Gladbeck. Wir haben gefragt, Sie haben geantwortet: Was macht Gladbeck lebenswert? Geschichten über die Natur, die Menschen – und einen Friedhof.
Bloß zwei Sehenswürdigkeiten werden Gladbeck auf der Bewertungsplattform „Tripadvisor“ zugestanden, die Kirche St. Lamberti und das Wasserschloss Wittringen. Nun muss man kein ausgesprochener Gladbeck-Kenner sein, um zu wissen, dass die Stadt noch viel mehr zu bieten hat, und vor allem eben nicht nur die großen Hausnummern wie das Wasserschloss: Gladbeck kann „schön“ auch in klein und intim. Deswegen haben wir Sie, liebe Leser, gebeten, uns zu berichten, was ihre Heimat für Sie ganz persönlich lebenswert macht. So viel sei schonmal verraten: Die Gladbecker lieben ihr Zuhause. Wer wohnt schon in Düsseldorf?
Daniel Maas zum Beispiel genießt seine Heimat ganz besonders auf der Mottbruchhalde und der Halde an der Heringstraße. Einst bloß Müllberge, die an eine schmutzige Bergbauvergangenheit erinnern, hat sich der findige Ruhri die Hügel längst als Teil seiner Pott-Identität einverleibt. Maas nutzt sie zum Joggen, für Spaziergänge mit der Familie und zum Fahrradfahren. Und er findet: „Das Windrad auf der Halde, was ja für viele Diskussionen gesorgt hat, stört kein Stück und viele Leute sind dort meist im Gegensatz zu Wittringen nicht unterwegs, sodass es eher ein ruhiger Ort ist.“
Musikschule, Friedhof und die Menschen: Das macht Gladbeck lebenswert
Monika Stritter-Güdding ist nicht ganz unparteiisch, zugegeben. Seit 45 Jahren unterrichtet sie an der Musikschule am Bernskamp, aber persönliche Verbindung hin oder her: Die alte Berginspektion mit ihrem historischen Wohnensemble drumherum macht wirklich was her. Gleichzeitig Zeitzeugnis und moderne Musikschule, sei die Einrichtung ein „wunderbarer Ort, der für alle Schülerinnen und Schüler, Eltern und dort Arbeitende ein inspirierender Ort der musischen Bildung ist“.
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Einer anonymen Gladbeckerin hat die Schönheit der Stadt gar den Abschied von ihrer Heimat erleichtert. „Wir sind vor vier Jahren von Duisburg nach Gladbeck gezogen. Als Erstes aufgefallen ist uns, dass hier regelmäßig die Grünflächen an den Straßen gepflegt werden.“ Der Friedhof in der Stadtmitte wurde während der Pandemie zur Spazierroute („Sehr gepflegt, sogar die Flächen ohne Gräber!“), „das alles hat uns in der Anfangsphase sehr geholfen, uns hier einzuleben“. Und ja irgendwie eine Sehenswürdigkeit für sich: die Gladbecker: „Die netten Menschen, die hier wohnen. Wir sind oftmals von Menschen gegrüßt worden, die wir gar nicht kennen.“ Balsam für die Gladbecker Seele.
„Ich habe mich noch nie so zu Hause gefühlt“
Und noch eine Zugezogene: Chakaluca Müller erinnert sich an ihren Umzug von Niedersachsen ins Juwel an der Boye und sagt nun, ein paar Jahre später: „Ich will nie wieder zurück, so wie hier habe ich mich noch nie zu Hause gefühlt.“ Besonders angetan haben es ihr die Grünflächen, und, schon wieder, „die Mentalität“. Für die Schwarzseher, die unserem Aufruf mit geistreichen Kommentaren wie „Nichts.“ auch gefolgt sind, hat sie noch einen Nachsatz parat: „Alle, die über Gladbeck meckern, wissen gar nicht, wie gut sie es hier haben.“
Es sind übrigens nicht nur die Gladbecker selbst, die ihre Stadt lebenswert finden. Mendy Vollmer aus Bottrop hat 2022 im Wasserschloss Wittringen ihre Hochzeit gefeiert – und kehrt mit ihrem Mann regelmäßig zurück an den Ort des Geschehens. „Wir kommen immer gerne dort hin und machen einen Spaziergang und schwelgen in Erinnerungen!“
Generell, die Natur hat es den Bürgern angetan. Für Kopic Pavo macht der Wittringer Wald die Stadt lebenswert, und: „Der Jovyplatz im Sommer! Das ist eine Wohltat in der Betonwüste.“ Schon diese kleine Auswahl zeigt, dass die Gladbecker an ihrer Stadt hängen. Und auch wenn es quasi deutsches Kulturgut ist, vorsichtshalber erstmal zu meckern: Wer mal ein bisschen in sich reinfühlt, entdeckt überall schöne Ecken. Und die sind auch ohne Tripadvisor-Bewertung lebenswert.