Essen-Bochold. An der Bocholder Straße in Essen sind Glasfaserkabel verlegt worden – mit unangenehmen Folgen. Anwohner sagen: „Wir sind genervt und sauer.“

Freitagmittag, 6. Dezember, 14 Uhr. Ortstermin an der Bocholder Straße. Die Anwohner Fabian Helmer, Thorsten Heisterkamp und Susanne Heisterkamp-Most stehen mit gezückten Handys draußen und dokumentieren die Schäden, die durch den Glasfaser-Ausbau in ihrer Straße verursacht wurden. Die Liste ist bereits beträchtlich lang. Jetzt hat auch noch ein Fahrzeug Benzin verloren, das in Regenbogenfarben auf der Straße schimmert. Die Feuerwehr muss anrücken. Sprecher Nico Blum bestätigt den Einsatz später auf Anfrage dieser Redaktion.

Was ist in Bochold passiert? Fabian Helmer (38) beginnt von vorne. „Vor Wochen wurde im Ziegelbäckerweg und Mühlengrund Glasfaser gelegt“, berichtet er. „Danach waren die Gehwegplatten teilweise lose, krumm und schief und circa 0,5 bis 1 Zentimeter höher als vorher zum Randstein. Daraufhin standen wir bereits mit dem Büro des Bürgermeisters in Kontakt.“

Anwohner in Essen-Bochold sind sauer über Glasfaser-Arbeiten

Es habe nachgearbeitet werden sollen, allerdings habe die ausführende Firma das nie gemacht. Nach mehrmaligem Nachfragen sei die Stadt Essen selbst gekommen und habe die Fehler ausgebessert. Nun lasse die Ruhrfibre auf der Bocholder Straße, in Höhe der Hausnummern 179 bis 186, Glasfaser verlegen: „Und was sollen wir sagen, der Ärger geht wieder los.“

Glasfaser-Arbeiten in Essen-Bochold: So sah es am Freitag (6.12.) aus, als die Arbeiten während Regenwetters unterbrochen wurden.
Glasfaser-Arbeiten in Essen-Bochold: So sah es am Freitag (6.12.) aus, als die Arbeiten während Regenwetters unterbrochen wurden. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Helmer zählt auf, was er während der Bauarbeiten beobachtet habe: Der Asphalt sei mit einer kleinen Kreissäge aufgeschnitten worden, die gar nicht bis zum Ende des Asphalts gereicht habe. Somit habe der Bagger auch das Stück Asphalt mit hochgehoben, das gar nicht geöffnet werden sollte – und den intakten Asphalt aufgerissen: „Bei uns ist es dadurch am Zaun schon zu leichten Abschürfungen gekommen.“

Glasfaser-Arbeiten in Essen-Bochold: Intakte Leitung durchtrennt

Zudem, führt Helmer weiter aus, fehlten Brücken für Einfahrten und Eingänge. „Die, die da sind, sind nicht abgesichert an den Seiten“, sagt der Anwohner. Außerdem seien die Grünstreifen kaputt gefahren von den Baufahrzeugen. Dazu gehöre zum Beispiel auch ein Beet, dass man in Eigenregie pflege. Das Beet sei nun zerstört, die Pflanzen dahin, die Firma habe einfach Erde darauf geschüttet.

Im Sommer hatte die Telekom an der gleichen Stelle schon einmal Glasfaser verlegt. Susanne Heisterkamp-Most (56) hat damals einen Glasfaser-Tarif gebucht. Bei den Ruhrfibre-Bauarbeiten ist nun versehentlich das Kabel ihres bestehenden Anschlusses durchtrennt worden. „Ich hatte eine Woche kein Internet“, erzählt sie am Donnerstag (12.12.). Und da hänge ja alles dran, auch Fernsehen und Telefon. Am Mittwoch (4.12.) sei die Leitung gekappt worden, am Dienstag (10.12.) endlich wieder repariert.

Ruhrfibre erklärt: Glasfaser-Arbeiten in Essen-Bochold wurden stark erschwert

Fabian Helmer schildert weiter, dass der zweite Gehweg zur Straße hin nicht absperrt worden sei, sondern die Baufahrzeuge dort geparkt hätten. Anwohner mit Kinderwagen und Hund hätten bereits auf die vielbefahrene Straße ausweichen müssen. Helmer: „Wir sind mittlerweile echt genervt und sauer, was hier in Essen mit dem Glasfaserausbau abgeht.“

Die Anwohner in Essen-Bochold ärgern sich über die Schäden, die der Glasfaser-Ausbau – wie hier – hinterlassen hat. Ruhrfibre will alles beseitigen.
Die Anwohner in Essen-Bochold ärgern sich über die Schäden, die der Glasfaser-Ausbau – wie hier – hinterlassen hat. Ruhrfibre will alles beseitigen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Auf Anfrage erklärt Ruhrfibre-Geschäftsführer Christopher Rautenberg erst einmal grundsätzlich: „Die Baumaßnahmen an der Bocholder Straße waren angesichts des sehr schlechten Wetters, der veralteten Beschaffenheit der Gehwegoberflächen und der ‚unwürdigen, diskriminierenden‘ Behandlung eines Anwohners (Zitat), der viele Dinge besser zu wissen schien, aber dabei nicht immer richtig lag, deutlich erschwert.“

Essen-Bochold: Ruhrfibre will Gehwege und Grünfläche wieder herstellen

Darüber hinaus sei das Mängelschreiben zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem die Bau- und damit Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen gewesen seien. Der Zustand der Gehwege sowie der beschädigten Grünflächen werde im Anschluss an die Arbeiten in Bochold „vorschriftsmäßig wieder hergestellt“. Im Folgenden geht Rautenberg auf die einzelnen Kritikpunkte ein.

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„Der Baubereich auf der Bocholder Straße weist zwei Gehwege auf, die durch eine Reihe Bäume geteilt sind. Gemeinsam mit einem Vertreter der Stadt Essen wurde beschlossen, den hausseitigen Gehweg zu sperren und über den alternativen Gehweg zu leiten“, so der Ruhrfibre-Geschräftsführer. „Das wurde exakt so umgesetzt. Ob während der Bauarbeiten dennoch kurzzeitig ein Gehweg gefehlt hat, lässt sich für uns nicht mehr sicher nachvollziehen. Uns vorliegende Fotos zeigen deutlich, dass Fußgängerwege korrekt eingerichtet wurden.“

Glasfaser in Essen: Ruhrfibre weist Vorwürfe zurück

Zum eingesetzten Werkzeug erklärt Rautenberg, dass es im Baubereich viele Bäume gebe. Um diese Bäume durch die Bauarbeiten nicht zu beschädigen, sei vom Generalunternehmer ein Baumsachverständiger eingesetzt und in Abstimmung mit ihm die Grabenarbeiten per Hand mit einem Trennschleifer durchgeführt worden. Ein Anwohner habe die Facharbeiter vor Ort anweisen wollen, für die Arbeiten einen Fugenschneider einzusetzen, was allerdings wegen des Wurzelwerks der Bäume in diesem Bereich nicht erlaubt sei. Rautenberg: „Das Team vor Ort hat also vollkommen korrekt gehandelt. Eine Kreissäge ist übrigens niemals im Einsatz gewesen.“

„Nicht nachvollziehbar und korrekt“ sei für Ruhrfibre ebenfalls der Vorwurf, es hätte keine Brücken für Einfahrten und Eingänge gegeben bzw. die vorhandenen Brücken seien an den Seiten nicht abgesichert gewesen: „Nach Angaben des Generalunternehmers wurden die Fußgängerbrücken vorschriftsmäßig errichtet und abgesichert, das bestätigen auch der zuständige Bauüberwacher sowie eine Fotodokumentation.“

Bis Weihnachten sollen Mängel in Essen-Bochold beseitigt sein

Dass es bei den Bauarbeiten zur Beschädigung einer Leitung der Telekom gekommen sei, bedauere man sehr. „Selbstverständlich wurde der Schaden sofort gemeldet und die Anwohner informiert“, so Rautenberg. „Wir möchten darauf hinweisen, dass unsere Generalunternehmer leider keine Auskunft darüber bekommen, wo genau die Telekom ihre Leitungen verlegt hat.“ Das erschwere die Arbeiten und könne im Einzelfall zu solchen Vorfällen führen. 

Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten lasse es sich außerdem nicht immer vermeiden, Grünflächen mit Baustellenfahrzeugen zu befahren. Dies sei auch in der Bocholder Straße der Fall gewesen. „Laut Angaben des Generalunternehmers hat der Bautrupp bereits mit einer Anwohnerin dazu eine Regelung gefunden und die Beseitigung der Schäden zugesichert“, erkärt Rautenberg.

Das werde nach vollständigem Abschluss der Arbeiten – noch vor Weihnachten – passieren. Rautenberg: „Unser Generalunternehmer wird dabei neuen Mutterboden auf den Grünstreifen aufbringen und die Blumen ersetzen.“ Ob es während der Asphaltarbeiten zu Abschürfungen am Zaun des Anwohners durch den Bautrupp gekommen sei, prüfe man derzeit. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, werde das Bauunternehmen den Mangel „selbstverständlich schnellstmöglich beseitigen“.

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