Gladbeck. Zu wenig Grün, dafür umso mehr Beton? Die Umwelthilfe hat geprüft, wie deutsche Städte auf Hitze vorbereitet sind und auch Gladbeck angeschaut.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat 190 Städte in Deutschland überprüft, um zu sehen, wie gut sie gegen Hitze gewappnet sind. Dafür hat der Verein sich angeschaut, wie stark sie versiegelt sind und wie groß das Grünvolumen in den Städten ist. Gladbeck schneidet dabei ganz gut ab. In der Gesamtbewertung erhält Gladbeck in diesem Check eine grüne Ampel. Das bedeutet, dass der Versiegelungsgrad unter 45 Prozent liegt.

Diese 45 Prozent hat die Umwelthilfe als Bezugswert angesetzt, weil sie laut Bundesumweltamt dem durchschnittlichen Anteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche entspricht. Laut der Deutschen Umwelthilfe liegt der Grad der Versiegelung in Gladbeck bei 38,26 Prozent. Im bundesweiten Vergleich der 190 Städte wiesen lediglich 28 einen besseren Wert auf. Am besten schnitt Detmold ab (35,51 Prozent). Städte, bei denen der Wert der versiegelten Fläche über 50 Prozent liegt, erhalten von der DUH die Rote Karte.

Kleinteiliger Blick auf Gladbeck zeigt die Hitzeinseln in der Stadt

Daneben hat sich die DUH auch das Grünvolumen der Städte angeschaut. Das gibt Aufschluss darüber, wie viele Pflanzen auf einer bestimmten Grundfläche wachsen. Für die Städte in Deutschland liegt der Wert zwischen 1,35 und 6,73. Gladbeck hat eine Grünvolumenzahl von 3,92. Bei einem Wert zwischen zwei und vier vergibt die DUH eine gelbe Karte. Trotzdem steht Gladbeck in der Gesamtwertung auf Grün. Denn: In der Gesamtbewertung hat die DUH die Flächenversiegelung stärker gewichtet.

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Die Klimakarte von Gladbeck. © Funke | Anna Stais

Allerdings ist das nur ein Blick auf die Gesamtstadt. Blickt man kleinteiliger auf Gladbeck, so wird deutlich, dass es auch hier Hitzeinseln gibt, also Gebiete, die sich bei hohen Temperaturen vergleichsweise stark aufheizen. Ein Blick auf die Klimakarten des Regionalverbands Ruhr (RVR) zeigt dann auch deutlich, wo in Gladbeck das Problem liegt. Demnach gilt, wie in allen Städten, dass es vor allem in der dicht bebauten und entsprechend versiegelten Stadtmitte sehr heiß werden kann. Hier herrscht ein entsprechendes Innenstadtklima.

Emotionale Debatte um den Erhalt der Steinhalde

Hier also heizt es sich an Hitzetagen besonders auf, hier wird es am schnellsten unangenehm. Rund um die Kern-Innenstadt und bis Butendorf herrscht dann Stadtklima, gleiches gilt für Teile Zweckels und ein Teilstück der Hegestraße in Rentfort. Doch zurück zum innerstädtischen Klima. Hier fällt auf den Karten auf, dass an der Steinhalde Waldklima herrscht.

Entsprechend emotional wird auch die Debatte um einen Abriss dieser Halde geführt. Befürworter des Abrisses argumentieren mit der Gefahr, die von dieser Halde ausgehe. Es herrscht absolutes Betretungsverbot. Die Halde ist durchzogen von einem Stollensystem, das im Krieg als Not-Krankenhaus diente. Diese Stollen sind einsturzgefährdet und das gelte dann eben auch für die gesamte Halde.

Umwelthilfe fordert bundesweiten Stopp der Flächenversiegelung

Im vergangenen November ebnete der Planungsausschuss den Weg und erteilte der Verwaltung den Auftrag, das Vorhaben der Abtragung der großen Steinhalde zur Aktivierung des Nachnutzungspotenzials weiterzuverfolgen und die dafür notwendigen Schritte einzuleiten. Im Zuge des Projekts 37 Grad Nordost beim geplanten Ausbau der A52 soll auf dem Areal Platz für Gewerbe und Wohnen geschaffen werden. Ein grünes Band, das sich von Wittringen über die kleine Steinhalde, die umgebaute Fläche der großen Steinhalde bis in den Stadtteilpark Butendorf ziehen würde, könne „weiterhin für Frischluftwege“ sorgen.

Kritiker dagegen betonen die Bedeutung der Halde für das Stadtklima. Sie fürchten, ein Abriss der Halde und damit verbunden des Grüns auf dem Hügel, werde weitere negative Auswirkungen auf das Innenstadtklima sowie die angrenzenden Wohngebiete habe.

Doch zurück zum Check der Umwelthilfe. Beim Blick auf die Gesamtstadt zeichnet sich dennoch ein eher positives Bild ab. Mit Blick auf die Gesamtheit der Städte ist die DUH jedoch nicht zufrieden. Sie fordert von der Bundesregierung „ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen“, so die Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Es brauche in den Städten unversiegelte Flächen, um Wasser versickern zu lassen und Grünflächen zur Kühlung.

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