Gladbeck. Das Berufskolleg Gladbeck stellt sich modern für die Zukunft auf. Die in Finanznot geratene Johannes-Kessels-Akademie könnte Hilfe erhalten.

Das Berufskolleg in Gladbeck geht gestärkt in die Zukunft. Das zeigt der jetzt vom Kreistag verabschiedete Schulentwicklungsplan (SEP) 2022-2027 für die acht Berufskollegs, die in Trägerschaft des Kreises Recklinghausen geführt werden. Die umfassende Sanierung des alten Gebäudes Eins bewegt sich in die Schlussphase. Grünes Licht gibt es auch für die neue Berufsfachschule für Körperpflege, die erstmals nach den Sommerferien startet. In naher Zukunft könnte sich das Angebot auch in Richtung Berufe des Sozial- und Gesundheitswesens ausweiten. Denn: Die Ausbildung von Fachkräften für Kindergärten und mobile Pflege ermöglicht bislang das Bistum Essen mit der Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck, deren Finanzierung nicht mehr gewährleistet ist.

Zunächst zur Sanierung. Mehr als sechs Millionen Euro fließen in die Ertüchtigung von Gebäude Eins und Verbindungsbau Sieben. Der dreigeschossigen Hauptbau aus dem Jahre 1954 entsprach nicht mehr den gültigen Brandschutzvorschriften, der baulich auf den neuesten und barrierefreien Stand (u.a. Einbau Aufzugsanlage, behindertengerechte Toiletten) gebracht und energetisch optimiert wird. Eine Photovoltaikanlage, Wärmetauscher, LED-Beleuchtung und E-Ladesäulen für Kraftfahrzeuge (Parkplatz Paßmannstraße) runden das Sanierungsvorhaben auch im Hinblick auf den Vestischen Klimapakt ab.

Die Fertigstellung der Sanierung des Berufskollegs in Gladbeck verschiebt sich

Auch interessant

Die neue Lehrküche wird vom Obergeschoss ins Erdgeschoss verlegt, die Räume für die Veranstaltungstechnik im 1. Obergeschoss neu konzeptioniert. Das Satteldach auf dem Gebäude wird vollständig neu eingedeckt. Belastete Dämm- und Dichtstoffe wurden entsorgt und ersetzt, Heizkörper erneuert, neue Fenster eingesetzt und Sonnenschutzanlagen an der Süd- und Westfassade eingebaut. Das kleine Verbindungsgebäude Sieben wird ebenfalls umfassend saniert, auch ein Anbau ist dort nötig.

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben sich indes auch auf den Zeitplan bei der Sanierung des Berufskollegs ausgewirkt. Die Fertigstellung der dann umfassend sanierten Schule ist bis zum Ende der Sommerferien nicht zu schaffen. „Wir hoffen, dass alles bis zum Ende des Jahres fertig wird, spätestens zum Start des zweiten Schulhalbjahres im Februar 2023“, so Schulleiter Holger Pleines. Dem Direktor und seinem Team ist es gelungen, in den vergangenen fünf Jahren die Schülerzahl um 20 Prozent zu steigern. Und Pleines geht davon aus, dass trotz demografisch wieder rückläufiger Zahlen die Schülerzahlen nicht nur gehalten, sondern – wie im SEP dargestellt – von derzeit 1750 auf 1800 gesteigert werden können.

Eine Integration der Johannes-Kessels-Akademie als Dependance des Berufskollegs Gladbeck ist denkbar

Das Berufskolleg übernimmt die Funktion einer Oberstufe für die Haupt- und Realschulen sowie für die Abgänger der Gesamtschule und der Gymnasien in Gladbeck. Neben dem Abitur kann auch die Fachhochschulreife erlangt werden, sowie die mittlerer Reife und der erweiterte Hauptschulabschluss. Als Partner des Handwerks werden im dualen Bereich schulisch Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Maler- und Lackierer, Tischler, Berufskraftfahrer, Veranstaltungstechniker, Friseure, Bank- und Industriekaufleute, Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer und Steuerfachangestellte ausgebildet. Relativ neu angeboten werden im Bereich der zweijährigen Berufsfachschule die Profile „IT“ und „Gesundheitsmanagement“, „Wirtschaftsingenieurwesen“ und „Informationstechnik“.

Holger Pleines ist Leiter des Berufskollegs in Gladbeck.
Holger Pleines ist Leiter des Berufskollegs in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Aktuell rücken zudem für das Berufskolleg Gladbeck die Berufe des Sozial- und Gesundheitswesens in den Fokus. Hintergrund ist die noch ungeklärte Zukunft der Johannes-Kessels-Akademie an der Allensteiner Straße, da das Bistum Essen angekündigt hat, die Finanzierung nicht mehr sicherstellen zu können. Bislang sieht es danach aus, dass allein der Kreis dafür Sorge tragen könnte, den Fortbestand der wichtigen Einrichtung zu sichern, die 380 Schülerinnen und Schüler zur Ausbildung im Sozial- und Gesundheitswesen besuchen. Eine Integration als Dependance des Berufskollegs Gladbeck ist denkbar, da an der Herderstraße selbst nicht genügend Raumkapazität bestünde.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

„Der Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung befasst sich derzeit intensiv mit dem Thema Zukunft der Johannes-Kessels-Akademie und steht dazu im engen Austausch mit allen Beteiligten“, so die Pressesprecherin der Kreisverwaltung, Lena Heimers, auf Anfrage. Angedacht sei, „das Thema nach der Sommerpause in der Sitzungsfolge der Kreistagspolitik weiter zu vertiefen“. Berufskolleg-Direktor Holger Pleines sagt, dass er der Entscheidung der Politik nicht vorgreifen wolle. Er persönlich könne sich aber „sehr gut vorstellen, den Bildungszweig zu integrieren und den Standort als Dependance zu führen“.