Gladbeck. Im Home Store an der Hochstraße läuft der Räumungsverkauf schon seit Wochen. Nun schließt auch ein Deko-Laden am anderen Ende der Fußgängerzone.
Was den Gladbecker Einzelhandel angeht, ist das Jahr 2025 gar nicht gut gestartet. Seit Anfang Januar schon läuft der Räumungsverkauf im Home-Store an der oberen Hochstraße in der Innenstadt. Und jetzt kommt noch eine weitere Geschäftsaufgabe am anderen Ende von Gladbecks Fußgängerzone hinzu. Der Deko-Laden „Wonne“ an der Horster Straße hat nur noch wenige Tage geöffnet. Dann wird Inhaberin Editha Nüsgen ihre kleines Geschäft für immer schließen.
Drei Jahre nach der Eröffnung schließt die „Wonne“ in Gladbeck wieder
Leicht gefallen ist Nüsgen die Entscheidung nicht. Ihre „Wonne“ ist ein Lädchen mit hohem Wohlfühlfaktor. Wer hier einkauft, der ist auf der Suche nach den schönen Kleinigkeiten, die man nicht unbedingt braucht, aber eben gerne haben möchte. Selbstgenähte Babysachen, ausgefallene Dekoartikel, nützliches Design für die Küche, fair gehandelte und hautverträgliche Malutensilien. Die „Wonne“ ist ein sehr spezielles Geschäft, das durchaus auch seine Stammkunden hat.
„Aber das reicht eben leider nicht zum Weitermachen. Die Situation allgemein ist im Moment einfach zu schwierig“, bedauert Editha Nüsgen. Deshalb zieht sie nun die Reißleine, drei Jahre nach Geschäftseröffnung. Schon im Oktober hat sie den Mietvertrag gekündigt, vor kurzem dann den Ausverkauf gestartet. Wer sich jetzt noch in dem Deko-Laden auf die Suche nach einem Schnäppchen machen möchte, der muss sich sputen.
Die Regale in der Wonne in Gladbeck leeren sich langsam
Auf ihrem Instagram-Account Wonne kann man verfolgen, wie die Sachen aus den Regalen „verschwinden“: Die letzten beiden Milchtüten-Vasen, schon weg. Die reduzierte Nachttischlampe, noch einige Brillenetuis, Kerzenständer, wenige Blumenvasen zum Aufhängen...
Wäre der Laden in den vergangenen drei Jahren durchgehend so gut gelaufen, wie nun in den letzten Tagen und mit den reduzierten Preisen, dann hätte die Inhaberin wahrscheinlich weitermachen können. „Aber die Zeiten sind immer schwieriger geworden, bei vielen Leuten sitzt das Geld nicht mehr so locker.“ Das spüre sie natürlich besonders in ihrem Laden, weil es eben Luxusartikel sind, die sie anbietet. „Wer sparen will, der kauft nicht auch noch die fünfte Blumenvase“, sagt Nüsgen.
„Einige Kunden haben mir gesagt, ich soll doch noch einen Online-Handel dazu machen. Das will ich aber nicht, ich habe mich bewusst für das Geschäft hier entschieden“
Was sie ein wenig ärgert sind die Leute, die immer nur meckern über die Stadt, in der sie wohnen. In diesem Fall über Gladbeck eben. Dabei, sagt sie, habe Gladbeck sogar noch eine gute Innenstadt mit attraktiven Geschäften. Der Einzelhandel könne aber generell nur funktionieren, wenn man ihn auch unterstützt – und nicht alles vom Sofa aus online bestellt. „Einige Kunden haben mir gesagt, ich soll doch noch einen Online-Handel dazu machen. Das will ich aber nicht, ich habe mich bewusst für das Geschäft hier entschieden.“
Geschäftsfrau bedauert den immer stärker wachsenden Trend hin zum Online-Handel
Besonders für ältere Kundinnen und Kunden bedauert die Geschäftsfrau den immer stärker werdenden Trend hin zum Online-Handel. „Bei mir haben ja nicht nur Mütter gekauft, sondern eben auch die Omas auf der Suche nach schönen Sachen für die Enkel. Und vor allem ältere Leute wollen und können oft gar nicht im Internet einkaufen.“
Ein weiteres Problem: „Viele junge Leute wissen gar nicht, welche Vorteile es hat, in einen Laden zu gehen, die Dinge, für die man sich interessiert auch anzufassen, Stoffe zu fühlen, sich beraten zu lassen. Die kennen gar nichts anderes mehr als das Shoppen von zuhause aus.“
Ihren Laden wird Editha Nüsgen also schon in wenigen Tagen schließen. Die kreativen Workshops, die in der Wonne stattgefunden haben, will sie aber weiter anbieten, ebenso wie Selbstgenähtes. Aber eben dann von zuhause aus. Auch hat sie nicht vor, sich ganz aus Gladbeck zurückzuziehen. „Ich kann mir durchaus vorstellen, künftig bei Events wie beispielsweise dem Nikolausmarkt und ähnlichen Formaten in der Stadt vertreten zu sein.“
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