Gladbeck. Mit der Geburt eines Babys ändert sich vieles – auch für ältere Geschwister. In Gladbeck gibt es nun einen Kurs für ältere Schwestern und Brüder.

  • Bei künftigen großen Geschwistern können auch Ängste mit der Ankunft des neuen Familienmitglieds verbunden sein.
  • Sozialpädagogin Christin Loße bietet in der Hebammenpraxis Gladbeck einen Kurs speziell für werdende Brüder und Schwerstern an.
  • Im Geschwister-Kurs in der Hebammenpraxis geht es dann auch vor allem darum, noch einmal Zeit nur alleine mit Mama zu haben, bevor das neue Baby kommt.

„Wisst ihr denn, wann das Baby auf die Welt kommen soll?“, fragt Christin Loße in die Runde und blickt in sechs kleine neugierige Gesichter. Die Sozialpädagogin bietet in der Hebammenpraxis Gladbeck einen Kurs speziell für werdende Brüder und Schwerstern an – und die Nachfrage ist äußerst groß. Na klar wissen die künftigen großen Geschwister, wann sie endlich zu solchen werden. Oder erneut werden. „Im Sommer“, sagt Ella stolz und schmiegt sich an den runden Bauch ihrer Mama.

Wenn ein neues Kind in eine Familie kommt, ist die Aufregung, die Neugierde und die Freude groß. Doch gerade bei den künftigen großen Geschwistern können auch Ängste mit der Ankunft des neuen Familienmitglieds verbunden sein. „Auch viele Eltern haben die Sorge, dass der oder die Ältere erst einmal zurückstecken muss“, sagt Loße, die selbst junge Mutter ist. Gefühle wie Wut und Eifersucht dürften bei den Kindern aber auch sein. Schließlich verändere sich für sie die Situation gravierend, und diese Situation wiederum könnten sie selbst nicht verändern.

Frisch gebackene Geschwister möchten oft noch einmal Brei essen und an Mamas Brust

Daher sei es wichtig, die Kinder gut vorzubereiten. „Es hilft, exklusive Eltern-Zeiten für die großen Kinder zu haben.“ Auch noch einmal gemeinsam in den Baby-Zeiten des großen Geschwisterchens zu schwelgen, sei schön. Wenn der Nachwuchs dann da ist, würden viele Brüder und Schwestern selbst wieder in die Babysprache verfallen, Brei essen wollen, vielleicht wieder an Mamas Brust trinken wollen. „Das hilft vielen, weil der Verlust nicht so groß ist, als wenn manche Dinge nur dem Baby vorbehalten sind“, erklärt Loße.

Anhand von Büchern vermittelt Sozialpädagogin Christin Loße den Kindern, wie es ist, ein Geschwisterchen zu haben.
Anhand von Büchern vermittelt Sozialpädagogin Christin Loße den Kindern, wie es ist, ein Geschwisterchen zu haben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auf die Idee, einen Kurs speziell für werdende Geschwisterchen anzubieten, kam Christin Loße, weil das Thema in ihren anderen Kursen zu Beikost oder Babyschlaf immer wieder auftauchte. Und damit hatte sie wohl den richtigen Riecher: Bis August sind alle Geschwister-Kurse bei ihr bereits ausgebucht. „Es gibt nur wenige solcher Angebote im Umkreis.“ Teilnehmende Kinder sollten mindestens drei Jahre alt sein, „um zu verstehen, was da passiert“, und der Bauch der Mama sollte auch schon deutlich sichtbar sein.

Im Geschwister-Kurs können die Kinder noch einmal Zeit nur mit Mama verbringen

Im Geschwister-Kurs in der Hebammenpraxis geht es dann auch vor allem darum, noch einmal Zeit nur alleine mit Mama zu haben, bevor das neue Baby kommt. Und um die vielen Fragen rund um die spannende Zeit, die vor den Familien liegt. „Wisst ihr, was das Baby im Bauch schon alles machen kann?“, fragt Christin Loße. „Es kann sich drehen“, weiß Leni (6). „Und Purzelbäume schlagen“, sagt Ella (5). Die beiden waren auch schon mal mit ihren Mamas beim Arzt und haben da erste Ultraschall-Fotos ihrer Geschwister gesehen.

Eine drängende Frage, die Kinder kurz vor der Geburt beschäftigt, sei immer, wer denn auf sie aufpasse, wenn Mama und Papa ins Krankenhaus fahren müssen. Doch bei den kleinen Kursteilnehmern ist die Frage längst geklärt. „Oma und Opa“, lautet die einstimmige Antwort.

Die Kinder basteln für den Nachwuchs ein kleines Geschenk

Christin Loße vermittelt den stolzen Jungen und Mädchen auch einiges an Wissen. Über die Nabelschnur werden die Babys von ihren Müttern mit Nahrung versorgt, und sie können schon im Bauch Stimmen hören und erkennen sie dann nach ihrer Geburt wieder, erfahren die Kinder etwa.

Laurin übt im Geschwister-Kurs der Hebammenpraxis Gladbeck schon einmal das Wickeln an einer Puppe. Mama Nina Libor hilft ihm dabei.
Laurin übt im Geschwister-Kurs der Hebammenpraxis Gladbeck schon einmal das Wickeln an einer Puppe. Mama Nina Libor hilft ihm dabei. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und dann dürfen sie auch schon selbst aktiv werden und für ihren Bruder oder ihre Schwester etwas basteln. „Eine Tiger-Schere“, ruft Laurin begeistert und kommt vom kleinen Basteltisch zurück zu seiner Mutter gelaufen. Er hat sich außerdem ein rotes Band ausgesucht. Dann läuft er schnell zurück und holt sich noch zwei gelbe Bänder. Auch die anderen Kinder haben sich Bänder in bunten Farben ausgesucht und wickeln diese gemeinsam mit ihren Müttern um einen kleinen Ring – ein erstes Geschenk für den Neuankömmling.

Die stolzen Brüder und Schwestern freuen sich schon darauf, ihre Eltern unterstützen zu können

„Wie könnt ihr euren Eltern helfen, wenn das Baby da ist?“, fragt Christin Loße gleich darauf. Und da haben die Kinder schon ganz viele Ideen: beim Füttern, beim Tragen, beim Wickeln. Letzteres dürfen sie dann gleich ausprobieren, natürlich nur im Spiel, an einer Puppe. Loße verteilt kleine Windeln, denn das kleine Baby habe gerade Pipi gemacht. „Auch Aa“, sagt Ella, während sie am Puppenpopo schnuppert.

Christin Loße schnallt Sofia eine Puppentrage um den Bauch. Schwester Leni schaut zu.
Christin Loße schnallt Sofia eine Puppentrage um den Bauch. Schwester Leni schaut zu. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dann wickeln sich Lili, Ella und auch Sofia nach und nach eine Puppentrage vor den Bauch. Ein super Schlafplatz für kleine Babys. Jetzt sind die künftigen großen Geschwister bestens gewappnet für den anstehenden Nachwuchs.

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