Essen-Haarzopf. Ein Haarzopfer hat Arbeiten in seiner Straße beobachtet und hofft nun auf schnelles Internet. Doch das kann offenbar dauern.

Günter Horn (67) aus Essen-Haarzopf wünscht sich einen Glasfaseranschluss in seinem Haus an der Humboldtstraße. „Ich komme derzeit auch so klar, aber vor allem für meine Mieter, die teils im Homeoffice arbeiten und auf schnelle Internet-Verbindungen angewiesen sind, ist das wichtig.“ Doch das gesamte Prozedere von der Unterzeichnung von Erklärungen bis hin zu Zuständigkeiten der einzelnen Firmen empfindet der Haarzopfer als chaotisch. Ein Anschluss scheint tatsächlich so schnell nicht in Sicht.

Bevor er irgendetwas unterschreibe, müssten noch viele offene Fragen geklärt werden, sagt er sichtlich genervt. Eigentlich hatte er sich das alles viel einfacher vorgestellt und sich schon auf einen Wechsel des Anbieters gefreut.

Auf einer Veranstaltung in Essen-Haarzopf hat sich der Bürger informiert

Im Oktober 2023 besuchte Günter Horn mit weiteren Nachbarn eine Informationsveranstaltung zum Glasfaserausbau von Eon/Westconnect beim Tanzsportclub Blau-Gelb in Haarzopf. „Dort wurde zugesagt, dass es keinen Doppelausbau von verschiedenen Firmen geben werde. Man werde nur da Kabel verlegen, wo noch keines liege“, erinnert sich Horn, der nun davon ausging, dass Glasfaser in seiner Straße verlegt werden würde, von welcher Firma auch immer.

Der Haarzopfer möchte am liebsten auf den Anbieter 1&1 umsteigen, einen Kooperationspartner von Eon/Westconnect. Mit seinem derzeitigen Anbieter habe es bei der Neugestaltung der Humboldtstraße zwischen 2018 und 2022 immer wieder Probleme und Störungen gegeben, nennt er als Grund für seine Wechselabsichten im Zuge des Glasfaserausbaus.

Anfang November 2023 erhielt Horn mehrere Schreiben von Eon/Westconnect zur erforderlichen Grundstückseigentümer-Erklärung. Mit dieser stimmen Eigentümer der Verlegung der Kabel und Hausanschlüsse auf ihrem Grundstück zu. Die Erklärung schickte er zurück und erhielt eine Eingangsbestätigung. Ein Eon-Mitarbeiter habe dann eine Vorbesichtigung für die Installation durchgeführt.

Im Sommer 2024 hat der Essener Arbeiten in seiner Straße beobachtet

Im Juli 2024 hätten dann Arbeiten auf der gegenüber liegenden Straßenseite (mit geraden Hausnummern) begonnen, nach Horns Beobachtungen im Auftrag von Eon/Westconnect. Offenbar seien Stammleitungen unter dem Gehweg verlegt worden, so Horns Wahrnehmung. Er rechnete damit, dass die Arbeiter anschließend auf seiner Straßenseite (ungerade Hausnummern) weitermachen würden.

Stattdessen rückten aber im August zu Horns Überraschung Arbeiter der Konkurrenz-Firma Ruhrfibre an. „Dabei habe ich doch einen Vertrag mit Eon unterschrieben. Den Sachverhalt zu klären, ist mir trotz vieler Anrufe bei verschiedenen Stellen nicht gelungen. Man wollte mich zurückrufen, was aber nicht passierte“, so Günter Horn.

Der Essener fühlt sich von den Unternehmen schlecht informiert

Eigentlich sei es ihm egal, welche Firma die Kabel verlege. „Aber man hätte uns informieren können, wenn sich die Firmen da irgendwie geeinigt und das Gebiet unter sich aufgeteilt haben. Wir haben ja schließlich bei Eon und nicht bei Ruhrfibre die Grundstückseigentümer-Erklärung unterschrieben. Es werden so viele Wurfzettel zum Glasfaserausbau verteilt, da hätte man auch noch einen mehr einwerfen können“, ärgert sich Horn, der nach eigener Aussage für mehrere Nachbarn spricht.

Von den Arbeiten an der Humboldtstraße hat Anwohner Günter Horn Fotos gemacht. Jetzt hofft er, dass sich seine Fragen klären.
Von den Arbeiten an der Humboldtstraße hat Anwohner Günter Horn Fotos gemacht. Jetzt hofft er, dass sich seine Fragen klären. © FUNKE Foto Services | Repro: Dirk A. Friedrich

Der Haarzopfer befürchtet, dass aus seinem geplanten Anbieterwechsel nichts wird. Eine Eon-Mitarbeiterin habe von einer dreijährigen Sperre gesprochen, wenn die Anwohner auf der Seite mit den ungeraden Hausnummern einen 1&1-Anschluss haben wollten. „Wann diese Sperre beginnen würde, ist mir ebenfalls nicht klar“, so Horn.

Kurioserweise werbe die Firma aber jetzt bei ihm für einen Vertragsabschluss. Im September sei per Flyer eine Prämie von knapp 400 Euro für die Anschlussaktivierung angeboten worden. „Ich habe schon mehrere Werbeanrufe von 1&1-Mitarbeitern bekommen. Aber solange meine Fragen nicht geklärt sind, unterschreibe ich gar nichts, zumal die Hausanschlüsse ja noch gar nicht existieren“, ist Günter Horn irritiert.

Möglicherweise muss der Essener noch länger auf schnelles Internet verzichten

Und es wird noch kurioser: Nachdem diese Redaktion Westconnect und Ruhrfibre kontaktiert hat, scheint es, dass Günter Horn und seine Nachbarn wohl noch länger auf schnelles Internet via Glasfaserkabel verzichten müssen.

So teilt Westconnect mit, dass Westnetz als für den Bau beauftragter Partner von Westconnect in Haarzopf bisher keine Längsleitung verlegt habe. „Es scheint sich um ein Missverständnis zu handeln. Generell ist die Westconnect gegen einen sogenannten Überbau und vermeidet diesen, wann immer möglich“, heißt es aus der Pressestelle. Ein Vertrag mit Eon gelte nicht für Ruhrfibre. Dies sei ein eigenständiges Unternehmen und biete im Rahmen des Wettbewerbs eigene Lösungen an.

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Die Frage von Günter Horn, ob er zu seinem Wunschanbieter wechseln könne, beantwortet das Unternehmen zunächst sehr generell, ohne auf die Situation in Haarzopf einzugehen: „Westconnect befürwortet Open Access, d.h. jeder Anbieter von Glasfaser-Telekommunikationsprodukten kann zu marktüblichen Konditionen, ähnlich wie beim Kupfernetz, einen Zugang zu den Glasfaserstrecken der Westconnect erhalten und den über dieses Netz angeschlossenen Kunden die eigenen Produkte anbieten.“

Laut Westconnect gebe es beispielsweise die Möglichkeit, auf den Netzen der Westconnect Glasfaserverträge mit Eon oder 1&1 abzuschließen. Mit weiteren Telekommunikationsunternehmen stehe man derzeit in Verhandlungen. „Welche Partner die Ruhrfibre auf ihren Netzen zulässt, liegt im Verantwortungsbereich der Ruhrfibre.“

Erst auf Nachfrage geht das Unternehmen auf den konkreten Fall ein und teilt mit, man freue sich, mitteilen zu können, „dass in der Humboldtstraße 283 Glasfaser durch uns, nach Abschluss der Baumaßnahmen, verfügbar sein wird“. Der Ausbau sei allerdings noch nicht gestartet.

Die Firma Ruhrfibre plant in der Straße in Essen-Haarzopf keine Hausanschlüsse

Sollte ein Kunde einen Vertrag (z.B. bei 1&1) abschließen, das Netz aber nicht ausgebaut werden, käme der Vertrag auch nicht zustande. „Es entstehen dem Kunden durch einen Abschluss in diesem Fall keine Kosten“, so die Auskunft von Westconnect. Für Günter Horn nur eine bedingt gute Nachricht: kein Netz und Anschluss, keine Kosten. Aber eben auch kein schnelles Internet.

Auch die Pressestelle von Ruhrfibre hat für Günter Horn und seine Nachbarn keine guten Nachrichten: Das Unternehmen habe an der Adresse lediglich Bauarbeiten im Bürgersteig durchgeführt. Diese hätten sich auf den Anschluss eines nahegelegenen Verteilers an das Fernnetz bezogen. „Es findet kein weiterer Glasfaserausbau in Form von einzelnen Hausanschlüssen in dieser Straße statt.“ 

Günter Horn bleibt jetzt nur, auf den angekündigten Netzausbau von Westconnect zu warten.

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