Gladbeck. Heribert Reidick wünscht sich an der Gladbecker Konrad-Adenauer-Allee einen Zebrastreifen. Was die Stadt und Straßen.NRW dazu sagen.
„Das ist keine Verkehrswende!“ Heribert Reidick muss brüllen, der Laster, der da über die Konrad-Adenauer-Allee in Gladbeck rauscht, macht ordentlich Lärm. Und Reidick sich Sorgen. Denn die Allee überquert er nahezu täglich, und er nutzt dafür die Verkehrsinsel auf Höhe der Langen Straße. Der Gladbecker ist dabei allerdings mit einem besonderen Gefährt unterwegs, einem dreirädrigen Tandem, 35 Kilo schwer und über zwei Meter lang. Hinten sitzt er, trampelt und lenkt, vorne seine seh- und hörbehinderte Tochter Anja.
Und da liegt die Krux. Wenn Reidick die viel befahrene Konrad-Adenauer-Allee quert und auf der Verkehrsinsel einen Zwischenstopp einlegt, um die Autos passieren zu lassen, kommt es regelmäßig zu brenzligen Situationen. „Im ,besten’ Fall werden wir bloß angehupt, aber kürzlich musste ich das Rad zur Seite reißen, sonst hätte es gekracht.“ Das Tandem ist nämlich ein kleines Stückchen zu lang für die Verkehrsinsel, und in einem Rutsch können Reidick und seine Tochter die Straße auch nicht überqueren. „Dafür ist das Rad zu schwer, wenn ich es schiebe, habe ich ja überhaupt keine Unterstützung. Und mit meinen 70 Jahren merke ich jetzt auch langsam, wie die Kräfte nachlassen.“
Autoverkehr darf nicht unter „Querungshilfe“ leiden
Für Heribert Reidick ist die Lösung offensichtlich: ein Zebrastreifen. „Das geht in anderen Städten doch auch, wieso nicht hier?“ Das hat gleich mehrere Gründe, wie die Stadt Gladbeck und Straßen.NRW – für die Konrad-Adenauer-Allee als Landesstraße (L511) zuständig – erklären. Stephan Lamprecht, Sprecher von Straßen.NRW, veranschaulicht das so: Bei Querungshilfen, also Inseln, Ampeln und Zebrastreifen, müsse immer auch der Verkehr auf der Straße „hinsichtlich Sicherheit und Leichtigkeit“ beachtet werden.
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Das heiße wiederum, dass eine Querungshilfe nur dann installiert wird, wenn „für den auf der Straße fließenden Verkehr ausreichend Raum zur Verfügung steht“. Bei der Verkehrsinsel handele es sich um eine Querungshilfe, die vorrangig für Fußgänger konzipiert worden sei. „Das bedeutet: Es können im Sinne aller Verkehrsteilnehmer nicht alle Eventualitäten (Tandems, Lastenbikes, etc.) Berücksichtigung finden.“
So beschreibt es auch die Stadt, Sprecher David Hennig: „Der Einsatz eines Fußgängerüberwegs (FGÜ), umgangssprachlich Zebrastreifen, ist laut Einschätzung der Fachleute an dieser Stelle sowohl aus straßenverkehrsrechtlicher als auch unter Aspekten der Verkehrssicherheit nicht realisierbar. Die geringe Frequenz querender Fußgänger, die Funktion als Hauptverkehrsstraße und der Einsatz eines einzelnen FGÜ zwischen zwei signalgeregelten Knotenpunkten (Straßenquerungen mit Ampeln, Anm. d. Red.) schließen sich aus.“
Stadt rät: Andere Straßenübergänge nutzen
Die Stadtverwaltung rät Heribert Reidick daher, die Allee an einer der beiden Ampelanlagen zu überqueren – „auch wenn hierfür natürlich ein paar Meter Umweg in Kauf genommen werden müssen.“ Denn seitens der Stadt überwiegen die Sorgen, dass dem Vater-Tochter-Gespann auf der schmalen Verkehrsinsel doch etwas passieren könnte. Untätig ist die Verwaltung aber nicht geblieben, mittlerweile hat sie Straßen.NRW gebeten, eine Einschätzung des Sachverhalts vorzunehmen – vielleicht ein erster Schritt in Richtung einer sichereren Querung.
Heribert Reidick ist das ein schwacher Trost. „Das ist hier manchmal echt lebensgefährlich“, bedauert er, „das hat ja mit einer Verkehrswende nichts zu tun.“ Die bedeute für ihn nämlich, dass sich Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer auf einer Ebene befinden. Als Radfahrer steht Reidick momentan aber bloß auf einer Insel, eingeschlossen zwischen zwei reißenden Automobilströmen.