Hattingen. Hüttenkampf & Kirchenkunst: Egon Stratmann macht Hattingens Stimmungen erlebbar. Die Kleine Affäre in Blankenstein stellt ihn jetzt heraus.

Sein Leben bewegt sich zwischen Hüttenkampf und Kirchenkunst – auf jeden Fall aber in Blankenstein. Egon Stratmann (88) ist einer der prägendsten Künstler Hattingens und die Kleine Affäre zeigt jetzt eine „Retrospektive“ seines Schaffens. Und das hat zweifellos eine ganz besondere Bedeutung für die ganze Stadt – lesen Sie selbst!

Egon Stratmann – ein Hattinger Leben zwischen Hüttenkampf und Kirchenkunst

Nein, als Künstler mag er nicht bezeichnet werden. „Ich bin Maler und Gestalter“, sagt Egon Stratmann. Als solcher hat er Spuren hinterlassen, beispielsweise mit ­seiner beeindruckenden Kirchenkunst – und mit dem Wirken und den Werken zur Henrichshütte. Dem Blankensteiner ist gelungen, das Lodern der Hüttenfeuer und die Leiden der Hüttenarbeiter einzufangen; emotional und eindringlich sind seine Bilder, ein Zeugnis für die Nachwelt, durch das die Hütte womöglich ewig lebt.

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Egon Stratmann macht nicht viel Aufhebens um seine Person, er hält sich lieber im Hintergrund. Will lieber seine Arbeiten sprechen lassen. Zum Beispiel dieses eine Bild vom Hochofen: ­Düsteres Feuerrot als Rahmen, schemenhaft, ganz in Schwarz, steht das Gebäude im Mittelpunkt. Hattinger spüren sofort den Schmerz, der die Arbeiter gequält haben muss, als das Aus für die Henrichshütte verkündet wird. „Dabei ist das Bild entstanden, als von der Schließung noch gar nicht die Rede war“, sagt er.

Künstler Egon Stratmann beim WAZ-Besuch in seinem Atelier in Blankenstein im Jahr 2012.
Künstler Egon Stratmann beim WAZ-Besuch in seinem Atelier in Blankenstein im Jahr 2012. © WAZ FotoPool | Svenja Hanusch

Die Hütte. Der Hüttenkampf. Wenn es darum geht, steht Egon Stratmann nicht im Hintergrund, dann geht er in die erste Reihe. „Eine großartige, spannende Zeit“, berichtet er. „Für die Betroffenen natürlich eine unfassbare Leidenszeit, die alle hochgepeitscht hat. Das Schöne im Schlechten war schließlich, dass es für alle eine Lösung gegeben hat.“

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Im Jahr 1936 wird Egon Stratmann in Blankenstein geboren, hier lebt er immer noch. Er macht eine Handwerkslehre und lässt sich zum Maler weiterbilden, studiert an der Höheren Fachschule für Maler sowie an der Akademie der Bildenden Künste.

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Berufliches Standbein ist für ihn stets die Arbeit für die Kirche. ­Glasfenster gestaltet er, pures Handwerk, getragen von der Kreativität in der Motiv­findung. „Zur Existenzsicherung beigetragen hat außerdem immer meine Lehrtätigkeit an der Meisterschule in Dortmund.“ Seine Fachbereiche: Farblehre und Gestaltung, Zeichnen, gestalterische Techniken und Farbtechnologie.

Vernissage und Öffnungszeiten

Die „Retrospektive“ zu Egon Stratmann – Werke zwischen Sakraler Kunst und Industriekultur – wird am Samstag, 27. April, um 19 Uhr in der Kleinen Affäre am Marktplatz 19 in Blankenstein eröffnet.

Sie zeigt eine Auswahl seiner Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen, die sich über sechs Jahrzehnte erstrecken. Zudem soll es auch einige private Einblicke in das Leben des Künstlers geben. Der Eintritt ist frei.

Wie lange die Ausstellung zu sehen ist, steht noch nicht fest. Klar ist indes, dass die Werke auch gekauft werden können. Öffnungszeiten: mittwochs und samstags von 15 bis 18.30 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Mit 37 entschließt er sich, ein Atelier zu gründen. In Blankenstein, wo sonst? Hier ist er geboren, aufgewachsen und immer ge­wesen. Er ist bekannt und beliebt. „Ich bin hier verwurzelt“, sagt Egon Stratmann. Er engagiert sich für den Gethmannschen Garten, fürs Stadtmuseum, für das Leben in seinem Dorf. Die Innengestaltung der katholischen Kirche stammt aus seiner Hand und im Jahr 2000 stellt er den Blanken Stein auf den Marktplatz vors Museum.

Egon Stratmann mit Modellen seiner Schmelzer: Im Jahr 2019 wurde das Projekt umgesetzt und die Skulpturen in Welper aufgestellt.
Egon Stratmann mit Modellen seiner Schmelzer: Im Jahr 2019 wurde das Projekt umgesetzt und die Skulpturen in Welper aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

Vor fünf Jahren hat er der Henrichshütte ein Denkmal gesetzt. Der Stätte, die für ihn ein Stück Lebensinhalt ist. Bedrohung war sie. Herausforderung. Inspiration. „Die halbe Verwandtschaft hat ja hier gearbeitet, die Hütte war Hattinger Leben.“ Schon als junger Mann holt er sich vom Direktor die Erlaubnis, dass er nachts in einer Ecke sitzen und malen darf. Rot, Gelb, Orange. Ocker, Braun, Schwarz. Farbenspiele. „Ohne sie wäre ich vielleicht Bildchenmaler im Landschaftswesen“, meint er.

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Gut 30 Jahre nach ihrem Ende hat Stratmann Geld für sein Projekt gesammelt und die Skulptur „Schmelzer – Menschen in Aluminium“ in Welper aufgestellt. Da stehen die beiden auf dem Marktplatz – „100, 200, 500 Jahre“, meint Stratmann. „Oder wie bei Mark Aurel in Rom 2000 Jahre.“