Das Bündnis für Courage blickt mit Sorge auf die Entwicklung in Gladbeck und im Bund. Es wirbt dafür, Kräfte im Kampf für Demokratie zu bündeln.
Gladbeck sei nach Gelsenkirchen eine AfD-Hochburg, sagt Roger Kreft, Sprecher des Bündnisses für Courage in Gladbeck. Bei der vorigen Landtagswahl habe die Partei hier ein Ergebnis über dem Landesschnitt erzielt. Mit Sorge blicken er und seine Mitstreiter daher auf die aktuelle Entwicklung – nicht nur in Gladbeck. Steigende Umfragewerte für die Rechtspopulisten, dazu die aktuelle Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, wonach rechtsextreme Einstellungen zugenommen haben und auch stärker in der Mitte angekommen seien – für das Gladbecker Bündnis sind es Alarmzeichen.
„Es geht darum, die Demokratie zu verteidigen“, sagt Roger Kreft mit Blick auf diejenigen, die Demokratie immer wieder verächtlich machen und versuchen, sie von innen auszuhöhlen. Das Bündnis für Courage hat sich auf die Fahnen geschrieben, vor Ort für Demokratie einzutreten. Dabei wünscht es sich Rückhalt und Unterstützung seitens der Gladbecker Zivilgesellschaft.
Kreft und seine Mitstreiter haben in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich bei Kundgebungen gegen Rechts – zuletzt gegen die AfD-Demo vor dem Van der Valk – oder auch bei Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenken mehr Unterstützung und Präsenz etwa der Parteien gewünscht hätten. Hätten sich anfangs noch viele Bürgerinnen und Bürger sowie demokratische Parteien an den Aktionen des Bündnisses beteiligt, so sei dieser sichtbare Protest vonseiten demokratischer Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, der Stadtverwaltung oder der Sozialverbände „sehr viel weniger bis kaum noch vorhanden“.
Doch die Verantwortlichen wollen nicht nachkarten. Stattdessen will das Bündnis mit ausgestreckten Händen auf mögliche Partner und Unterstützer zugehen. Die wolle man in der nächsten Zeit anschreiben und um die Beantwortung eines Fragenkatalogs bitten. Zusätzlich will man jede Gruppe, die so angesprochen wird, auch zu einem persönlichen Gespräch einladen. Dabei geht es den Machern des Bündnisses um persönliche Gespräche, es soll kein großes Treffen mit allen Beteiligten werden. Da ist die Gefahr groß, dass es unübersichtlich wird oder womöglich doch nur diskutiert wird, welche Gruppe womöglicherweise gefehlt habe.
Nicht nur Parteien eingeladen
Ausdrücklich weisen Roger Kreft und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter auch darauf hin, dass man nicht nur Parteien einlade. Auch Kirchen, Gewerkschaften, Sozialverbände – kurz die breite Zivilgesellschaft will das Bündnis anschreiben und befragen. Auf diese Weise erhofft man sich, dass es in der Stadtgesellschaft oder zumindest in Teilen davon eine Strategie gegen die Gefahr von Rechts bzw. für den Erhalt der Demokratie gebe. Kreft spricht von einer „Solidaritätsgemeinschaft“.
Letztlich gehe es um die Frage, wie man das Fortschreiten der AfD eindämmen könne, sagt Hans-Georg Weichert vom Bündnis. „Wir wollen aktiv werden, der AfD, die in weiten Teilen rechtsextrem ist und vom Verfassungsschutz beobachtet wird, das Wasser abgraben.“ Dabei wünscht sich das Bündnis möglichst breite Unterstützung.
Dass es Mittel und Wege gibt, davon ist das Bündnis für Courage überzeugt. Immerhin existiert die „Gladbecker Vereinbarung“, die das Bündnis entwickelt hat und in der die demokratischen Parteien im Rat Gepflogenheiten für den Umgang mit der AfD vereinbart haben – bis auf die CDU haben damals alle unterschrieben. Aus Sicht des Bündnisses ist diese Vereinbarung ein „herausragendes Beispiel“ dafür, dass man Strategien entwickeln könne.
Nun gehe es darum, diesen Einsatz fortzusetzen und wieder auf breitere Beine zu stellen. Wohlgemerkt: „Wir wissen nicht, ob alle, die wir einladen, auch zu uns kommen“, sagt Kreft. Doch das Bündnis hofft auf Zuspruch und will die Antworten auf den Fragenkatalog – es erhalten übrigens alle dieselben Fragen – sammeln, auswerten und dann auch öffentlich vorstellen. Denn, so der Appell des Bündnisses: „Demokratie in Gladbeck braucht Demokratinnen und Demokraten, denn die Zukunft der Demokratie hängt von denen ab, die nicht schweigen und für unsere Demokratie aufstehen.“