Gladbeck. Eltern in Schultendorf sind in Sorge: Ratten vermehren sich durch Bauarbeiten. Stadt Gladbeck will Maßnahmen zur Lösung des Problems ergreifen.

Ratten – auf der Straße, im Garten und sogar auf dem Spielplatz. Anwohner aus Schultendorf sind alarmiert. Seit einiger Zeit laufen ihnen immer wieder die kleinen Tiere über den Weg. Mütter und Väter bangen um die Gesundheit ihrer Kinder.

„Erst vergangene Woche hat eine Nachbarin eine tote Ratte in ihrem Garten gefunden“, berichtet Florian Goldberg. Der Vater zweier Töchter (drei Jahre und drei Monate) ist erbost. „Das ist besonders toll, wenn die Kinder dann zu der toten Ratte hingehen und sie anfassen möchten.“ Auch in seinen Garten sei erst vor ein paar Tagen ein Nager vom Spielplatz an der Talstraße/Ecke Höhenstraße herübergelaufen und habe sich dort mit einer anderen Ratten bekämpft. „Zum Glück haben die Kinder das nicht mitbekommen, wir hatten zu der Zeit gerade noch ein anderes Kind zu Besuch.“

Gladbecker vermutet Tiefbauarbeiten als Grund für das vermehrte Ratten-Aufkommen

Die vielen Ratten sind Goldberg das erste Mal vor rund zwei Monaten aufgefallen. Er führt das vermehrte Aufkommen der Nagetiere auf die Tiefbauarbeiten zurück, die aktuell an der Tal- und der Eggebrechtstraße laufen. Seine Frau und auch weitere Anwohner hätten sich bereits an das Ordnungsamt gewandt, um Hilfe gebeten. In einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Verwaltung habe diese gesagt, es sei bekannt, dass es in der Stadt einige Ratten gebe, sie aber daher völlig überlastet sei.

Reaktionen auf weitere E-Mails habe es bisher nicht gegeben. „Auch sonst ist nichts passiert, soweit wir mitbekommen haben“, bemängelt Goldberg. Dabei sei doch gerade die Gesundheitsgefahr für Kinder ein Anlass zum Handeln, findet er. Schließlich könnten Ratten „alle möglichen“ Krankheiten übertragen. „Sie verteilen ihren Unrat im Sandkasten, und die Kinder spielen dann damit.“ Auf den Spielplatz-Besuch möchten die Eltern trotz der vielen Ratten bisher aber nicht verzichten. „Die Jungen und Mädchen wollen zum Spielen gerne dorthin gehen.“

Hundehalter haben Sorge, dass die Ratten auch ihre Tiere beißen könnten

Auch Hundehalter würden sich sorgen, dass die Ratten ihre Tiere beißen könnten. „Die Hunde schlagen zum Teil an, wenn sie die Ratten sehen, und wollen sie dann jagen“, so Florian Goldberg. Anwohnerin Heike Köhler berichtet: „Mein Hund hat auch schon mal mit einer Ratte gespielt.“ In ganz Schultendorf seien die Nagetiere aktuell ein Problem, im Bereich des Spielplatzes sei es aber besonders schlimm, da dort Kinder spielten. „Ich habe keine Angst, aber mir geht es um die Kinder“, so Köhler.

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Für Kerstin Goldberg, die mit ihren beiden kleinen Kindern regelmäßig auf den Spielplatz geht, ist es „ein komisches Gefühl, auf der Bank zu sitzen, und unter einem raschelt es, weil da gerade wieder eine Ratte herläuft“. Die Tiere hätten überhaupt keine Scheu vor Menschen, laufen eben auf dem Spielplatz umher oder kommen in die Gärten, berichtet auch Anwohnerin Carina Hellmich. „Es ist ekelhaft, wenn die Kinder hier schaukeln, und die Ratten laufen auf dem Spielplatz hin und her“, sagt sie.

Löcher, durch die die Ratten kommen, sind auf dem Spielplatz an der Talstraße in Gladbeck zu finden.
Löcher, durch die die Ratten kommen, sind auf dem Spielplatz an der Talstraße in Gladbeck zu finden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auf WAZ-Anfrage teilt Verwaltungssprecherin Anna Langhof mit, dass der Stadt Gladbeck keine Probleme mit Ratten in Schultendorf bekannt seien; weder von Bürgern noch von der Baufirma habe es Hinweise gegeben. Sie schließt aber nicht aus, dass die Tiere aufgrund der Tiefbauarbeiten aufgescheucht werden.

Die Stadt Gladbeck beauftragt nach der WAZ-Anfrage einen Schädlingsbekämpfer

Daher werde die Stadtverwaltung nun einen Schädlingsbekämpfer beauftragen, der „in nächster Zeit“ in Schultendorf zum Einsatz kommen soll. Generell weist Langhof darauf hin, dass Müll und Essensreste nicht in Grünanlagen und auf Straßen weggeworfen werden sollen, denn auch das lockt Ratten an. In die Toilette gehören Speisereste ebenfalls nicht.

Die Container neben dem Spielplatz an der Talstraße in Gladbeck seien häufig überfüllt, bemängeln die Anwohner. Sie vermuten dies auch als Teilproblem der Rattenplage.
Die Container neben dem Spielplatz an der Talstraße in Gladbeck seien häufig überfüllt, bemängeln die Anwohner. Sie vermuten dies auch als Teilproblem der Rattenplage. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ein Glas- und ein Altkleidercontainer, die zuletzt noch an der Kirche standen, seien direkt am Spielplatz aufgestellt worden, bemängeln die Anwohner. „Auch das könnte die Ratten-Problematik noch verschärft haben“, vermutet Florian Goldberg. So hätten Spielplatz-Besucher bereits beobachtet, wie einige der Tiere unter den Containern hervorgekrochen kamen. „Warum hat die Stadtverwaltung die Container aus der unbewohnten Zone herausgenommen und direkt neben den Spielplatz gestellt?“, fragt der Vater. Außerdem lägen neben dem Glascontainer häufig Scherben. „Die Kinder, die mit ihrem Roller oder Laufrad auf den Spielplatz kommen, haben dann hinterher einen Platten in ihren Fahrzeugen“, ärgert er sich.

>>> An diese Stelle können sich Bürger bei Problemen mit Ratten wenden:

Anna Langhof weist darauf hin, dass das städtische Ingenieuramt zuständig für die Rattenbekämpfung ist. Bürger können Hinweise direkt an Hanna Köhl geben. Kontakt per Telefon unter 02043/99 2049 oder per E-Mail an hanna.koehl@stadt-gladbeck.de. In der Stadt sei regelmäßig ein Schädlingsbekämpfer im Einsatz, um die Lage zu kontrollieren. Wer auf dem Privatgrundstück Ratten entdeckt, muss selbst einen Schädlingsbekämpfer beauftragen. Bürger können Beschwerden aller Art auch über die Mängel-App der Stadt Gladbeck melden.

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