Hattingen. Der Förderverein des LWL-Museums Henrichshütte vereint Menschen, die für Hattingens Industriekultur brennen. Geschichten aus dem Herzen.
Die Hütte ist Hattingen. Hattingen ist die Hütte. Im Dezember 1987 wurde der Hochofen der Henrichshütte ausgeblasen, in den Jahren danach entstand auf dem Areal nicht nur ein großer Industriepark, sondern auch das LWL-Museum. Sieben Jahre später gründet sich dessen Förderverein. Dieser ist jetzt 30 Jahre alt – mit Menschen, die für Hattingens Industriekultur brennen. Erinnerungen, warum ihnen die Hütte am Herzen liegt.
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Zur besondere Aktionen bei der Feier: Rolf Potthoff erzählt in seinem Geschichtspavillon und Birgit Schulz führt mal etwas anders über das Gelände. Nicht nur sie verbindet viel mit dem ehemaligen Werk.
„Die Ratte und ich sind quasi eins“, sagt Birgit Diermann. Sie hat viele Jahre auf der Henrichshütte gearbeitet – im Labor. „Ich bin irgendwie immer da geblieben. Andere gingen in Mutterschaft oder so, aber ich bin da geblieben“, sagt sie.
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Mit 30 Jahren fängt sie noch mal an zu studieren - ihre Diplomarbeit: der Spielplatz mit der langen silbernen Rutsche auf dem Gelände der Henrichshütte. „Ja, und die Ratte hat meine Stimme bekommen, die Texte habe ich auch geschrieben. Eine Kollegin hat das angefangen und ich habe es beendet“, erzählt Diermann.
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Einer der drei Wege über das Museumsgelände ist der Weg der Ratte - für Kinder. Birgit Diermann befasst sich auch mit dem grünen Weg, der von der Artenvielfalt und Natur auf dem Gelände erzählt. „Wir wollen immer auch etwas von der ökologischen Seite her erzählen“, sagt sie. Heute arbeitet sie nicht mehr dort, aber trotzdem lässt sie das Industriemuseum nicht los.
Wenn man etwas erfahren möchte – nicht nur über die Geschichte der Henrichshütte – dann ist man bei ihm genau richtig: Rolf Potthof weiß (fast) alles aus der Zeit, als die Hütte noch in Betrieb war, bis heute. Über Birgit Diermann sagt er beispielsweise: „Die Frau ist nicht zu bremsen!“
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Wenn Potthof erzählt, ist auch er nicht zu bremsen. Aber man möchte das auch gar nicht. In seinem Blick sieht man förmlich, was er gesehen hat. „Es gab damals jede Menge Unfälle, man muss auch bedenken, was die körperliche Arbeit mit einem Menschen macht“, erzählt Potthof. Er hat 20 Jahre lang Führungen über das Hüttengelände begleitet. Nun ist er 68 Jahre alt. Und beschäftigt sich immer noch mit der Geschichte des Stahlwerkes, „ja so vielfältig sind die Verknüpfungen“, sagt er über die Industriegeschichte.
„Irgendwie ist es auch meine Hütte“ – das kann nicht nur sie von sich behaupten. Birgit Schulz hat 16 Jahre auf dem Hüttengelände gelebt. Wortwörtlich dort, wo sie heute arbeitet. Sie hat mehr erlebt als andere Leute und verbindet viele Erinnerungen mit dem Ort. Sie sagt jedoch, „es gibt immer das, woran man sich erinnert und das, was davor gewesen ist“.
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Schulz war zum Beispiel beim Pflanzen eines Baumes dabei, der jetzt um die zehn Meter hoch ist. Sie hat eine Hütte in ihrem ehemaligen Garten gebaut, die dort immer noch steht. „Eigentlich ist das mein alter Garten. Es tut mir so leid, das verfallen zu sehen“, erzählt sie.
Bevor sie und andere Menschen dort gewohnt haben, standen an dem Ort Unterkünfte für Zwangsarbeiter. Jetzt ist es das Verwaltungsgebäude des Museums. „Das Glanzblatt dort haben wir von unseren Ex-Schwiegereltern geschenkt bekommen“, sagt sie über eine Pflanze und lacht. Vieles auf dem Gelände berührt sie. Sie sagt: „Es ist seltsam, wie viel sich verändert hat.“
>>> Info: Der Förderverein des Industriemuseums Henricvhshütte hat um die 120 Mitglieder – und neue sind jederzeit willkommen. Kontakt über Birgit Schulz, 02324 9247-151; Mail: birgit.schulz@lwl.org