Gladbeck. Früher Lokführer, nun Modelleisenbahner – für Franz Blobel aus Gladbeck ist Eisenbahn mehr als ein Hobby. Jeden Tag baut er an seiner Gartenbahn.
Im Pool entspannt einen Cocktail schlürfen und währenddessen die Modelleisenbahn durch den Garten fahren lassen? Bei Franz Blobel aus Gladbeck ist das möglich. Er hat sich auf seinem Grundstück ein wahres Eisenbahnparadies geschaffen.
Garten in Gladbeck wirkt wie ein kleines Eisenbahnmuseum
Meterlange Züge tuckern hier über eine Modellbahn, die Bobel komplett selbst entworfen und gebaut hat. Und auch sonst wirkt der Garten voller Schilder, Lampen und Signale wie ein kleines Eisenbahnmuseum. Überraschend ist das nicht, schließlich war Blobel über 30 Jahre als Lokführer tätig. „Die Eisenbahn ist mein Leben“, sagt der inzwischen 69-Jährige. Und der Modellbau ist seine Passion: „Ich gehe nicht in Kneipen, das hier ist meine Erfüllung.“
„Das hier“, das sind knapp 600 Quadratmeter Garten voller Modellbau und einem ehemaligen, umgebauten Schweinestall, in dem sich Blobel eine Werkstatt, ein Büro, ein Archiv und eine kleine Küche eingerichtet hat. Von einer gemütlichen Veranda blickt man in den Garten samt Pool; die dazugehörige Umkleidekabine wirkt ebenfalls erstaunlich Eisenbahn-typisch.
Ehemaliges Wiegehäuschen vom Bahnhof Iserlohn steht nun in Gladbeck
Und der Eindruck täuscht nicht. Das sei das ehemalige Wiegehäusschen vom Bahnhof Iserlohn, klärt Blobel auf. Als die Hütte abgerissen werden sollte, holte sich der Gladbecker sie in den Garten. „Meine Frau fiel erst fast in Ohnmacht“, erzählt er von dem Moment, als der Lkw mit der Hütte die Einfahrt hochfuhr. Und auch zu einer Laterne gibt es eine amüsante Anekdote. Die habe er bei einem Halt als Lokführer an einem Bahnhof spontan abgeschraubt, erzählt er. Natürlich mit Erlaubnis, versteht sich.
Seit 18 Jahren baut der Gladbecker an seiner Gartenbahn
Doch bei aller Hingabe zur Eisenbahn: Bis 2006 sei eine Gartenbahn nie ein Thema gewesen, sagt Blobel. Doch über einen Bekannten wurde er auf die große Modellbahn aufmerksam. „Das wär was für mich“, dachte sich der Lokführer damals, der davor in kleinerem Maßstab Modellbau betrieb. Heiligabend 2005 bekam er sein erstes Rollmaterial – der Startschuss, denn nur wenige Monate später schippte Blobel bereits Sand auf und setzte Stein auf Stein. In drei großen Bauabschnitten entwickelte sich so langsam eine zusammenhängende Gartenbahn. Blobel baute und baut noch immer ohne konkretes Vorbild. Als Hommage an seinen Wohnort sind die Bahnhöfe aber nach Gladbeck Rentfort benannt.
Inspiration für den Modellbau bezieht Blobel aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Lokführer. Nach einer Lehre als Schlosser und später als Heizer auf einer Dampflok war er ab 1977 für die Bundesbahn, später Deutsche Bahn, tätig. Anfangs wurde er deutschlandweit eingesetzt und machte sich als „Allrounder“ einen Namen, da er alle Loktypen steuern konnte. Das brachte ihm das ein oder andere Highlight ein. Etwa fuhr Blobel die Millionste Tonne Schotter beim Bau der Autobahn 31. Und er steuerte in den 1980er-Jahren einen Panzerzug während einer NATO-Übung auf einer seit Jahren stillgelegten Bahnstrecke, sehr zur Überraschung der Anwohnenden.
Die Gartenbahn von Franz Blobel
Blobel ist in der Modelleisenbahnszene bereits bekannt
Zwischen 1992 und 2004 war Blobel für das DB-Verkehrsmuseum Nürnberg tätig, das damals noch in Oberhausen-Osterfeld eine Außenstelle betrieb. Dort fuhr und pflegte er Diesellokomotiven. Unter anderem restaurierten Blobel und seine Kollegen in über 7000 Arbeitsstunden eine alte V200. Eine Reportage über diese Arbeit machte ihn innerhalb der Eisenbahnszene bekannt und öffnete ihm neue Türen.
Eine Produktionsfirma für Eisenbahnfilme drehte seitdem schon mehrmals in seinem Garten Werbevideos für Modellbahnneuheiten. Einige Hersteller testen und filmen bei Blobel auch ihre Neuheiten an Rollmaterial. Geld möchte er dafür nicht haben, sagt er. Ihm geht es vielmehr um das Erlebnis und das Zusammensein.
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Doch hauptsächlich fuhr Blobel während seines Berufslebens Güterzüge. Und auch wenn er viel herumkam, sei für den „Familienmensch“ das Ruhrgebiet und vor allem Gladbeck immer seine Heimat geblieben, erzählt er. Mit seiner Frau wohnt der „Ur-Gladbecker“ seit vielen Jahren in Rentfort und ist nebenbei Mitglied in einem Gelsenkirchener Eisenbahnverein.
„Eine Modelleisenbahn ist nie fertig“
Langweilig wird es Blobel trotz Ruhestand jedenfalls nicht. Fast alles baut er an seiner Modellbahn selbst, etwa Häuser, Signale oder sogar Waggons, teilweise per 3D-Druck. Zwar mag die Trassierung im Garten abgeschlossen sein, doch Blobel weiß: „Eine Modelleisenbahn ist nie fertig.“ Und schließlich ginge es beim Modellbau eben nicht primär ums Fahren, sondern – wie der Begriff es schon erahnen lässt – ums Bauen.
Wenn im Herbst die Schienen sinnbildlich hochgeklappt werden und das Rollmaterial winterfest eingelagert ist, wird Blobel die Wintermonate in seiner Werkstatt verbringen und an weiteren Bauprojekten arbeiten. Irgendwas kann immer gemacht werden, wenn es nach ihm geht: „Wenn sonst nichts los ist, verbringe ich jeden Tag bei meiner Eisenbahn.“
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