Gladbeck. Die Modellbauer der Eisenbahnfreunde Gladbeck basteln mit viel Liebe zum Detail an ihrer Anlage. Bewusst erinnert vieles an das alte Ruhrgebiet.
Es dampft und schnauft, hier im Keller der Pestalozzischule in Gladbeck. Was kaum jemand weiß: Nur wenige Meter von den Klassenzimmern entfernt, haben die Eisenbahnfreunde Gladbeck 87 e.V. in unzähligen Arbeitsstunden eine Modelleisenbahnanlage aufgebaut, die das Ruhrgebiet der 1960er-Jahre zeigt.
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Zweimal die Woche treffen sich die Mitglieder des Eisenbahnvereins, um an der Strecke weiterzubauen. „Die Modellbahn dient zur Erhaltung der Ruhrgebietskultur“, sagt Jürgen Augustin, Vorstandsmitglied des Eisenbahnvereins. Über die etwa acht Meter lange und drei Meter breite Strecke tuckern Züge aus einer längst vergangenen Epoche. Vieles erinnert auch an Gladbeck. Etwa die für eine Bergbausiedlung typischen Wohnhäuser, wie sie auch an der Phoenixstraße stehen könnten. Oder das Ackerland, das hier bis direkt an die Bahnstrecke reicht.
In der Modellbahnlage der Eisenbahnfreunde Gladbeck steckt viel Liebe fürs Detail
Die Modellbahn ist voll digitalisiert, es gibt sogar kleine Aktionsschalter, die Geschichten zum Leben erwecken. Bis an den hintersten Rand der Anlage sind Details versteckt. Die Gebäude, ob Haus, Schuppen oder die sich gerade im Bau befindliche Zeche, sind reine Handarbeit. Augustin beispielsweise gestaltet aus allerlei „Resten“, die er in die Hand bekommt, Gebäude. So werden etwa aus Streichhölzern, Styropor, Farbe und vor allem Zeit ein kleiner Lokschuppen.
Bis das aktuelle Projekt, die Zeche, fertig sein wird, kann es noch Jahre dauern. Ein konkretes Vorbild haben sich die Modellbahner nicht genommen. „Die Alteingesessenen würden uns das Modul in Grund und Boden reden“, meint Augustin. Baue man fiktiver, könne am Ende jeder etwas aus der Realität wiedererkennen. Und es geht ja auch ums Bauen und Gestalten, denn eine Modelleisenbahn ist schließlich nie fertig.
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Verein leidet unter Nachwuchsproblemen
Doch die Mittel der Gladbecker Modellbauer sind begrenzt. „Uns fehlt es an Nachwuchs“, klagt Augustin. Nur zwölf Mitglieder zählt der über 35 Jahre alte Verein noch, darunter ein Gründungsmitglied. Außerhalb der Szene sind die Eisenbahnfreunde in Gladbeck und Umgebung eher unbekannt, auch aufgrund der Räumlichkeiten in der Pestalozzischule, die der Verein in den 2000er-Jahren bezog.
Der Zugang in den Keller sei schwierig, zudem könne außerhalb des Gebäudes keine Werbung aufgestellt werden, sagt Augustin. Selbst Lehrkräfte der Grundschule wären überrascht gewesen, als sie von der Eisenbahnanlage auf dem Schulgelände hörten. So versteckt ist der Standort des Vereins.
Dass ein grundsätzliches Interesse am Modellbau besteht, daran haben die Vereinsmitglieder keine Zweifel. In der Vergangenheit hat es bereits Tage der offenen Tür gegeben, bei denen die Kinder der Grundschule die Modellbahn bestaunen konnten. Die Resonanz der Kinder sei gut gewesen. Doch ergeben habe sich daraus nichts. Für den Modellbau brauche man allerdings auch eine gewisse Reife und Ruhe, sagt Augustin. „Wir sind auch keine Babysitter“, stellt er klar.
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Abseits der Modellbahn pflegen die Mitglieder ein aktives Vereinsleben
Ihre Leidenschaft lassen sich die Eisenbahner jedoch nicht nehmen. Ingo Böhm kommt etwa zweimal die Woche aus Bottrop nach Zweckel, um an der Anlage zu basteln. Der Maschinenbauer ist seit Kindertagen ein Eisenbahnfan. „Als Kind bin ich immer an der Zechenbahn gucken gegangen“, erzählt er. Einmal sei er sogar von einem Lokführer einer Dampflok bis zum Haltepunkt Bottrop Boy mitgenommen worden – mit anschließendem Ärger mit den Eltern, erzählt Böhm und lacht.
Bei den Eisenbahnfreunden kann Böhm nicht nur sein Hobby ausleben. Auch abseits der Modelleisenbahn treffen sich die Mitglieder zu gemeinsamen Vereinsaktionen, etwa zu Grillabenden oder Fahrten ins „Miniatur Wunderland“ nach Hamburg. „Es geht hier entspannt zu“, sagt Böhm. Auch beim Bau der Anlage wird sich die nötige Zeit gelassen, doch eines ist laut des Bottropers klar: „Man muss die Ziele hochstecken, dann hat man immer etwas zu tun.“ Wie gesagt, eine Modellbahn ist nie fertig …
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