Gladbeck. Pestalozzischule bekommt als Grundschule das Logo „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Ein Verdienst von Aileen Hopp und fünf Kindern.
Viele Mädchen und Jungen an der Pestalozzi-Grundschule haben das schon mal beobachtet: Ein Kind wird geärgert oder gehänselt, weil es eine dunkle Hautfarbe hat, weil es eine Brille trägt, eine andere Sprache spricht . . . Die zehnjährige Leonie wüsste jetzt ganz genau, wie sie darauf reagiert: „Ich würde dazwischen gehen und das Mobbing beenden. Ich würde dem, der mobbt, erklären, dass alle Menschen gleich sind, und ich würde das andere Kind trösten, ihm Komplimente machen.“
Leonie gehört zu der fünfköpfigen Gruppe, die sich an einem Projekt gegen Rassismus beteiligt hat. Sie, Vivian, Hndryan, Lore und Bartosz haben großen Anteil daran, dass die Pestalozzischule an der Brahmsstraße in Zweckel bald zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gehört, als erste Grundschule in Gladbeck. Das entsprechende Logo für das Schulgebäude wird am 20. Juni überreicht.
Initiatorin kennt das Projekt noch aus eigener Schulzeit
Initiatorin ist Aileen Hopp, die in dieser Woche ihr duales Studium zur praxisintegrierten Erzieherin beendet hat und sich jetzt auch Bachelor of Professionell nennen darf. Die 24-Jährige arbeitet seit einem Jahr im offenen Ganztag der Pestalozzischule.
„Als Schülerin der Anne-Frank-Realschule habe ich 2014 an diesem Projekt mitgearbeitet und fand es ganz toll“ erzählt sie. Deshalb sei ihr genau das in den Sinn gekommen, als es um ein Projekt für ihren Abschluss ging. Die fünf Viertklässler, die sie dafür ausgewählt hatte, durften beim ersten Treffen zwar auch eigene Themen vorschlagen, entschieden sich schließlich aber für Aileen Hopps Vorschlag, „weil wir gegen Rassismus sind“, erklärt Lore.
Gladbecker Grundschüler haben Theaterstück zum Thema organisiert
Seit September 2022 sind alle mit Feuereifer bei der Sache. Jeden Freitag treffen sie sich und entwickeln neue Ideen. Und dabei ist eine ganze Menge herausgekommen. Sie haben sich mit den Ursachen und Folgen von Rassismus beschäftigt, kindgerechte Bücher zum Thema gelesen, sich im Internet über die Voraussetzungen für eine „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ informiert und vieles mehr.
Besonders stolz sind sie auf das kurze Theaterstück, das sie entwickelt und einstudiert haben. „Ich wollte unbedingt den Superhelden spielen, und ich habe die Rolle auch bekommen“, freut sich Bartosz. Gemeinsam mit Oma, Enkelkind und Hund schafft es der Superheld, das böse Kind davon zu überzeugen: „Wir sind alle gleich!“ Ob sie das Stück, bei dem sie großes schauspielerisches Talent bewiesen haben, bei der Zertifizierung ihrer Schule aufführen oder das tolle Video davon zeigen, steht noch nicht fest.
Bettlaken und künstlerisch gestaltete Plakate
Spaß hat es den Kindern auch gemacht, ein Bettlaken und etliche Plakate künstlerisch zu gestalten. Die haben sie in allen neun Klassen gezeigt, um den etwa 300 Mädchen und Jungen an der Schule und natürlich auch den Lehrkräften anschaulichen zu machen, um was es geht. „Wir haben ihnen erzählt, warum es so wichtig ist, gegen Rassismus vorzugehen“, sagt Vivian. „Wir mussten es ja schaffen, dass 70 Prozent unserem Vorhaben zustimmen“, ergänzt Hndryan. „Wir haben unsere selbst gestalteten Stimmzettel verteilt und waren ganz gespannt auf das Ergebnis.“ Die Gruppe um Aileen Hopp hat ganz offensichtlich überzeugt: „Es sind noch viel mehr geworden“, freuen sich alle.
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Sie waren also erfolgreicher als notwendig. Denn in den Richtlinien steht: „Nur wenn 70 Prozent aller, die an einer Schule lernen, lehren und arbeiten, zustimmen, dass ein offenes Schulklima gelebt wird, in dem sich alle wohlfühlen und in dem jede Form von Gewalt und Diskriminierung geächtet wird, erfüllt diese Schule die Voraussetzungen, ins Netzwerk ,Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage‘ aufgenommen zu werden.“
Offizielle Auszeichnung in Gladbeck folgt am 20. Juni
Das passiert am 20 Juni. Die Feier mit Reden, dem Theaterstück, einem Anti-Rassismus-Lied der Klasse 3b und einem Tanz, den Vivian, Hndryan, Leonie, Bartosz und Lore zur Überraschung von Aileen Hopp gerade einstudieren, ist das Eine. Danach gilt es, die Zertifizierung im Schulalltag zu leben. Leonie (10) ist sicher, dass es klappt und kann das sehr gut begründen: „Wir wollen nicht, dass irgendein Kind an dieser Schule wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion oder Sprache schlecht behandelt wird. Das gehört hier nicht hin und generell nicht in diese Welt.“