Gladbeck. Der markante Turm in der Innenstadt wird abgerissen. Vielen Menschen in Gladbeck wird er fehlen. So plant die Stadt die weitere Entwicklung.
Der Abriss des Sparkassenturms mitten in Gladbeck ist beschlossene Sache. Der Turm, der 1976 gebaut wurde, ist nicht nur sanierungsbedürftig, auch benötigt die Sparkasse den ganzen Platz dort ohnehin nicht mehr. Doch die Abriss-Pläne stoßen bei vielen Menschen in Gladbeck auf Kritik. Denn sie sehen den markanten Turm in der Innenstadt vor allem als Landmarke.
Die Architektin Angèle Tersluisen, die heute in Hessen lebt, die Nachrichten aus ihrer Heimatstadt Gladbeck aber nach wie vor verfolgt und sich bei der Lokalredaktion nach dem Bericht über den geplanten Abriss gemeldet hat, sieht in eben diesem einen „gewissen Verlust der Geschichte für die Stadt“. Denn: „Der Turm wurde nach dem Glabotki-Nikolausurteil errichtet und ist damit ein bauliches Zeichen für Gladbecks Selbstverständnis als eigenständige Stadt.“ Wäre Gladbeck Teil von „Glabotki“ geblieben, so Tersluisen weiter, „hätte Gladbeck keine eigene Sparkasse, der Hauptsitz wäre in Gladbeck nicht entsprechend sichtbar ausgebaut worden“.
Architektin: Sparkassenturm ist eindeutig ein Kind seiner Zeit
Der Architekt des Sparkassenturms, Bruno Lambart, sei zudem einer der bedeutenden, deutschlandweit agierenden Architekten aus der Zeit der „Bonner Republik“. „Ob man die Gestalt seines Sparkassenturmes gut findet oder nicht, muss sicherlich jeder selber für sich entscheiden.“ Aber: Der Sparkassenturm sei eindeutig ein Kind seiner Zeit und Teil der Stadt- und darüber hinaus der Architekturgeschichte der damaligen BRD. „Mit jedem einzelnen Abriss und Rückbau schwindet zwangsläufig unser baukulturelles Gedächtnis – Mosaikstein für Mosaikstein. Jeder Abriss hinterlässt eine Lücke und führt schlussendlich zum Geschichtsverlust im städtebaulichen Erscheinungsbild der Stadt.“
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Der Rückbau des Turmes müsse zudem auch im Kontext des Klimawandels und der Ressourcenknappheit beleuchtet werden, findet die Architektin und Energieberaterin. „In Deutschland fallen etwa 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen im Bauwesen an und 70 Prozent der abgebauten Ressourcen fließen in Gebäude. Der Anteil des Abfalls durch den Bau und Abbruch von Gebäuden beträgt ca. 50 Prozent am Gesamtabfallaufkommen Deutschlands, was bundesweit ca. 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle bedeutet.“
Architektin weist auf künftige Knappheit mineralischer Ressourcen hin
Dabei seien vor allem mineralische Ressourcen wie Kies und Sand, die in Betonbauten wie dem Sparkassenturm in großen Mengen verbaut seien, künftig knapper. „Die Konsequenz wird sein, dass sich das Bauen weiter verteuern wird, weil die Baustoffe fehlen oder weite Wege in Kauf genommen werden müssen.“ Auch ein Recycling würde ein neuerliches Freisetzen von Treibhausgasen bedeuten.
Den Gebäudebestand zu erhalten und möglichst lange zu nutzen, sei die effektivste Art des Klima- und Ressourcenschutzes – „in dem Fall auch der Bewahrung der besonderen Geschichte“.
Auch viele Facebook-Nutzer bedauern den geplanten Abriss
Und auch auf der Facebook-Seite der WAZ Gladbeck wird der geplante Abriss des Sparkassenturms diskutiert. Viele Nutzer bedauern, dass der Turm fallen soll. So schreibt etwa Matthias Gahlen: „Damit verschwindet eine weitere Landmarke. Gladbeck verliert so nach und nach sein Gesicht. Schön war er nie, aber halt ein Fixpunkt!“
Mario von Gradowskis Beitrag geht in die gleiche Richtung: „Ich kann das nicht verstehen, der Turm ist doch nicht schlecht und ein Markenzeichen der Stadt… Ich war schon als Kind dort beim Arzt und fand allein die Aussicht schon immer mega.“ Nicole Bojahr wirft den Blick auf das alljährliche Turmblasen am Tag vor Heiligabend: „Die schöne Beleuchtung und das Turmblasen in der Adventszeit werden mir sehr fehlen.“
Für das Turmblasen möchte die Stadtverwaltung einen neuen Ort finden
Doch auf das Turmblasen als vorweihnachtliche Tradition müssen die Gladbecker aller Voraussicht nach gar nicht verzichten, auch, wenn der Sparkassenturm nicht mehr steht. Bereits bei der Vorstellung der Pläne fürs Viktoria-Quartier und den Abriss des Turms haben der damalige Bürgermeister Ulrich Roland und der damalige Vorstandvorsitzende der Sparkasse, Ludger Kreyerhoff, versichert, dass diese Tradition auch vom Dach des Hoch 10 weiterleben könne.
Auf diesen Ort möchte sich Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus, aktuell zwar noch nicht festlegen, aber: „Eine mögliche Alternative für das Turmblasen steht noch nicht fest, ich bin aber überzeugt, dass wir eine finden, wenn der Fall akut ist.“
Pläne für das Viktoria-Quartier waren 2022 auf Eis gelegt worden
Bleibt die Frage, wie die Stadtverwaltung das Quartier künftig gestalten möchte, nachdem der Sparkassenturm verschwunden sein wird. Denn die Pläne für die Umgestaltung des Bereichs zwischen Stadthalle und Rathaus, ein neues Viktoria-Quartier, waren im Juni 2022 auf Eis gelegt worden. Zu groß waren die Unsicherheiten ob der gestiegenen Baukosten.
„Aktuell ist keine konkrete Weiterarbeit an diesem Entwicklungsvorhaben vorgesehen.“
„Grundsätzlich haben wir weiterhin ein großes Interesse an einer attraktiven Weiterentwicklung des Bereichs zwischen Stadthalle, Bücherei und Rathaus. Im Herzen der Stadt bieten sich hier spannende Optionen für die Zukunft. Das Innenstadtkonzept spricht vom „Rathausquartier: Highlight abseits des Handels“ mit einem Schwerpunkt auf Freizeit und Kultur“, heißt es von der Stadtverwaltung auf Nachfrage der Redaktion.
Die Vision des Viktoria-Quartiers sei somit weiterhin aktuell, obwohl sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht wesentlich verändert hätten. Daher gilt: „Aktuell ist keine konkrete Weiterarbeit an diesem Entwicklungsvorhaben vorgesehen. Mit Abriss des Turms werden wir uns für eine gute Zwischenlösung einsetzen und ggf. auch die Pläne für ein neues Viktoria-Quartier weiterentwickeln. Was hier geschieht, muss aber von Qualität sein, daher gilt es im Zweifel lieber etwas länger zu warten, um bessere Rahmenbedingungen für eine gute Lösung zu haben.“
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