Gladbeck. Mit „Mein Café“ schließt ein beliebter Treff in Gladbeck. Der Betreiber erklärt, warum – und kritisiert die Stadt und das City-Management.
In der Gladbecker Innenstadt gibt es einen gastronomischen Betrieb weniger. „Mein Café“ an der fußläufigen Lambertistraße hat nach fast elf Jahren geschlossen. „Es rentiert sich einfach nicht mehr“, bedauert Inhaber Frank Hellmich, bevor er Tische und Stühle von draußen zum letzten Mal ins Innere trägt.
Der erste Einbruch für das Gladbecker Café kam während der Corona-Pandemie
Vor knapp elf Jahren hat der 59-Jährige das Café eröffnet, bot dort Frühstück, eine reichhaltige Auswahl an Baguettes und selbstgebackenem Kuchen an. „Mein Café“ war beliebt, das Geschäft florierte. Der erste Einbruch kam während der Corona-Pandemie, es folgten gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise, die er nicht im vollen Umfang an seine Kunden weitergeben konnte und wollte, weil auch sie mehr aufs Geld achten mussten als früher.
Vor etwa eineinhalb Jahren kam mit dem neuen großen Spielgerät – Rutschbahn und Klettergerüst in Eistütenform – ein Störfaktor dazu. Hellmich: „Die Kinder machen häufig so viel Lärm, dass sich unsere Gäste, die draußen saßen, gestört fühlten. Ein solches Spielgerät gehört auf einen Spielplatz und nicht in eine Innenstadt.“
Zu viele Leerstände in Gladbecks Innenstadt und Kritik am Citymanagement
Überhaupt habe die Gladbecker City mit ihren vielen Leerständen für seine Stammgäste an Attraktivität eingebüßt. „Die meisten von ihnen kommen nur noch, wenn sie zur Bank oder in einen Drogeriemarkt müssen.“ Und Laufkundschaft sei auch deutlich weniger unterwegs als früher.
„Viele meiner Stammkunden aus der Innenstadt kommen jetzt schon nach Rentfort, schätzen die kostenlosen Parkplätze am Friedhof“
Kritik übt Hellmich auch am Citymanagement der Stadtverwaltung: „Das Ziel müsste doch sein, die heimische Gastronomie zu stärken. Stattdessen werden Liegestühle auf die Lambertistraße gestellt, in denen sich Menschen entspannen sollen, oder man bietet samstags Frühstück auf dem Markt an, wobei überwiegend auswärtige Anbieter vertreten sind.“ Generell werde dieser Teil der Fußgängerzone stiefmütterlich behandelt: „Nur an zwei Laternen hängen bei uns im Frühjahr und Sommer die schönen Blumenkübel, in der Vorweihnachtszeit werden wir beim Verteilen der Tannen generell vergessen.“
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Hellmich betreibt jetzt nur noch das Café 1919 in Rentfort
Trotz aller Widrigkeiten dachte Frank Hellmich lange nicht ans Aufgeben. Als der Bäckermeister Anfang 2023 das Rentfort Café 1919 an der Martin-Luther-Straße übernahm, sprach er noch von einem „zweiten Standbein“. Ab sofort ist es sein einziges. „Viele meiner Stammkunden aus der Innenstadt kommen jetzt schon nach Rentfort, schätzen die kostenlosen Parkplätze am Friedhof. Ich biete auch dort Frühstück an, eine noch größere Kuchenauswahl, nur die Baguettekarte ist etwas kleiner.“
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Der Mietvertrag für „Mein Café“ läuft noch bis Ende nächsten Jahres. Frank Hellmich hofft, dass es vorher mit einem Nachfolger klappt und er nicht noch eineinhalb Jahre jeden Monat 1980 Euro Miete bezahlen muss. Aber selbst wenn das so wäre, könne er an diesem Standort nicht weitermachen, sagt er: „Wegen Personalmangels habe ich seit Anfang dieses Jahres schon um 14 Uhr geschlossen und montags nicht mehr geöffnet. Aber ich sitze bis mittags hier rum, habe wenig zu tun und fehle in Rentfort, muss dort Personal bezahlen.“
Weitere verklebte Schaufenster in der Innenstadt?
Die Backstube hat er schon vor einiger Zeit ins 1919 verlegt, die Elektrogeräte und einige Stücke aus dem immer schön dekorierten Schaufenster nimmt er jetzt mit. Tische und Stühle bleiben erst einmal, wo sie sind. Hellmich würde sie einem Nachfolger kostenlos überlassen: „Wenn niemand übernehmen will, müssen sie leider auf den Müll, und in der Innenstadt gibt es die nächsten verklebten Schaufenster.“
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