Gladbeck. Panzerblitzer Carsten kontrolliert seit Sommer das Tempo auf Gladbecks Straßen. Immer wieder wird das Gerät Ziel von Vandalismus-Attacken.

Im Juli hat die Stadt Gladbeck den Panzerblitzer „Carsten“ angeschafft. Seit August ist er in Betrieb. Die Stadtverwaltung zieht jetzt eine erste Bilanz. Was hat das mobile Gerät gebracht? Wie reagiert die Bevölkerung auf den Einsatz von „Carsten“?

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„Der Blitzer ist nicht dafür da, um hohe Einnahmen zu generieren“, sagte Hasan Sahin (SPD) im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr, bevor Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs die bisherigen Erfahrungen vorstellte. Ein Satz, der unüberhörbar das Publikum belustigte: „Wofür denn dann?“ Und ganz offensichtlich sind es nicht wenige Menschen, die keineswegs „Carsten“ als Hüter der Geschwindigkeiten und Schützer im Straßenverkehr sehen.

Es kursieren Warnungen vor „Carsten“

Wirgs berichtete: „Die Linse wurde mehrfach besprüht, das Gerät wurde mit einem Luftdruckgewehr beschossen, mit einem Vorschlaghammer traktiert.“ Da nehmen sich die Aufkleber, die Messungen verdecken sollten, vergleichsweise harmlos aus, sind sie doch – im Gegensatz zu Farbe und Vandalismus-Schäden – relativ schnell aus der Welt zu schaffen.

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Die Scheiben des Messgerätes seien durch den besagten Beschuss und den Hammer-Angriff dermaßen beschädigt worden, dass sie ausgetauscht werden mussten, so die Stadtverwaltung. Wirgs stellte allerdings klar: „Reparaturkosten tragen wir keine, da das Gerät geleast ist. Wir haben das Rundum-Sorglos-Paket. Es könnte in zwei, drei Tagen ein neues Gerät geliefert werden.“ Was für die Stadt anfalle, seien lediglich Kosten für Personal und Reinigungsmittel, um Aufkleber und Farbe zu beseitigen.

Wirgs wusste zu berichten, dass „per Whatsapp-Gruppen Informationen verbreitet werden“, wo der Blitzer gerade postiert ist. Und auch der Standort Konrad-Adenauer-Allee hatte sich in Windeseile herumgesprochen. An der Humboldtstraße „wissen Raser, dass er dort steht“. Der Experte befand: „Die Akzeptanz eines solchen Geräts ist zu verbessern.“

Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs, Bild,

„Die Akzeptanz eines solchen Geräts ist zu verbessern“

Gregor Wirgs
Gladbecker Ordnungsamtsleiter

In Folge der Attacken auf „Carsten“ konnte eine Vielzahl von Aufnahmen nicht verwendet werden. Der Gladbecker Ordnungsamtschef: „Der Panzerblitzer wurde bisher an 16 Standorten aufgestellt. Bisher wurden insgesamt 3555 Verstöße aufgezeichnet. Diese Zahl entspricht jedoch nicht der verwertbaren Anzahl an Aufnahmen, da nicht alle verwertbar sind.“ 450 seien aufgrund von Umwelteinflüssen“ nicht brauchbar gewesen.

Es wurden auch Fahrverbote verhängt

Doch eines haben die verwertbaren Aufzeichnungen gezeigt: „90 Prozent aller Verstöße bewegten sich im Bereich einer Überschreitung von bis zu zehn Stundenkilometern.“ Diese Fälle wurden mit einem Verwarnungsgeld von 30 Euro geahndet.

In neun Fällen sei ein Fahrverbot verhängt worden, weil „Carsten“ Bleifüße mit mehr als 31 Stundenkilometern geblitzt habe. Diese gravierenden Verstöße seien eher nachts vorgekommen. „Der Spitzenwert lag bei 92 Stundenkilometern – da war ein polizeiliches Dienstfahrzeug im Einsatz“, erzählte der Amtsleiter. Im Durchschnitt habe es sich um 70 Stundenkilometer gehandelt.

Heinz-Josef Thiel (FDP): „Wie lange dauert denn ein Standortwechsel? Denn je länger ein Panzerblitzer an einer Stelle steht, desto weniger erfolgreich wird er sein.“ Wirgs erklärte, dass nach einer Eingewöhnungszeit, „nur zweieinhalb Stunden“ benötigt wurden, um die semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage, so der korrekte Begriff, scharfzustellen. Diese Zeit solle auf eine dreiviertel Stunde reduziert werden.

Einnahmen übersteigen die Mietkosten

Um eine Summe zu nennen, die dank „Carsten“ eingenommen wurde, sei es noch zu früh. „Eine Prognose kann Mitte bis Ende des Jahres 2025 erfolgen. Tendenziell scheint sich die vor der Beschaffung abgegebene Prognose aber zu bestätigen.“ Vor einem Jahr hatte die Stadtverwaltung Gladbeck bei einer angenommenen Fallzahl von 1000 monatlich vorsichtig mit mindestens 400.000 bis 450.000 Euro im Jahr gerechnet.

Jetziger Kenntnisstand: „Die Einnahmen übersteigen die Mietkosten. Diese lagen für die Monate Juli bis Oktober bei etwa 38.000 Euro, während die zu erwartenden Einnahmen aus Verwarnungsgeldern mindestens rund 90.000 Euro betragen.“ Peter Rademacher (CDU) geht davon aus, „dass die Akzeptanz steigen wird, wenn das Gerät dort steht, wo es notwendig ist“. Beispielsweise im Bereich von Kindergärten wie an der Postallee.

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