, sagt Vermeulen, sei am nördlichen Abschluss des Ruhrbania-Projektgebietes eine bauliche Lösung für die Lärmimmissionen ringsum. Auch sei an der Konrad-Adenauer-Brücke ein baulicher Trennstrich zu setzen zur nahen Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Das bewaldete Bürohochhaus „Bosco Verticale“ in Mailand ist seinerzeit mit dem Internationalen Hochhauspreis der Stadt Frankfurt und des Deutschen Architekturmuseums ausgezeichnet worden.
Das bewaldete Bürohochhaus „Bosco Verticale“ in Mailand ist seinerzeit mit dem Internationalen Hochhauspreis der Stadt Frankfurt und des Deutschen Architekturmuseums ausgezeichnet worden. © Kirsten Bucher, dpa

Für Vermeulen ist die Zeit reif, an dieser Stelle an ein neues Hochhaus zu denken, das in der Senkrechte nicht durch die Höhe des Rathausturms reglementiert ist. Aus einer Arbeitsmappe zückt er Bilder von Wohn- und Bürotürmen, die – von Japan bis Berlin – zeigen, was der Dezernent im Sinn hat, wenn er von Bauten spricht, die ihn in ihrer Ästhetik organischer und gleichsam maroder Strukturen an Caspar David Friedrich erinnern. Es geht Vermeulen nicht um lineare Baukörper, sondern um ein Zusammenspiel von funktionalen Fassaden mit Schallschutz auf der Nordseite und von einem offenen, terrassenförmigen Erscheinungsbild zur Ruhrseite hin.

Mailänder Hochhaus als Beitrag zum Mikroklima

Musterbeispiel für eine solche Architektur: der Bosco Verticale (= senkrechter Wald) in Mailand, zwei begrünte Zwillingstürme, 110 beziehungsweise 76 Meter hoch. 900 Bäume und rund 2000 weitere Pflanzen sind auf den Terrassen und Balkonen der Hochhäuser gepflanzt worden. Stadtplanerische Idee war seinerzeit, den engen urbanen Raum effizient zu nutzen und gleichzeitig einen Beitrag zu Wohnqualität und Mikroklima zu leisten.

Ist Vergleichbares für Mülheim denkbar, quasi als neues, markantes Stadtor im City-Norden? Vermeulen meint: ja. Sicher sei eine Diskussion erst noch zu führen, ob Mülheim ein weiteres Hochaus haben wolle oder ob die Stadt überhaupt geeignet erscheine für das Bauen in die Höhe. „Wenn man aber eine wachsende Stadt ist und nicht in Außenbereiche gehen will, muss man in die Höhe gehen.“

Vermeulen: Wir sollten offen sein für Investoren

Mülheims Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen glaubt, dass Mülheim im Konzert ringsum wachsender Städte mit einem Hochhaus an der Ruhr „eine interessante Lage“ für ein Wohnen der Zukunft schaffen könnte.

Etwa für diejenigen, die unabhängig in der Innenstadt wohnen wollen, ohne Auto etwa. Im Gespräch habe ein Fonds-Vorstand gesagt, das Ruhrgebiet sei reif für neuere Formen von Wohngemeinschaften, so Vermeulen. Dies könne in einem Hochhaus abgebildet sein, in dem jeder sein kleines Appartement habe, jede Etage dazu einen Gemeinschaftsgarten, ein gemeinschaftliches Wohn- oder Fernsehzimmer oder eine stets mit Grundnahrungsmitteln bestückte und fremdgereinigte Gemeinschaftsküche. Dazu im Dienstleistungspaket ein Portier, der Sicherheit gebe und Pakete annehme. . . Vermeulen ist fasziniert davon, in welche (neuen) Richtungen Investoren denken. Frage sei: Passt so etwas auch zu Mülheim?

Geteiltes Echo von Entwicklern

Von Investoren hat Vermeulen bislang ein geteiltes Echo erfahren: „Manche sagen, es ist interessant, weil sie Mülheim als Teil des Ballungsgebietes wahrnehmen. Andere können sich vorstellen, das Thema aufzugreifen, weil hier der bedeutende Schnittpunkt von Ruhrtalradweg und Radschnellweg sein wird.“ Es gebe Gespräche mit Interessenten, spruchreif sei noch nichts. Es gebe nicht derart viele Entwickler, die für die Speziallage an der Brücke den Mix aus Büro/Gewerbe (Nordseite) und Wohnen (Südseite) abbilden könnten.

Wichtig sei, offen zu sein für Vorschläge von Investoren, sagt der Dezernent. „Es wird kein Investor zu finden sein, nur weil die Politik sich festlegt, was sie dort will.“