Gladbeck. Das Hochwasser mit Todesopfern an der Ahr hat jetzt auch Auswirkung für Gladbeck. Ein Beschluss des Kreistages verbessert die Sicherheitslage.

Der Kreistag hat jetzt die Anschaffung von Satellitentelefonen für jede kreisangehörige Stadt – also auch Gladbeck – beschlossen. Auslöser ist das verheerende Hochwasser an Ahr und Erft. Warum der Schutz der Bevölkerung für den Krisen- und Katastrophenfall im Kreisgebiet verbessert werden muss, stellte die zuständige Fachbereichsleiterin für den Bereich Recht und Ordnung dar.

Lesen Sie auch:

Dr. Ann-Kathrin Besemann-Schulte zeigte den Kreistagsmitgliedern in ihrer Vorlage auf, inwieweit das Ahr-Hochwasser Schwächen in den Kommunikationsketten offengelegt habe. Die Auswertung der Katastrophenbewältigung hat bekanntlich belegt, dass viele Anwohner der anschwellenden Flüsse zu spät gewarnt wurden, etliche Todesopfer zu beklagen sind. Die Fachbereichsleiterin erläuterte, dass die gängigen Telekommunikationsmittel (Festnetztelefon, Mobiltelefon) „von einer funktionstüchtigen Infrastruktur abhängig sind“. Bei Ausfall der Stromversorgung funktionierten diese Telefone nur solange, „wie die Infrastruktur mit Notstrom versorgt ist“. Dieses bedeute, dass in diesem Ereignisfall Festnetzanschlüsse flächendeckend ausfallen, da moderne Telefonanlagen ebenfalls auf eine Stromversorgung angewiesen seien „und Privathaushalte, wie auch der überwiegende Teil der Industrie und des Handels, nicht über eine Notstromversorgung verfügen“.

Ohne Telefonverbindung wurde die Arbeit des Krisenstabes erschwert

Mit einem Satellitentelefon kann im Krisenfall die Verbindung zwischen Behörden sichergestellt werden, wenn die herkömmlichen Telefonverbindungen durch Stromausfall nicht möglich sind (Beispielbild).
Mit einem Satellitentelefon kann im Krisenfall die Verbindung zwischen Behörden sichergestellt werden, wenn die herkömmlichen Telefonverbindungen durch Stromausfall nicht möglich sind (Beispielbild). © picture alliance / JOKER | Alexander Stein

Ein Großschadensfall, der breite Flächen betreffe, wie zum Beispiel das Hochwasser an Ahr und Erft im Juli 2021, hätten auch zu einem großflächigen Ausfall der Mobilfunkinfrastruktur geführt, „da Sendestationen beschädigt wurden oder die Notstromversorgung nicht ausreichte“. Ein Unglück, dass die Arbeit der Krisenstäbe belastete, „da die Führungsstrukturen im Feuerschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zur Sicherstellung der Aufgabenwahrnehmung auf eine störungsfreie Kommunikation angewiesen sind“.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Um letztere besser im Kreis Recklinghausen sicherstellen zu können, schlug die Kreisverwaltung vor, dass für jede kreisangehörige Stadt zwei Satellitentelefone angeschafft werden. Denn durch die Beschaffung und Bereitstellung der Geräte solle eine Kommunikation zwischen den Führungsorganen der kreisangehörigen Städte (Stab für außergewöhnliche Ereignisse und Feuerwehreinsatzleitung) und denen des Kreises (Krisenstab und Kreiseinsatzleitung) sowie zwischen dem Landrat, der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern auch bei Strom und Mobilnetzausfall gewährleistet werden.

Gladbecker Ordnungsdezernentin begrüßt die Stärkung der Einsatzfähigkeit

Ordnungsdezernetin Linda Wagner begrüßt, dass die Einsatzfähigkeit der Gladbecker Stadtverwaltung gestärkt wird.
Ordnungsdezernetin Linda Wagner begrüßt, dass die Einsatzfähigkeit der Gladbecker Stadtverwaltung gestärkt wird. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Bei der Beschaffung der Geräte sei es wichtig, erklärte die Fachbereichsleiterin weiter, „dass alle Geräte im gleichen Satellitensystem genutzt werden“. Der Kreis nutze bislang, wie auch die Bezirksregierung und das Land, das System Inmarsat. Weiterer Vorschlag: Zusätzlich zum Satellitentelefon jeweils einen digitalen Meldeempfänger zu beschaffen. Denn über das kreisweite unabhängige Alarmnetz könne an diese Meldeempfänger „im Bedarfsfall ein Weckruf zur Inbetriebnahme der Satellitentelefone erfolgen“.

In Gladbeck verfügt bereits die Feuerwehr über drei Satellitentelefone. „Eines liegt in der Feuerwehrzentrale an der Wilhelmstraße bereit, ein weiteres ist Teil der Ausrüstung des Einsatzleitwagens und ein weiteres liegt als Reserve bereit für den Bedarfsfall, wenn der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zusammenkommen müsse“, so David Hennig von der Pressestelle der Stadt. Die Rechts- und Ordnungsdezernentin der Stadt, Beigeordnete Linda Wagner, begrüßt die zusätzlichen beiden Satellitentelefone für das Rathaus. „Sie tragen dazu bei, dass im Krisenfall die Einsatz- und Kommunikationsfähigkeit der Stadtverwaltung gestärkt wird.“

Der Kreistag hat die Anschaffung der Telefone einstimmig beschlossen

Für die Beschaffung der 20 Satellitentelefone (je 773,50 Euro) nebst Zubehör (Aufbewahrungskoffer 95,20 Euro, digitaler Meldeempfänger 357 Euro als Weckfunktion) würden Beschaffungskosten in Höhe von rund 24.500 Euro anfallen. Die monatlichen Betriebskosten betragen zudem je etwa 1200 Euro, somit 14.400 Euro pro Jahr. Der Kreistag folgte dem Vorschlag der Verwaltung und beschloss einstimmig, die 20 Satellitentelefone für die Kreisstädte anzuschaffen und auch die weiteren Betriebskosten zu tragen, um die Kommunikation im Krisen- und Katastrophenfall im Kreisgebiet besser sicherzustellen.