Gladbeck. Mitte Juni war in Gladbeck ein autistischer Junge (6) aus einer Kita weggelaufen. Wie die Träger in ihren Einrichtungen für Sicherheit sorgen.

Der Schock bei den Eltern saß tief, als ihr sechsjähriger Sohn Mitte Juni aus seiner Kita an der Uhlandstraße weglief. Der autistische Junge wurde schnell gefunden, dennoch werden durch solche Vorfälle Verantwortliche noch einmal sensibilisiert. Und auch in der betroffenen Kita gab es Konsequenzen.

„Es ist immer ein Zwiespalt“, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt. „Einerseits sollen Kinder zur Eigenständigkeit erzogen werden, müssen aber auch beschützt werden.“ Generell seien die Kitas in Gladbeck bezüglich ihrer Sicherheit aber gut aufgestellt, „Auch die Superhelden-Kita der Falken, in der der Vorfall geschah. Das kann überall passieren.“

Es gibt feste Regeln für die Sicherheit in Kitas

Um das Risiko aber möglichst gering zu halten, dass ein Junge oder ein Mädchen aus einer Kindertageseinrichtung weglaufen kann, gebe es allgemeine Vorschriften. Diese betreffen vor allem bauliche Maßnahmen. So müsse das Kita-Gelände eingezäunt sein, die Eingangstür sowie Türchen im Außengelände für Kinder verriegelt sein.

Rainer Weichelt

„Einerseits sollen Kinder zur Eigenständigkeit erzogen werden, müssen aber auch beschützt werden.“

Rainer Weichelt

Türklinken müssen in einer solchen Höhe angebracht sein, dass sie von kleinen Kinderhänden nicht erreicht werden können. Bei Betriebsgenehmigungen werde immer auch überprüft, ob diese Schutzmechanismen vorhanden seien.

In der Kita griff nach dem Verschwinden des Jungen gleich der Notfallplan

In der Superhelden-Kita habe sich der Junge, der weggelaufen sei, einen Weg nach draußen gesucht. Dazu lief er schließlich durch einen Gruppenraum auf das Außengelände der Kita. Dann stellte er sich einen Hocker vor das Türchen, um so auf die Straße zu gelangen. „Der Junge hat also gleich mehrere Hürden genommen. Die Betreuung war aber sichergestellt, es handelte sich nur um ein ganz kurzes Zeitfenster, einen unbeobachteten Moment“, berichtet Maresa Kallmeier, Abteilungsleiterin Frühe Bildung und Betreuung bei der Stadt Gladbeck.

Die Erzieherinnen hätten umgehend gehandelt, der Notfallplan habe sofort gegriffen. Zu einem solchen gehöre, dass sofort jemand abgestellt werde, um nach dem Kind zu suchen. Als es nicht auffindbar war, sei die Einrichtungsleiterin informiert und schließlich auch die Polizei alarmiert worden. Auch die Eltern seien umgehend informiert worden, so Kallmeier. Schließlich griff ein Anwohner der Steinstraße den Jungen auf und verständigte die Polizei.

In der Kita an der Uhlandstraße gibt es jetzt weitere Sicherheitsmaßnahmen

Der Träger der Kita, die Falken, sei professionell mit dem Vorfall umgegangen, so Sozialdezernent Rainer Weichelt. Dazu gehöre auch, dass weitere Schutzvorkehrungen eingerichtet worden seien. „Der Träger hat die Situation in der Kita kritisch überprüft. Man kann aus solchen Fällen auch lernen“, so Weichelt weiter.

So müssen nicht genutzte Gruppenräume ab sofort immer abgeschlossen sein. Denn schließlich sei der Junge über einen solchen erst auf das Außengelände gelangt. An den Gruppentüren, die nach außen führen, wurde zudem ein Alarm angebracht. „Sobald ein Kind die Tür öffnet, ertönt ein Signal“, sagt Kallmeier.

So halten es weitere Träger in Gladbeck mit der Sicherheit

Wie halten es weitere Träger in Gladbeck mit der Sicherheit in ihren Einrichtungen? „Wir nehmen solche Vorfälle zum Anlass, um die Situation bei Dienstbesprechungen mit unseren Kita-Leitungen zu reflektieren“, sagt auch Tanja Krakau, Geschäftsführerin der Evangelischen Kirche, die mehrere Einrichtungen in der Stadt betreibt.

Solche Vorfälle würden zum Anlass genommen, um die Situation in den eigenen Kitas noch einmal zu reflektieren, sagt Tanja Krakau, Geschäftsführerin der Evangelischen Kirche Gladbeck.
Solche Vorfälle würden zum Anlass genommen, um die Situation in den eigenen Kitas noch einmal zu reflektieren, sagt Tanja Krakau, Geschäftsführerin der Evangelischen Kirche Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Es werde dann geschaut, wo es in den eigenen Kitas möglicherweise Lücken gebe, wo nachgebessert werden müsse. „Wir sensibilisieren auch unsere Mitarbeiter vor Ort und machen auf unsere Verantwortung aufmerksam.“ Krakau stellt aber auch klar, dass das Freispiel im Außengelände immer eine „Riesen-Verantwortung“ sei. „Gerade bei der aktuellen Personalnot.“

Auch der Kita-Zweckverband legt einen Fokus auf Türen, Tore und Fenster

Der Kita-Zweckverband, Träger der katholischen Kitas in der Stadt, sagt: „Es müssen sämtliche Vorkehrungen getroffen werden, die verhindern sollen, dass Kinder ungewollt das Gebäude oder das Außengelände verlassen. Im Fokus sind insbesondere Türen, Tore und Fenster. Sie sollten verschlossen und für Kinderhände nicht erreichbar sein. Zum Teil sind sie auch mit Alarmmeldern versehen“, so Sprecherin Lina Strafer.

Neben diesen technischen Sicherheitsmaßnahmen sei es wichtig, sowohl mit den Familien als auch mit den Kindern über derartige Gefahren zu sprechen bzw. dafür zu sensibilisieren. „Gerade in Bring- und Abholsituationen, wenn die Aufsichtspflicht von den Familien auf die Kita und umgekehrt übertragen wird, geht es im Eingangsbereich hektisch zu. Dies verlangt ein umsichtiges Verhalten aller Beteiligten und einen wachen Blick auf die Tür.“

Sozialdezernent Rainer Weichelt macht aber auch deutlich: „Hundertprozentige Sicherheit wird man nie hinbekommen. Kinder sind clever und das sollen sie auch sein.“

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