Moers. Die hitzig diskutierte Fällung von Bäumen im Moerser Schlosspark läuft seit dem 13. Januar. Was Verwaltung und Gegner am ersten Tag berichteten.
Wer am Montagmorgen über den Schlossplatz in Moers schlenderte, konnte die Kettensägen schon von weitem hören. Was viele Gegner lange befürchtet hatten, ist am 13. Januar Realität geworden: Die Baumfällungen im Moerser Schlosspark laufen. 88 Bäume sollen insgesamt entnommen werden, drei von ihnen jedoch erst Ende diesen Jahres. Zwei Bäume bleiben aufgrund des artenschutzrechtlichen Gutachtens zudem jetzt doch erhalten. Die Verwaltung rechnet für den Rest mit einem Durchführungszeitraum von zwei Wochen.
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„Wir arbeiten räumlich, nehmen die Bäume Stück für Stück weg“, erklärt Stadtsprecher Thorsten Schröder vor Ort. Das artenschutzrechtliche Gutachten zum Vorhaben, das bisher noch nicht veröffentlicht wurde, soll jetzt zeitnah auf der Webseite der Stadt zu finden sein. „Wir hoffen, dass das heute noch klappt“, sagt Fachbereichsleiter Martin Dabrock. Die Maßnahmen seien zudem mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel abgestimmt.
Baumfällungen in Moers: Hat die Stadt ausreichend kommuniziert?
Im Vorfeld, unter anderem bei einer Demo am vergangenen Samstag, haben Gegner der Baumfällungen immer wieder kritisiert, die Stadt habe nicht frühzeitig über die anstehenden Fällungen informiert. Ein Argument, das Stadtsprecher Schröder so nicht stehen lassen will: „Im Januar vergangenen Jahres wurde das Thema erstmals der Politik in einer öffentlichen Sitzung vorgestellt“, betont er. Auch über die Presse und Soziale Netzwerke hätte die Verwaltung zudem über das Thema informiert, die Kommunikation mit Informationsflyern und Informationen auf der städtischen Webseite darüber hinaus intensiviert. Und: „Wir standen immer für Gespräche zur Verfügung.“
Die Resonanz aus der Bevölkerung war bis zum Dezember allerdings verhalten, erklärt Schröder weiter. „Es ist überraschend, dass es lange keine Reaktionen gab“, sagt er. Und geht noch weiter: „Demokratische Teilhabe bedingt, dass man sich informiert. Das ist scheinbar erst um fünf nach Zwölf passiert.“ Die von den Gegnern der Pläne gesammelten Unterschriften gegen die Fällung gesunder Bäume (wir berichteten) hätten zudem keine direkten Auswirkungen auf das Vorhaben. „Die können rein rechtlich betrachtet nichts bewirken.“
Moerser Bürgerinitiative weist Vorwurf der Stadt zurück
Den Vorwurf, man habe sich nicht frühzeitig informiert, weisen Mitglieder der Bürgerinitiative entschieden zurück. Viele von ihnen sind am Montagmorgen gekommen, um die Fällarbeiten kritisch zu beobachten. So mancher stand schon um 7 Uhr bei eisiger Kälte hier. Unter den Anwesenden ist auch Baumpfleger Peter van der Zwaag. „Es war im Sommer noch nicht klar, dass es auch um kerngesunde Bäume geht, die gefällt werden“, betont er. „Das ist das Kernthema unseres Protests.“ Kritik äußert er zudem an der Tatsache, dass noch immer kein Artenschutzgutachten vorliege - „das könnte kritisch werden“, mutmaßt er.
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Die Gegner fühlen sich dennoch in ihrem Protest bestärkt. Die Demonstration am Samstag, bei der Hunderte Menschen friedlich demonstrierten, werten sie als vollen Erfolg. „Es haben sich unfassbar viele beteiligt“, resümiert van der Zwaag. Die Gegner hätten sich vor Ort über einen konstruktiven Dialog mit Politik und Verwaltung gefreut. Viele blieben jedoch fern: Parallel fand am Samstag der traditionelle Neujahrsempfang statt. Zufall? „Es ging nur der Samstag, wir mussten handeln, bevor die Sägen anrücken“, betont der Baumschützer. Unter der Woche hätten die Baumschützer mit weniger Resonanz gerechnet, ebenso am Sonntag, an dem der Publikumsverkehr fehle. Einladungen an den Bürgermeister und die Lokalpolitik zur Demo hätte es gegeben - „die wurden aber komplett ignoriert“, so der Vorwurf.
Antrag hat keine Auswirkungen auf Baumfällungen in Moers
Lediglich die Ratsfraktion „Die Fraktion“ hat ihre Meinung zu den Baumfällungen geändert. Wie berichtet, fordert sie eine Sondersitzung zum Thema und hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Wie die Verwaltung bestätigt, findet die öffentliche Sondersitzung jetzt am Donnerstag, 16. Januar, um 16 Uhr im Ratssaal statt. Die Sitzung wird wie andere Sitzungen auch per Livestream übertragen. Auswirkungen auf die aktuellen Arbeiten hat der Antrag übrigens bis dahin nicht: „Es gibt einen gültigen Ratsbeschluss“, so der Stadtsprecher.
Der Vorstoß der „Fraktion“ sei dennoch ein guter Schritt, betonen die Mitglieder der Bürgerinitiative. „Das wünschen wir uns von allen Parteien“, sagt van der Zwaag. Sollte der Termin bekannt werden, seien Aktionen für die Sitzung geplant. „Wir bleiben am Ball“, betont er. „Die Hoffnung ist, dass zumindest die gesunden Bäume bleiben.“